Haspe. . Das Tanztheater „Steps To“ setzt sich aus „50 plus“-Tänzerinnen zusammen. Die Frauen lernen dort neue Stärken und Grenzen kennen und haben jede Menge Spaß.

Der Anfang, er gestaltet sich immer gleich. „Das ist nicht umsetzbar.“ „Das ist viel zu schwierig.“ „Nein wirklich - das bekommen wir niemals hin.“ Die sieben Frauen scheinen mit einer Stimme zu sprechen, scheinen seelenverwandt zu sein.

Aber dann - in den folgenden Monaten . . . „Jede von uns traut sich auf eigene Weise an das neue Stück heran, jede lernt im Laufe der Zeit neue Stärken, aber auch Grenzen kennen“, sagt Ulla Otto. Die ­70-Jährige ist eine jener Frauen, die zum harten Kern des Tanzprojektes „Steps To“ gehören. Geprobt und aufgeführt wird seit zehn Jahren im Hasper Hammer. Das aktuelle Stück heißt „Remember“.

Tanzen als Hirngespinst

Ulla Otto, sie hat im Tanzen ihre Leidenschaft gefunden. Schon als Kind. „Ich stamme aus einer Handwerkerfamilie. Meine Familie tat Tanzen als Hirngespinst ab“, erzählt die patente Frau. Trotzdem hat sie ihr Hobby durchgeboxt, hat in ihrer Kindheit Ballettunterricht genommen, außerdem in einer Theatergruppe gespielt.

Die Jahre zogen ins Land. Seit 1983 steht Ulla Otto im „Theater am Hammer“ als Akteurin auf der Bühne. „Irgendwann hab’ ich zu unserer Choreographin Rachel Brüggemann gesagt ,Rachel - ruf’ doch mal eine Tanzgruppe für Leute über 50 ins Leben’. Denn das war damals - vor zehn Jahren - Mangelware.“

Auch Abstraktes

Rachel Brüggemann hat sich an das Thema herangetraut und „Steps To“ gegründet. Keine Seniorentanz-Truppe im herkömmlichen Sinne, sondern ein Tanztheaterprojekt für ältere Menschen, das unterschiedliche Ausdrucks- und Bewegungsmöglichkeiten - auch abstrakte - auf eine Bühne bringt.

„Wir vertrauen Rachel“, betont Ulla Otto und sagt nicht ganz ohne Stolz in der Stimme: „Wir haben uns enorm weiterentwickelt.“

Viel freier im Ausdruck

Rachel Brüggemann nickt. Und lächelt. „Ja, anfangs war es schwierig für die Frauen, die allesamt über 50 sind, die Ebenen zu wechseln.“ Hoch und runter, auf und ab, was einfach klingt, ist im Alter eben nicht mehr ganz so einfach. „Anfangs haben wir nur ,oben’, also nur aufrecht getanzt. Und vom Stil her sehr konkret, fast volkstümlich“, erinnert sich die Choreographin.

„Ich weiß, welche Bewegung einer Frau liegt, wer Rückenprobleme oder Knieschmerzen hat.“ Mit der Zeit seien die Frauen - ab und an traut sich auch mal ein Ehemann oder ein Sohn mit auf die Bühne - in ihrer Motorik nicht nur immer ­besser, sondern auch im Ausdruck viel freier geworden. „Es ziept ­immer mal irgendwo, doch wenn die Probe beginnt, ist alles weg. Auch schlechte Laune“, versichert Ulla Otto.