Hagen. Osthaus-Museum, Historisches Centrum und Kulturbüro sollen in einem Fachbereich gebündelt werden. Das geht aus einem Gutachten hervor, das die Stadt Hagen in Auftrag gegeben hat. Ferner will der Gutachter die angesehenen Wechselausstellungen im Historischen Centrum abschaffen.

In jener Woche, in der Oberbürgermeister Jörg Dehm ein Bündnisbüro gegen Rechts vorstellen will, schlägt ein Gutachten im Rathaus auf, das weite Teile der Arbeit des Historischen Centrums in Frage stellt. In seinem Bericht „Organisationsberatung der Kultureinrichtungen“ schlägt der von Dehm beauftragte Prof. Karl-Heinz Hasenritter (Institut für Verwaltungswissenschaften) vor, dass Wechselausstellungen wie die Religionsausstellung „Glaubenssache“ an der Eilper Straße nebst dem pädagogischen Programm entfallen sollen.

Das ist nur eine von vielen Maßnahmen, die den Bereich Kultur effizienter aufstellen sollen. „Der Entwurf liegt jetzt vor“, so Dezernent Dr. Herbert Bleicher, „die betroffenen Bereiche können Stellung nehmen. Die Ergebnisse werden gebündelt und der Politik vorgelegt.“ Organisatorische Veränderungen fallen in die Hoheit des OBs, über Maßnahmen und Streichungen muss final der Rat befinden.

Preisgekrönte Ausstellungen

Mit den Wechselausstellungen in Eilpe greift der Gutachter jenen Bereich auf, der mit preisgekrönten Ausstellungen zur Jugend im Nationalsozialismus und derzeit zu den Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam weit über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt hatte. Wörtlich heißt es im dem (nach WP-Informationen) 75.000 Euro teuren Gutachten: „Es ist nicht Auftrag eines lokalgeschichtlichen Museums, Themen von nationaler und internationaler Bedeutung im Rahmen von Wechselausstellungen abzubilden.“

Aus drei mach eins - das ist der Ansatz, mit dem die Verwaltungsspitze generell im Bereich Kultur Personal und Kosten reduzieren will. Statt der eigenständigen Bereiche Osthaus-Museum, Historisches Centrum und Kulturbüro soll es einen Fachbereich Kultur geben. Nachdem die Leiterin des Kulturbüros Rita Viehoff gekündigt hatte, laufen sich mit Beate Hauck (Historisches Centrum) und Tayfun Belgin (Osthaus-Museum) noch zwei leitende städtische Angestellte für den neuen Leitungs-Posten warm.

Acht Stellen sollen wegfallen

Fünfeinhalb reguläre Stellen sowie weitere zweieinhalb Stellen, die über Plan liegen, sollen - so der Vorschlag des Gutachters - wegfallen. Verbunden ist dieser Personalabbau auch mit einem Wegfall von Aufgaben und Projekten. Neben dem Bereich Wechselausstellungen in Eilpe trifft das unter anderem den Urlaubskorb. Auch die Veranstaltungen im Rahmen des Muschelsalats sollen reduziert werden. Den Ernst-Meister-Preis für Literatur, der nur noch sporadisch verliehen wurde, will Hasenritter einstampfen.

Das Osthaus-Museum kommt im Gutachten vergleichsweise gut weg: „Insgesamt kann und sollte das Kunstquartier nicht nur wegen seiner formalen Konstruktion, sondern auch wegen seiner überregionalen Strahlkraft nicht in Frage gestellt werden. Dies gilt auch wegen des hohen baulichen Kostenaufwands, der zur Realisierung betrieben worden ist.“

Und während Hasenritter die Wechselausstellungen im Historischen Centrum für überflüssig hält, fordert er für das Kunstquartier einen „über das gesamte Jahr reichenden Zyklus von Wechselausstellungen, um diese Attraktivität zu wahren“. Auch die interkulturelle Arbeit des Kulturbüros soll laut Gutachten künftig eingestellt werden. Einer von mehreren Gründen: die Wechselausstellungen im historischen Centrum mit interkulturellem Ansatz, die der Gutachter im Kapitel zuvor bereits abgeschafft hatte.