Hagen.

Es ist ein großes Projekt - in vielerlei Hinsicht. Geografisch gesehen, umspannt es doch Israel, Berlin und Hagen, aus personeller Sicht, sind immerhin 60 junge Leute involviert, und auch finanziell gesehen. Das Gesamtbudget liegt bei 60 000 Euro.

Und auch die Probleme, die im Vorfeld - wie zu erwarten - auftraten, sind immens. „Doch es lohnt sich, das gemeinsame Rütteln an Zäunen und der Versuch, Grenzen zu überwinden“, sind sich alle Beteiligten einig.

„Zäune“, so lautet der Titel des interkulturellen Theaterprojektes mit Jugendlichen aus Hagen und aus Hagens Partnerstädten Modi’in (Israel) und Berlin-Zehlendorf. Die Beteiligten wollen dem Gemeinsamen und dem Trennenden der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam nachspüren.

Partnerstädte werden vernetzt

Zum Hintergrund: ­„Parallelgesellschaften - schon vor zehn Jahren, als wir in Hagen das Kinder- und Jugendtheater Lutz eröffneten - kochte der Begriff hoch“, erinnert sich Lutz-Leiter Werner Hahn. Gemeinsam mit Choreographin Diana Ivancic hat Regisseur Hahn bereits vor drei Jahren das „Zäune“-Projekt im Rahmen von Ruhr 2010/Twins angestoßen. Ziel des Kunstprojektes sei es auch, Kulturschaffende der Partnerstädte zu vernetzen. Was alles andere als einfach ist: 2009 habe er das Theaterprojekt in Israel vorgestellt, seitdem führe man einen Kampf gegen Windmühlen. „Die 20 jungen Leute, die wir nach Hagen eingeladen haben, um mit uns Theater zu spielen, werden seit Monaten an der Ausreise gehindert. Hagens Bundestagsabgeordneter Rene´ Röspel hat Kontakte zur israelischen Botschaft aufgenommen, „wir warten stündlich auf das Ausreise-Okay“, so Hahn.

Denn das Projekt basiert auf zwei Säulen: Hagener Kulturschaffende arbeiten zusammen mit jeweils 20 Jugendlichen in deren Heimatstädten an einem Theaterstück, in dem als Kommunikationsmittel Musik und Tanz zum Einsatz kommen. Derzeit besucht Hahn ein christlich-orientiertes Gymnasium mit elitärem Anspruch in Berlin-Zehlendorf, mit (zum Großteil) muslimischen Schülern der Hauptschule Altenhagen hat man jüngst bereits geprobt.

Fabrikhalle im Lennetal

Im Oktober - wenn alles glatt läuft - werden dann alle 60 Jugendliche zusammen proben - in einer alten Fabrikhalle bei Bandstahl Schulte im Lennetal. Die jungen Leute aus Modi’in und Berlin werden in der ev. Bildungsstätte in Berchum untergebracht; die Hagener leben natürlich in ihren Familien. „Aber sechs bis sieben Stunden täglich trainieren wir zu gemeinsam“, versichert Hahn. Die Premiere von „Zäune“ - das Stück besteht aus Zitaten auf Deutsch, Hebräisch und Arabisch aus den drei Heiligen Schriften sowie aus Hip-Hop-, Crumbling- und Tanztheater-Elementen - findet am Sonntag, 24. Oktober, in der 400 qm großen, beheizbaren Halle im Lennetal statt. Insgesamt wird „Zäune“ acht Mal gespielt (vormittags für Schulklassen; abends Freiverkauf).

Mit 20 000 Euro unterstützt die Ruhr 2010 GmbH das Twins-Projekt, 10 000 Euro (plus Hallennutzung) sponsert Bandstahl Schulte. Michael Schulte unterstreicht: „Wir stehen voll hinter dem Projekt, hoffen, zumindest einen Mosaikstein zur Integration junger Menschen beisteuern zu können.“ Neben weiterer Sponsoren unterstützt auch der Lions-Club Hagen Mark das Projekt mit 14000 Euro. Johann Dieckmann: „Seit nunmehr zehn Jahren sponsern wir Lutz-Projekte. Die Junge Bühne Lutz ist eine wichtige Bildungseinrichtung für Jugendliche.“ Karten (pro Vorstellung 200 Plätze) gibt’s ab sofort an der Theaterkasse; Erwachsene zahlen 10, Jugendliche 6 Euro. Es gibt auch einen Gruppenrabatt.