Hagen. . Manchmal kommt es vor, dass Leute vor dem Fenster in der Arndtstraße stehen bleiben und einen Blick in das Atelier werfen. Künstlerin Margit Wölk gefällt das: “Ich mag es, wenn die Menschen mir bei der Arbeit über die Schulter schauen.“ Derzeit sind ihre Bilder im Finanzamt zu sehen.

Manchmal kommt es vor, dass Leute vor dem Fenster in der Arndtstraße stehen bleiben und einen Blick in das Atelier werfen. Der aufgesperrte Raum, mehr noch aber die satten, lebhaften Farben und die über den vollgeklecksten Fußboden wie durch ein Meer watende Malerin scheinen die Leute an Südfrankreich zu er­innern.

Und Margit Wölk (44) hat auch nichts dagegen, wenn der eine oder andere Kommentar durch ihr Fenster zu ihr ­hereinhuscht: „Ich mag es, wenn die Menschen mir bei der Arbeit über die Schulter schauen.“

Schließlich sucht die zweifache Mutter mit ihren Werken die Öffentlichkeit, derzeit ist eine Ausstellung ihrer Bilder im Finanzamt zu sehen. Aber auch wenn das vor allem im Sommer provenzalische Ambiente ihres Ateliers Assoziationen an Straßenmalerei weckt, betreibt Margit Wölk bei weitem keine Aktionskunst. Sie malt nach Fotos.

Die Vollblut-Hagenerin liebt ihre Stadt

Die gelernte Innenarchitektin ist eine Vollblut-Hagenerin. Sie liebt diese Stadt, die doch so gern als hässlich, grau und langweilig verschrien wird. Sie pirscht mit ihrer Kamera durch Straßen, Häuser, Kneipen und Parks und fotografiert scheinbar belanglose Szenerien, die vor Alltäglichkeit nur so strotzen: Menschen, Gebäude, Tiere, Denkmäler, Gärten, Autos, Gewässer, Blumen und Straßen.

Und manchmal durchzuckt es die 44-Jährige, dann malt sie ein Foto ab: die beiden Alten beim Gespräch auf der Bank, die Kraulschwimmer im ­Hestertbad, Kinder beim Planschen im Wasser, der junge Mann mit der Zeitung am Bahnhof, Tanzende in einem Studio.

Und wenn sie betont, und sie betont es gern, wie unwichtig doch die Szenen seien, die sie im Foto und dann im Bild festhält, dann unterstreicht das natürlich nur, wie sehr diese vielen kleinen Momente ein Teil unseres Lebens sind und welche Relevanz das nur scheinbar Belanglose in Wirklichkeit besitzt: „Diese Vorgänge, an die man sich abends schon nicht mehr erinnert“, nennt das Margit Wölk.

Die Acrylfarben pflegt sie mit einer Lasur zu unterlegen, das soll ihr Leuchten verstärken und die Art der Pinselführung. So schafft sie Kontraste, ohne scheckig oder akzentuiert zu wirken. Ihr Ziel ist nicht die bloße Nachahmung erfahrbarer Gegebenheiten.

Anfragen zu einer Ausstellung im Osthaus-Museum scheiterten

Die Lokalfarben, also die Töne eines Objektes in ihrer ursprünglichen Reinheit, übersteigert sie bisweilen im Sinne des von ihr gewünschten Ausdrucks, etwa wenn die changierenden Gesichter der Tanzenden Anstrengung und Erhitzung melden: „Sie wollen ihre Sache gut machen. Ich weiß das von meiner Tochter, sie tanzt auch“, erzählt die Künstlerin.

Nie fiele es Margit Wölk ein, abstrakte Flächen zu komponieren und auf die Frage nach der Aussage des Bildes zu antworten: „Lassen Sie es doch einfach auf sich wirken.“

Dass sie mit ihrer gegenständlichen Malerei außerhalb des aktuellen Kunststils steht, musste sie schon zweimal erfahren, als sie mit Anfragen zu einer Ausstellung im Osthaus-Museum scheiterte: „Es fiele mir nie ein, die Leute, die in Hagen den Ton angeben, als snobistisch zu bezeichnen. Aber es ist schwer, in diese ­Zirkel hineinzukommen.“

Margit Wölk sagt, sie habe sich zum Teil schon gefunden. Sie malt das Leben, wie es sich in den unwichtigen wichtigen Momenten manifestiert. Sie malt diese Stadt und in dieser Stadt, die für sie Heimat ist. Sie malt mit Seele.