Hagen-Wehringhausen.

„Die aktuelle Finanzmarktkrise bedroht die Menschheit in ihrer Zivilisation.“ Pedro Paez, ehemaliger Wirtschaftsminister von Ecuador redet nicht um den heißen Brei herum. Am Freitag war er auf Einladung von Attac zu Gast im Kulturzentrum Pelmke und referierte über die Finanzkrise und mögliche Alternativen.

Die Ursachen der Krise sieht der Ökonom in einem außer Kontrolle geratenen Finanzmarkt, der virtuelles Geld in schwindelerregender Höhe angehäuft hat. Die Krise, davon ist er erzeugt, wird nicht mit dem durch das System bereitgestellten Mechanismen zu bewältigen sein. Denn das sei nur auf Profit aus, die Produktion zur Abdeckung der menschlichen Bedürfnisse sei völlig aus dem Blick geraten.

"Waren für Waren handeln"

„Wir können die Schulden nicht zurück zahlen. Das ist praktisch unmöglich“, ist Paez überzeugt. „Den allergrößten Teil der Schulden haben jedoch die Privatbanken weltweit untereinander. Was geht uns das an?“, fragt Paez in die rund 50-köpfige Runde und erntet ungläubiges Staunen. „Wir sollten uns staatlich nur um den Teil der Schulden kümmern, der Produktionsstätten sichert.“ Pedro Paez wirbt für einen kompletten Neustart des weltweiten Wirtschaftssystems. „Lasst uns wieder Waren für Waren handeln – ohne Dollars, ohne Euros, ohne Gold.“

Der dreistündige Vortrag machte die Zuhörer nachdenklich. „Wollen die Banken überhaupt, dass wir die Schulden zurückzahlen?“, wollte ein junger Mann wissen und bekam eine ebenso knappe wie klare Antwort: „No!“

Pedro Paez steht hinter seinen Ideen

„Ich habe ein paar interessante Ansätze mitgenommen, frage mich nur, ob die auch real umsetzbar sind“, fragte sich Tobias Kramer, IT-Entwickler aus Düsseldorf. Auch Thomas Römer von Attac Hagen fühlte sich zum Nachdenken angeregt: „Ich muss das erstmal sacken lassen. Ich sehe noch nicht ganz, wie Paez Ansätze lokal oder national in Europa umsetzbar sein sollen. Das Problem ist und bleibt der Finanzmarkt und der ändert sich erst, wenn es richtig knallt.“ Genau diese Anregungen, die Paez mit in die Pelmke gebracht hatte, waren den Abend wert. „Für uns als Mitveranstalter ist es wichtig, Alternativen aufzuzeigen, auch wenn die nicht Eins zu Eins umsetzbar sind“, so Jürgen Breuer, Geschäftsführer der Pelmke.

Pedro Paez selbst steht hundertprozentig hinter seinen Ideen. Bereitwillig ließ er sich auch nach dem Vortrag auf Gespräche im kleinen Kreis ein. „50 Zuhörer sind wundervoll. Die Krise ist bedrohlicher als viele meinen. Auch für euch Deutsche. Es gibt nur zwei Auswege: Krieg oder eine humanistisch-demokratische Lösung. Und für die zählt jede einzelne Person, da ist jeder wertvoll.“