Selbecke.

Mist, der rote Fleck wird auch nach der 17. Wäsche nicht mehr aus der blütenweißen Tischdecke verschwinden. Rote Bete färbt eben nachhaltig – nicht nur als Salat. Das macht sich das Freilichtmuseum Hagen nun zunutze. Im oberen Museumsdorf sind drei Beete frisch angelegt. Rund um die Blaufärberei wachsen Tagetes, Rotkohl, verschiedene Beerensorten, Waid, Frauenmantel und Färberkrapp und Rote Bete. Auch ein Apfelbäumchen reckt sich in die Höhe.

Aus allen neu gesetzten Pflanzen kann man Farbstoffe gewinnen, die wasch- und lichtecht genug sind. Damit lassen sich Papier oder Stoffe bemalen. „Färberpflanzen haben eine lange Tradition“, sagt Hubert Köhler, zuständig für Museumspädagogik im Freilichtmuseum.

150 verschiedene Gewächse eignen sich zur Farbgewinnung

Der sogenannte Färbergarten ist in Zusammenarbeit mit dem Allerwelthaus Hagen entstanden und in ein internationales Projekt eingebettet: initiiert von „Sevengardens“, einem weltweiten Netzwerk für den Erhalt der Artenvielfalt. „Uns geht es um die Herstellung ungiftiger Naturfarben und um den Schutz von Pflanzen“, beschreibt Claudia Pempelforth vom Allerwelthaus ihre Motivation. Viele der Pflanzen, die in Färbergärten angelegt werden, stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Rund 150 verschiedene Gewächse sind bekannt, die man zur Farbgewinnung trocknen, kochen oder zerreiben kann.

Im Mäckingerbachtal finden sich ausschließlich regionale Pflanzen, die eine bunte Palette liefern. „Erdbeerfrüchte geben Rot ab“, erklärt Hubert Köhler. „Frauenmantel färbt bläulich, Färberwaid auch.“ Sein blaues Wunder kann man an der Stelle im Freilichtmuseum ohnehin erleben. Seit Jahren geht es in der Blaufärberei um den traditionellen Blaudruck. Mit Holz- oder Metallmodeln werden Muster auf Stoff übertragen. „Da ist der Färbergarten eine sinnvolle Ergänzung“, meint Köhler. Wenn man den Sud aus Färberpflanzen entsprechend andickt, wird man damit auch drucken können.

Färbergarten als Experimentierfeld

Künftig will der oberste Museumspädagoge Seminare für Erwachsene, insbesondere aus der pädagogischen Arbeit, anbieten. „Wir wollen vermitteln, wie die Naturfarben gewonnen werden. Vielleicht kennt der ein oder andere das schon von Zwiebeln.“ Für die Museumsmitarbeiter ist der Färbergarten auch ein neues Experimentierfeld.

Das Projekt von Allerwelthaus und Freilichtmuseum startet passend zur UN-Konferenz Rio +20. Auf dem internationalen Gipfeltreffen geht es um globale Nachhaltigkeit. Die fängt auf lokaler Ebene an.