Boele. .
Wenn man im Krankenhaus krank statt gesund wird, läuft irgendetwas falsch: Im Johannes-Hospital in Hagen schimmelt es. Doch aufgrund der vielen Patienten könne auf das feuchte Zimmer nicht verzichtet werden.
Wegen starker Kopfschmerzen wollte sich Volker Hellwig (49) einmal gründlich im St.-Johannes-Hospital in Boele untersuchen lassen. Er bekam ein Bett in der Abteilung für Neurologie zugewiesen, Zimmer 387. Wenn sein Blick nach oben ging, fiel ihm eines ins Auge: „Da war alles voller Schimmel, der Fensterrahmen, die Laibung. Alles schmutzig und verschimmelt.“
Hellwig griff zum Fotoapparat und dokumentierte die Stockflecken und den feuchtschwarzen Film am Fenster und der Tapete. Bei nächster Gelegenheit wies er zudem eine Krankenschwester auf den Pilzbefall hin. Die Angestellte habe ihm lediglich geantwortet, das Gesundheitsamt sei längst über den Zustand informiert und habe die Verfärbungen für unbedenklich erklärt. „Um ehrlich zu sein, war ich schockiert“, so Hellwig. „So darf es doch in einem Krankenhaus nicht aussehen. Und schon gar nicht darf man sich mit solchen Verhältnissen abfinden.“
Beim Gesundheitsamt der Stadt ist Zimmer 387 ein Begriff. Man wisse seit einigen Jahren, so Gesundheits-Ingenieur Karl-Heinz Böhm, dass die komplette Frontfassade des Johannes-Hospitals sanierungsbedürftig sei und es deshalb immer wieder zu einem vermehrten Pilzwachstum im Innenbereich kommen könne. Es könne jedoch keine Rede davon sein, dass das Amt diese Situation dauerhaft akzeptiere, schreibt Böhm in einem geharnischten Brief an die Hygienebeauftragte der Klinik, Nicole Demuth-Werner: „Dass betroffene Patienten sich bei derartigen Zuständen Gedanken über mögliche gesundheitliche Folgen machen, ist für jeden nachvollziehbar.“ Er erwarte „eine schnelle und nachhaltige Lösung des Problems“, mahnt Böhm: „Gegebenenfalls müsste man über einen Belegungsstopp derartiger Zimmer nachdenken.“
Im Mai soll ein neues Fenster eingesetzt werden
Über die Pressestelle der Stadt ließ das Gesundheitsamt am Freitag verlauten, für Patienten bestehe keinerlei gesundheitliche Gefahr. In seinem Brief an die Hygienebeauftragte, der unserer Zeitung vorliegt, schränkt Böhm allerdings ein, dass dies nur gelte, wenn es sich um den Schimmelpilz aspergillus niger handele: „Die Fotos zeigen allerdings an manchen Stellen deutlich andere Farben, so dass möglicherweise auch andere Aspergillustypen nachweisbar wären, die dann bei besonders exponierten Patienten auch schon mal mehr als nur Befindlichkeitsstörungen hervorrufen könnten.“ Auffällig sei auch der „zum Teil sehr schmutzige Zustand der Fensterrahmen“, tadelt Böhm die Klinik.
Die Situation in Zimmer 387 sei bekannt, der Raum stehe unter Kontrolle, bestätigte Norbert Schoop, Verwaltungschef der katholischen Krankenhäuser in Hagen: „Die befallenen Stellen werden regelmäßig mit einer Dispersionslösung behandelt.“ Um dem Problem Herr zu werden, müsse das alte Metallfenster allerdings ersetzt werden. Das wiederum sei erst im Frühling möglich, weil für den Fenstertausch auch der Heizkörper entfernt werden müsse: „Jeder wird verstehen, dass wir das, solange es kalt ist, nicht machen können.“ Spätestens im Mai werde jedoch ein Fenster der neuesten Generation eingesetzt, dann werde auch kein Schimmel mehr auftreten. Das Zimmer solange nicht mehr zu belegen, sei angesichts der vielen Patienten und der Bedeutung der Neurologie für ganz Hagen und Umgebung ein Ding der Unmöglichkeit. Auch eine Sanierung der Fassade, wie vom Gesundheitsamt gefordert, müsse wohl bedacht sein, so Schoop: „Das Haus ist zwar nicht gedämmt, aber auch nicht kaputt und undicht.“
Volker Hellwig indes verließ die Klinik auf eigene Verantwortung, noch ehe die vorgesehenen Untersuchungen stattfinden konnten: „In einer Baracke würde ich Schimmel hinnehmen. Aber nicht in einem Krankenhaus, in dem Hygiene an erster Stelle stehen sollte.“