Emst. . Doppeljubiläum in der Heilig-Geist-Kirchengemeinde in Emst: Die Schola besteht seit 75 Jahren und pflegt seit 50 Jahren die Tradition des kirchlichen Kabaretts.

„Im Beichtstuhl vor mir kniet ein junges Mädchen. . .“: Zur Melodie von Henry Valentinos Kult-Schlager „Im Wagen vor mir“ gibt Johannes Breling in seinem Garten auf Emst eine kritische Betrachtung der Ohrenbeichte zum Besten.

Der 91-Jährige hat den Schalk im Nacken, die Liebe zur Musik im Blut und ein Händchen fürs Kabarett dazu – spätestens seit er in der Session 1978/79 als Prinz Karneval die Hagener Narren angeführt hat. „Ich tanze auf vielen Hochzeiten“, sagt schmunzelnd der einstige Leiter und das Gründungsmitglied der Schola der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde Emst.

Diese besteht seit nun 75 Jahren. Seit 50 Jahren bereichert sie das Gemeindeleben neben der Kirchenmusik mit Kabarett. Breling war und ist immer dabei, hat die Schola selbst 17 Jahre lang in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren geleitet. Mittlerweile hat er aufgrund seines Alters Abschied vom Dienst am Altar genommen, mischt aber bei der Vorbereitung des Kabarett-Programms an vorderster Front mit. „So gerne wir alle drei Jahre unser Kabarett vorbereiten, unsere Hauptaufgabe sehen wir darin, im Wechsel mit der Gemeinde mit unserem Gesang die Gottesdienste mitzugestalten“, stellt er klar.

"Das ist Ausdruck unserer Frömmigkeit"

Eine Tradition, die im Herbst 1937 begann. Als nach der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils die Messen in deutscher Sprache gehalten wurden, stellte sich die Schola in den 60er-Jahren um. „Heute singen wir beides: die Vielfalt des gregorianischen Chorals in lateinischer Sprache, aber auch deutsche Psalmen“, sagt Breling.

„Das ist Ausdruck unserer Frömmigkeit.“ Mit Chorleiter Andreas Pesch begleiten die Männer – das älteste Mitglied ist 91, das jüngste 21 – die Gemeinde durch das Kirchenjahr und haben ihr Repertoire auch um Gospels und Spirituals bereichert.

Darüber hinaus versteht sich die eingeschworene Gemeinschaft als kritische Gruppe der Gemeinde, die alle drei Jahre das Kirchbaufest mit ihren Kabarett-Abenden bereichert. Übergeordnetes Thema: Mutter Kirche – vom Vatikan bis zum Bistum Paderborn, aber auch die Situation in den Hagener Gemeinden.

"Verse hinter der hohlen Hand"

„Mein Vater war Humorist und hat mir den Humor in die Wiege gelegt“, sagt Breling. Davon zeugen auch seine „Verse hinter der hohlen Hand“, veröffentlicht unter dem Pseudonym „Jo Hagen“. „Ich habe wiederholt humoristische Abende gemacht, bei den Loßröcken oder den Heidefreunden“, erinnert sich der 91-jährige Emster.

Der einstige Karnevalsprinz nahm auch seine Emster Schola als „Domchorsacken“ mit auf die närrische Bühne – ein Höhepunkt in 75 Jahren Schola Heilig-Geist genau wie die Übertragung von Sonntagsgottesdiensten mit lateinischen Choralgesängen im Rundfunk.

Im kommenden Jahr darf wieder mit den Sängern gelacht werden. Dann kommt die Heilig-Geist-Gemeinde erneut in den Genuss des kirchlichen Kabaretts. Auch Johannes Breling will für diesen Kult-Abend wieder Texte verfassen und auf der Bühne stehen. Die erfolgreiche Liaison von Kabarett und Chor will das Schola-Urgestein eben auch mit dann 92 Jahren mitgestalten.