Wehringhausen. Der Bodelschwinghplatz. Für die einen ein repräsentativer Platz aus historischen Zeiten, für die anderen ein Ort mit Nachholbedarf. Und Wehringhausen generell? Eine Gegend des Strukturwandels, die aktuell dringend Hilfe benötigt. Der Architekten- und Ingenieurverein Mark- Sauerland hatte anlässlich seines 100- jährigen Jubiläums dieses Mal zum „Blauen Tisch“ auf den Bodelschwinghplatz eingeladen.
Der Bodelschwinghplatz. Für die einen ein repräsentativer Platz aus historischen Zeiten, für die anderen ein Ort mit Nachholbedarf. Und Wehringhausen generell? Eine Gegend des Strukturwandels, die aktuell dringend Hilfe benötigt. Der Architekten- und Ingenieurverein Mark- Sauerland hatte anlässlich seines 100- jährigen Jubiläums dieses Mal zum „Blauen Tisch“ auf den Bodelschwinghplatz eingeladen.
Der historische Kern Wehringhausens sollte im Rückblick seiner bewegten Geschichte und mit Ausblick auf die Chancen seiner Wiederbelebung betrachtet werden. Eine Schildeinweihung am Brunnen, der die drei Hohenzollernkaiser zeigt, sollte ein weiterer kleiner Schritt in die richtige Richtung sein. Als Pate und späterer Moderator in der Diskussionsrunde in der Pelmke agierte Georg Thomys, Chef des städtischen Bauordnungsamtes: „Da ich selber in Wehringhausen wohne und bei der Bauaufsicht arbeite, habe ich einen ganz guten Draht zu dem Thema.“
Jens Bergmann, der Vorsitzende des Hagener Heimatbundes, führte die knapp 80 Interessierten in einem architekturhistorischen Rundgang durch Wehringhausens Straßen. Die Problematik wurde schnell sichtbar: „Die Bausubstanz wird immer schlechter. Es haben schon Veränderungen stattgefunden, doch die Baunotwendigkeiten überwiegen nach wie vor. Die Türmchen mussten wir bereits abnehmen, da sie nicht frostsicher waren und auch die Erker sind betroffen“, erklärte Bergmann. Ein früherer Bachverlauf und die ortsnahe Lederverarbeitung sowie die kleinen Hammerwerke ließen das untere Wehringhausen damals in einem besseren Licht als heute dastehen. „Die Nutzung der Geschäfte hat stark abgenommen. Früher haben alle ortsnah eingekauft, die Wehringhauser Straße als Hauptgeschäftszentrum war durch ihre Kneipen und Gasthäuser stark gefragt“, so Bergmann.
Anwohner wollen Wehringhausen attraktiver machen
Der Baustil der alten Häuser zeigt typische Elemente des Jugendstils, zum Beispiel die Omega-Fenster. Einen ungünstigen Sachverhalt stellen die Bahnschienen in Wehringhausen dar, die aufgrund ihres Verlaufs den oberen vom unteren Stadtteil trennen. Durch die Initiative „Wir in Wehringhausen“ wollen die Anwohner die Gegend für die Menschen attraktiver machen und nach außen hin positiver erscheinen lassen. Gabriele Haasler erklärte die schwierige Situation: „In Wehringhausen wohnen viele Menschen, die hier eigentlich gar nicht wohnen wollen und wenig Geld in der Tasche haben. Ein Emster hält den Stadtteil für unter seinem Niveau und die leerstehenden Gebäude verfallen immer weiter. Das sind keine guten Voraussetzungen. Die Vernetzung der beiden Wehringhauser Bereiche spielt dabei eine wichtige Rolle, so dass der Stadtteil vielleicht doch noch irgendwann zum Wunschwohnort der Hagener werden kann.“
Historisches Wohnquartier Wehringhausen zerfällt
Bezirksbürgermeister Jürgen Glaeser sah Wehringhausen bereits jetzt im Aufbruch: „Es gab eine starke Entwicklung des Bürgerengagements und das grüne Umfeld, wie der Stadtgarten, bieten viele Anknüpfungspunkte zur Besserung.“ Die Notwendigkeit der Erhaltung der Häuser durch Bewohnung stehe mit an oberster Stelle, doch dazu sei eine intensive Pflege nötig. „Besonders gelitten hat der Stadtteil durch die Wirtschaftskrise 1930, die mit der Schließung vieler Fabriken und der Verlegung von Beschäftigten verbunden war und einen Großteil von Wehringhausens Geschäftigkeit nahm“, bilanzierte Glaeser.
Denkmalwert ist hoch
Denkmalpflegerin Ina Hanemann, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, sah die fehlende Neubeplanung nach dem Krieg als Pluspunkt: „Daher ist hier der Denkmalwert sicherlich hoch. Die Untersuchungen laufen derzeit und es wird nicht mehr lange dauern, bis der Dreikaiserbrunnen Denkmalstatus erreicht.“ Die leerstehenden Häuser würden aber trotz ihres Baustils keinen Denkmalschutz erhalten, sie müssten durch Sanierungen wieder aufgepäppelt werden und brauchten viel Pflege. „Am besten können wir dem Verfall natürlich durch die Bewohnung entgegenwirken, aber das ist hier nun mal eine schwierige Angelegenheit“, erläuterte Bergmann.
Im Allgemeinen fehlen bisher jedoch die Fördermittel, um dem Zahn der Zeit entgegenzuwirken. Die aktuelle Verkehrslage ist nach wie vor schwierig, doch die lang ersehnte Entlastung soll mit der Bahnhofshinterführung, zu der am vergangenen Freitag der erste Spatenstich erfolgte, Wirklichkeit werden. „Wenn die Hinterfahrung in ein paar Jahren realisiert ist, kann das Potenzial im unteren Wehringhausen ausgeschöpft werden. Dazu kann man dann über die Umgestaltung des Platzes nachdenken und mit einem vom Verkehr ungestörten Leben in Wehringhausen werben“, so Thomas Grothe, der als Baudezernent seine Meinung in der Diskussionsrunde preisgab.