Hagen. . Der Künstler Peter Blindert öffnet seine Werkstatt am Bergischen Ring 103 und lädt zur Sonntagsmatinee ein.

Eintauchen in eine andere Welt, in eine kreative, ein wenig chaotische Welt. In der man nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll. An die Wände, die prall mit Kunst bestückt sind. In die Ecken, die Skulpturen füllen. An die ­Decken, denn bis an diese stapelt sich meterhoch Material. Man braucht Zeit, um Peter Blinderts herrliches Chaos zu erfassen. Viel Zeit, die es lohnt zu investieren.

Die Augen wandern von links nach rechts

Bergischer Ring 103: Man geht über den Hof, öffnet die schwere Tür - und staunt. Schon der Flur in dem Gebäude mit Industriecharme wartet mit Collagen und allerlei mehr auf. Die Treppen hoch, die Augen wandern von links nach rechts: Holzschnitte, die Gesichter und Teufelsfiguren zeigen, prallbunte, verfremdete Theaterprospekte, und „Cosmos“, eine Holzskulptur, die Peter Blindert vor mehr als 20 Jahren begonnen und peu à peu mit winzigem Plastikspielzeug ergänzt hat.

Die zweite Etage, sein Reich - seine Werkstatt. Überall derbe Regale, Arbeitstische, Werkzeug. Band­säge, Kreissäge, Kappsäge. „Die Kappsäge brauch’ ich, um Bilderrahmen zu fertigen“, erklärt der freischaffende Künstler, der in lockerem Abstand zum Tag der offenen Tür einlädt. So auch morgen, wenn es von 11 bis 17 Uhr „Sonntagsmatinee am Begischen Ring 103“ heißt. Die Werkschau wird ergänzt durch eine Lesung (Rudolf Lepke trägt um 11.30 Uhr aus seinem Gedichtband „Woanders“ vor), und das Duo Decima steuert Gitarrenmusik bei.

„Auf dem Hof gibt es keine Parkmöglichkeit“, warnt der Künstler, der von sich selbst sagt, dass er alles, wirklich alles, verwerten könne, gern gesehene Besucher vor.

„Einfach machen“

„Einfach machen“ lautet Peter Blinderts Philosophie. Und „Künstler meinen es viel zu oft viel zu gut.“ Im Klartext: Der Schaffende setzt aufs ­Minimieren, auf filigranen Einsatz von Linien, die - im richtigen Verhältnis eingesetzt - zu Kunst werden.

Konservierte Natur - ein Bereich, den Blindert nie aus den Augen verliert. „Das Efeu hier hab’ ich draußen von der Hausfassade gelöst, grundiert und mit Acrylfarbe überzogen.“ Die Natur haltbar, unantastbar machen - einer von vielen Aspekten in seiner Arbeit.

30 Jahre als Bühnenbildner tätig

Auf eine Holzplatte genagelte Schuhe (Blindert: „Das Theater hatte damals seinen Fundus ausgemistet und die Schuhe waren im Müllcontainer gelandet“) erinnern an seine fast 30-jährige Arbeit als Bühnenbildner im Theater.

In der Werkschau zeigt Blindert Arbeiten - filigrane Holzschnitte und aus Wellpappe, Gras und Ästen erstellte Collagen - die er bislang noch nicht ausgestellt hat.