Wehringhausen. . Soll man diesen aufmüpfigen Alternativen tatsächlich ein eigenes Haus zur Verfügung stellen? So lautete die zentrale Frage, die vor über 25 Jahren in Hagen (und auch in Wehringhausen selbst) diskutiert wurde.

Mit dem, wenn auch von vielen Bedenkenträgern nur mit Murren akzeptiertem Ergebnis, dass die ehemalige katholische Grundschule in der Pelmkestraße mit Hilfe einer kräftigen Landesmittel-Spritze zum Kulturzentrum umgebaut wurde. Die Pelmke war geboren.

Im Frühjahr 1987 wurde die Pelmke eröffnet – mit Egbert Silkenbäumer an der Spitze. „Der Kulturverein Pelmke hatte sich bereits drei Jahre vorher gegründet, und der damalige Stadtbaurat Osthaus hatte die Pläne zur Gründung eines Kulturzentrums damals vehement unterstützt“, erinnert sich Jürgen Breuer, der in den 80ern selbst in Wehringhausen wohnte und die besondere Atmosphäre des Stadtteils, in dem viele junge Leute, Alternative und „Revoluzzer“ lebten, genoss.

Widerstände nach Eröffnungsfeier

„Schon bei der Eröffnungsfeier wurde dem Pelmke-Team mit der Kündigung des Mietvertrages gedroht, da man der ,Volkszählungsboykott-Initiative’ Räume zur Verfügung gestellt hatte“, erinnert sich Breuer, der seit mittlerweile 14 Jahren als hauptamtlicher Geschäftsführer in der Pelmke tätig ist.

Unter Kulturdezernent Hans-Rüdiger Voßmann und Kulturamtsleiter Hans-Walter Schäkermann fasste die Pelmke Fuß, „beide postulierten, dass freie Kultur für das städtische Leben wichtig sei“. Der Gedanke, abseits der eta­blierten Kultur etwas zu schaffen, setzte sich Mitte/Ende der 80er Jahre in ganz Deutschland durch – etliche freie Einrichtungen wie ­Hasper Hammer oder Bahnhof Langendreer in Bochum wurden damals gegründet und feierten jüngst 25-jähriges Bestehen.

Treffpunkt für viele Initiativen

Die Pelmke war immer ein Ort, an dem sich verschiedene Initiativen und Gruppierungen wie Antifa und Attac trafen (seit einiger Zeit tauschen sich dort auch die Wehringhauser Einzelhändler aus) sowie Musiker und Künstler verschiedener Genres auftraten, „dieser Linie sind wir immer treu geblieben“.

Musikprogramm hat Schub bekommen 
Auch Jazzmusiker treten mittlerweile an der Pelmkestraße auf. Foto: WR
Auch Jazzmusiker treten mittlerweile an der Pelmkestraße auf. Foto: WR © WR

1996 wurde das (Programm-)Kino Babylon in der Pelmke eröffnet, das Filme abseits des Mainstreams für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zeigt. Um die Jahrtausendwende bekam das Musikprogramm einen ordentlichen Schub, internationale (Punk-)Bands wie Marky Ramone gaben Konzerte in Wehringhausen, und die Pelmke wurde zur angesagten Adresse für Ska-Bands. „Einige sehen uns heute noch als reine ,Punker-Bude’, dabei finden bei uns mittlerweile auch Jazz-Konzerte statt“, ärgert sich Jürgen Breuer über Engstirnigkeit einiger Zeitgenossen längst nicht mehr. Denn vom Gros der Hagener werde die Pelmke akzeptiert: „Wir sind im Stadtteil angekommen.“

Kleinkunst, Literaturveranstaltungen („Alle zwei Monate gibt’s bei uns ,Poetry Slam’, da haben wir mit 140 Besuchern stets ein volles Haus“), Discos und die traditionelle Pelmke-Exhibition geben dem Kulturzentrum heute sein Gesicht. Und obwohl das Damokles-Schwert „Sparen“ vom ersten Tag an über der Pelmke hing, hat man sich trotz aller Kürzungen behaupten können.

Sanierungsarbeiten bald abgeschlossen 
Bald komplett saniert wird das Kulturzentrum sein. Foto: Kleinrensing
Bald komplett saniert wird das Kulturzentrum sein. Foto: Kleinrensing © WP Michael Kleinrensing

In den letzten Monaten wurde die Pelmke in großem Stil saniert. Nicht nur neue Fenster wurden eingebaut, sondern auch aufwändige Brandschutzmaßnahmen durchgeführt. Demnächst wird das Filmcafé innerhalb des Hauses umziehen. „Wir sind auf der Zielgeraden – im Herbst werden wir fertig sein“, so Breuer zufrieden.

Von einem großen Transparent hat sich der engagierte Kulturfreund allerdings nicht getrennt, als er sich ans ­leidige Kelleraufräumen machte. „Das Transparent haben wir vor zwei Jahren, als es ums Sparpaket ging, vom Theater zum Rathaus getragen.“ Das Mahn-Banner werde, verspricht Jürgen Breuer, auch künftig griffbereit im Keller aufbewahrt. Für den nächsten Kampf für die freie Kultur.