Hagen.

2011 wurden in Hagen 502 Personen eingebürgert, das waren 1,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Fast die Hälfte von ihnen waren ehemalige Türken (226), daneben ergatterten nur Griechen (46), Polen, Syrer (je 23) und Marokkaner (20) in nennenswerter Zahl einen deutschen Pass.

Wie das Statistische Landesamt mitteilt, liegt Hagen damit nicht im Landestrend. NRW-weit ist die Zahl der Einbürgerungen im vergangenen Jahr um 4,2 Prozent gestiegen.

Dennoch ist die Zahl der Ausländer und der Menschen mit ausländischen Wurzeln in Hagen nach wie vor so hoch wie sonst nirgends in Nordrhein-Westfalen. 67 000 von 190 000 am 31. Dezember 2010 in der Stadt gemeldeten Bürgern hatten einen Migrationshintergrund, das entspricht 35,3 Prozent. An zweiter Stelle liegen Wuppertal und Leverkusen (je 33,1 Prozent), gefolgt von Remscheid (32,4 Prozent). Von den 67 000 Hagenern mit Migrationshintergrund besaßen Ende 2010 nur 24 849 keinen deutschen Pass, waren also im klassischen Sinne Ausländer. Und unter diesen wiederum dominierten die Türken (8491) klar vor den Italienern (3175), Griechen (2774), Polen (1357) und Portugiesen (1083). Aus den Zwergstaaten Andorra, Liechtenstein, Monaco, Vatikan oder San Marino hatte 2010 übrigens niemand einen Wohnsitz in Hagen.

Parallel zu dieser Entwicklung wird der Anteil der deutschstämmigen Bevölkerung in Hagen immer geringer. So hatten 2010 mehr als 55 Prozent aller Babys einen Mi­grationshintergrund. Das wird noch anschaulicher, unterteilt man die Migranten nach Altersgruppen. Unter den über 65-jährigen Hagenern hatten Ende 2010 nur 15,6 Prozent einen Migrationshintergrund, unter den 25- bis 34-Jährigen waren es schon 52 Prozent, unter den unter 15-Jährigen gar 59,3 Prozent.

Der Alltag in der Stadt wird von dieser Entwicklung geprägt, Integrationspolitik besitzt einen hohen Stellenwert. Vor allem im schulischen Bereich gibt es mannigfaltige Projekte, um alle Kinder in das gesellschaftliche Leben einzubeziehen. Das ist bitter nötig, denn an vielen Lehranstalten dominiert ein buntes Völkergemisch. So haben an der Erwin-Hegemann-Grundschule in Altenhagen 80 Prozent der Kinder Migrationshintergrund. „Wir arbeiten in einem schwierigen Umfeld“, konstatiert Rektorin Maria Jüttemeier, die mit ihrem Kollegium ein ambitioniertes Förderprogramm entwickelt hat. Oberbürgermeister Jörg Dehm betonte in der Diskussion um die Schulentwicklung: „Wenn wir es nicht schaffen, diese Kinder mitzunehmen, können wir den Laden bald schließen.“

In zahlreichen Kindergärten wird zum Mittagessen kein Schweinefleisch mehr angeboten. Grund ist die steigende Zahl muslimischer Kinder, die aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch essen dürfen. „Es wird grundsätzlich Rücksicht auf die Ernährungsgewohnheiten muslimischer Kinder genommen“, so Stadtsprecher Thomas Bleicher.