Hagen. . Die Hagener Krankenhäuser haben multiresistenten Keimen den Kampf angesagt. Nur die größte Klinik, das Allgemeine Krankenhaus, geht einen Sonderweg.

Die Hagener Krankenhäuser haben multiresistenten Bakterien den Kampf angesagt. Vier der fünf Kliniken bewerben sich um die Zertifizierung „Qualitätssiegel MRSA für Akutkliniken“. Ausgerechnet die größte Klinik in der Stadt, das Allgemeine Krankenhaus (AKH), beteiligt sich nicht an dem Verfahren.

Multiresistente Bakterien stellen eine tödliche Gefahr dar, weil sie infolge von Mutationen selbst mit Antibiotika kaum noch bekämpft werden können. Zu schaffen macht den Medizinern vor allem ein Staphylococcen-Stamm, der sich bei rund einem Drittel aller Deutschen in der Nase befindet und tödliche Infektionen auslösen kann.

Die multiresistente Variante dieses Bakteriums, MRSA genannt, schlägt auf die Gabe von Antibiotika nicht mehr an. Gerät der Keim in die Blutbahn, sind die Überlebenschancen des Patienten gleich Null. „Multiresistente Keime sind heutzutage das, was früher Pest oder Pocken darstellten“, so Dr. Claudia Sommer, Leiterin des Gesundheitsamtes.

Zu Hygienefachkräften ausgeblidet

Um der Gefahr zu begegnen, dass sich die gefährlichen Bakterien auf ihren Fluren ausbreiten, haben sich die drei Häuser der katholischen Krankenhaus GmbH (Johannes-, Marien- und Josefs-Hospital), die evangelischen Krankenhäuser Elsey und Haspe sowie die Lungenklinik Ambrock an einer einwöchigen Reihenuntersuchung beteiligt, in deren Verlauf alle neu aufgenommen Patienten auf MRSA getestet wurden.

Ergebnis: Nur acht von 637 Untersuchten, also 1,26 Prozent, waren mit dem Erreger infiziert. „Damit liegen wir in Hagen unter dem Schnitt von zwei Prozent in vielen anderen Städten“, freute sich Frau Sommer.

In allen beteiligten Häusern gibt es inzwischen Ärzte und Pfleger, die zu Hygienefachkräften ausgebildet wurden und darauf achten, dass die Hygienevorschriften, u.a. eine häufige Desinfektion der Hände, penibel eingehalten werden. Denn bei der Reduzierung von MRSA-Infektionen kommt der Prävention eine große Bedeutung zu.

MRSA vollständig im Griff

„Wir haben inzwischen viel mehr Sicherheit im Kampf gegen multiresistente Keime gewonnen“, so Dr. Harald Hoselmann, ärztlicher Leiter im Hasper Krankenhaus. Das angestrebte Gütesiegel diene nicht der Effekthascherei, sondern sei schlicht eine Notwendigkeit.

Doch im Allgemeinen Krankenhaus geht man einen eigenen Weg, Verwaltungschef Reinhard Tennert hält nichts von der Zertifizierung: „Die viel bedrohlicheren ESBL-Keime werden bei dem Verfahren nicht erfasst“, sagte er mit Blick auf die kürzlich in Bremen gestorbenen sechs Frühchen.

„MRSA haben wir in unserem Haus vollständig im Griff.“ Derzeit werde im AKH ein umfassendes Hygiene- und Schutzsystem aufgebaut, das auch die ESBL-Keime erfasse. Er habe keine Lust, Geld und Manpower in die vom Gesundheitsamt angeregte Zertifizierung zu stecken, so Tennert: „Das greift zu kurz, das kann ich nicht verantworten. Wir sind schon viel weiter.“