Hagen. .
Hygienefehler im Krankenhaus können für den Patienten katastrophale Folgen haben. Werden Maßnahmen gegen die Ausbreitung multiresistenter Erreger wie eine gründliche Desinfektion der Hände außer Acht gelassen, steigt die Ansteckungsgefahr enorm – häufig mit tödlichen Folgen für die Betroffenen. Die Krankenhäuser in Hagen haben ihre Bemühungen zur Eindämmung gefährlicher Keime deshalb verstärkt. Die katholische Krankenhaus GmbH (KKH), zu der das Marien-, das Johannes- und das Josefs-Hospital gehören, wurde für ihr Hygienemanagement sogar ausgezeichnet.
Karin Hinke von der Gesellschaft für Risikoberatung überreichte KKH-Geschäftsführer Norbert Schoop gestern eine Urkunde für die Anstrengungen um eine verbesserte Patientensicherheit. „Hundertprozentige Sicherheit gegen gefährliche Infektionen gibt es im Krankenhaus nicht“, so Schoop. „Aber wir können die Risiken minimieren.“
Umfangsreiche Sicherheitsanordnung
Dazu beschäftigen die drei Kliniken mit Nicole Demuth-Werner eine hauptamtliche Hygienefachkraft. Die gelernte Krankenschwester ist keinem Chefarzt unterstellt, sondern als Stabsstelle direkt der Geschäftsführung verantwortlich. Das soll Interessenskollisionen vermeiden, wenn sie ihre Kontrollgänge durch die Stationen absolviert. Als wichtigste Maßnahme gegen die Ausbreitung multiresistenter Erreger gilt die gründliche Händedesinfektion. „Ich überprüfe aber auch Ordentlichkeit und Sauberkeit auf den Stationen, das Verfallsdatum von Medikamenten und die Schutzbekleidung des Personals.“ Zudem testet sie das Vorhandensein pathogener Keime mit Hilfe sogenannter Abklatschplatten, die auf eine Oberfläche gedrückt und anschließend im Labor analysiert werden.
Ist das Ergebnis positiv, greifen umfangreiche Sicherheitsanordnungen, die zur Isolierung einer kompletten Abteilung führen können. Das ist dem Ruf eines Hauses abträglich und kostet Geld, denn leere Betten bedeuten Einnahmeverluste. Die Vermeidung von Infektionen ist daher wesentlich einfacher als ihre Bekämpfung – und günstiger: „Schon aus kaufmännischen Gründen sind wir also gehalten, der Hygiene in unseren Häusern eine hohe Priorität einzuräumen“, so Schoop.
"Hygiene zahlt sich aus"
Die rasante Zunahme multiresistenter Erreger hängt vor allem mit der ständigen Verwendung von Antibiotika zusammen – im Klinikbereich, aber auch in der Tierhaltung. Dass einzelne Keime aufgrund einer Mutation nicht mehr zu behandeln sind, könne man nicht verhindern, so Hans-Walter Lindemann, Chefarzt für Hämatologie und Onkologie: „Aber wir können vermeiden, dass unsere Patienten aufgrund unzureichender Umgebungshygiene infiziert werden.“
In jeder Abteilung der drei Häuser fungieren deshalb mindestens ein Arzt sowie eine Pflegekraft als Hygienebeauftragte. Derartig geschultes Personal gibt es auch am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) sowie am Mops in Haspe. Im Gegensatz zu den drei katholischen Häusern beschäftigen diese beiden Kliniken jedoch keine hauptamtliche Hygienefachkraft wie Nicole Demuth-Werner, sondern lassen ihre Abteilungen regelmäßig von einem externen Unternehmen überprüfen. „Hygiene zahlt sich aus“, bestätigt AKH-Geschäftsführer Reinhard Tenner, der 300 Automaten zur Händehygiene angeschafft hat und eine weitere Vorsorgemaßnahme auf der Kinderintensivstation ankündigt: „Dort wollen wir Plastik- und Edelstahlelemente gegen Messing und Kupfer austauschen, weil Bakterien darauf in kurzer Zeit absterben.“