Hagen. . 16 Studenten der Fernuniversität Hagen haben eine Woche lang ein Entwicklungskonzept für eine Genossenschaft entwickelt, die auf dem Gebiet des Webhosting unterwegs ist. Bilanz im Anschluss: Unternehmen zufrieden, Studenten auch.
Die Idee ist bestechend: Studenten der Wirtschaftswissenschaften beraten ein Unternehmen, das sich eine professionelle Beratung nicht leisten kann. Die angehenden Wissenschaftler gewinnen so praktische Erfahrung und die Firma bekommt ein neues Konzept. Studi-Consulting hat Fernuni-Professor Stephan Meyering seine Idee getauft, und 16 Studierende aus ganz Deutschland und der Schweiz haben eine ganze Woche dafür in Hagen geschwitzt.
Und dann das: Hostsharing eG heißt das Unternehmen, dem sie auf die Sprünge helfen sollen. Eine Genossenschaft - nicht gerade etwas, was im Studium häufig vorkommt. Und die macht Webhosting - was mag das sein? Bedenken kamen auf. Aber gestern bei der Präsentation der Ergebnisse waren sich die Studenten einig, dass sie eine lohnende Erfahrung gemacht haben. Und das Unternehmen fühlt sich bestätigt und angespornt.
Die Hostsharing eG besteht seit 2001. Sie stellt ihren Mitgliedern eine Technik zur Verfügung, mit der sie Webseiten anbieten können. Anlass zur Gründung war ein Billig-Unternehmen, das viele Daten verloren hatte. So entstand die Idee, das man das auch anders organisieren könnte: transparent, sicher, gemeinschaftlich. Anfangs ging es aufwärts, jetzt herrscht mit 160 Mitgliedern Stagnation.
„Wir sind wir an einem Punkt, wo es ehrenamtlich nicht mehr dauerhaft weitergeht und wir Wachstum bräuchten, um jemanden bezahlen zu können“, sagt Michael Hierweck, einer von zwei Vorständen. Dazu komme das Problem, dass die Genossenschaft von Technikern betrieben werde, denen das wirtschaftliche Know-how fehle. Es war also klar: „Wenn wir jetzt nichts ändern, wird es uns in ein paar Jahren nicht mehr geben.“
Deshalb war der Dortmunder Hierweck positiv alarmiert, als seine Frau, die an der Fernuni Wirtschaftswissenschaft studiert, zufällig von dem Studi-Consulting erfuhr. Er schrieb eine Bewerbung, reichte sie zum letztmöglichen Termin ein und hörte dann doch mit gemischten Gefühlen, dass die Auswahl auf die Hostsharing eG gefallen war: „Unsere Sorge war schon, dass wir am Ende hören: Das macht alles keinen Sinn.“
Und die Studenten waren sich anfangs auch unsicher, ob das Genossenschaftskonzept tragfähig ist. Auch Meyering sagte gestern: „Wir waren anfangs skeptisch, aber dann haben wir hinter dem Chaos den tollen Kern entdeckt. Der sollte nur mehr nach vorne gerückt werden.“ „Das Konzept ist sehr erhaltenswert und zeitgemäß“, lautete das studentische Fazit. Aber fürs Überleben müsse noch viel getan werden.
Deshalb haben die Studenten einen 60 Seiten starken Bericht verfasst, der auch für Nicht-Ökonomen verständlich sein soll. Meyering: „Wir haben versucht, vor wissenschaftlichem Hintergrund konkrete Entscheidungshilfen zu geben.“ Und dazu die notwendigen Instrumente entwickelt: einfache auszufüllende Tabellen zur Produktkalkulation, zur Kundenkalkulation, zur Investitionsplanung, zur Ertrags- und Liquiditätskalkulation. Also für das interne Rechnungswesen. Das ist die wirtschaftliche Basis. Weitere Empfehlungen gelten standardisierten Führungsprozessen, einem Belohnungssystem für aktive Mitglieder und einer internen Social-Media-Plattform, für die ein Kommunikationsmanager bestellt werden solle.
Die letzte Idee gefiel Uwe Müller, dem anderen Vorstand, besonders gut. „Viele Ideen sind uns nicht fremd“, sagte Hierweck. „Aber das motiviert uns nun, das den Mitgliedern vorzuschlagen.“ Sein Angebot: „Vielleicht können wir in einem halben Jahr oder einem Jahr berichten, was wir umgesetzt haben. Das setzt uns dann auch unter Druck.“ Und er bedankte sich für die enorme Arbeit: „Bei professionellen Beratern wird man ein solches Engagement nicht finden.“
Damit haben die Studenten auch Prof. Meyering beeindruckt: „Sie haben ihre Freizeit geopfert, mussten sich um Verpflegung und Unterkunft kümmern und bekommen noch nicht einmal einen Schein dafür.“