Hohenlimburg. .

Hohenlimburg besitzt eine Besonderheit: Es ist zweigeteilt. Während sich der Handel in vergleichbaren Kommunen zumeist auf ein Zentrum konzentriert, gibt es an der Lenne deren zwei: die Fußgängerzone in der Innenstadt und die Möllerstraße in Elsey. In Zeiten, in denen der Einzelhandel ohnehin nicht gerade über Rekordumsätze frohlockt, bringt diese Aufsplitterung allerdings Probleme mit sich, denn viele Kunden entscheiden sich für einen der beiden Standorte. Der andere geht leer aus.

Mittwochvormittag, 11 Uhr: Kaum mehr als eine Handvoll Personen schlendert über die Herrenstraße. Ein Mann verlässt gerade den Frisörsalon, eine Frau guckt ins Schaufenster eines Reisebüros, ein paar ältere Damen befinden sich offenbar auf dem Heimweg. „Es sind viel weniger Menschen unterwegs als früher“, sagt Lutz Haubold. Und der Inhaber von „Foto Feldhege“ am Eingang der Fußgängerzone muss es wissen, arbeitet er doch seit über 40 Jahren in dem Fachgeschäft. Aber woran liegt’s? „Der häufigste Kommentar unserer Kunden lautet: Das ist ja ein Mist hier mit der Parkerei“, legt Haubold den Finger in die Wunde. Viele möchten möglichst direkt vor dem Laden parken – und das ist seit Schaffung der Fußgängerzone vor über 30 Jahren nicht mehr möglich. Hinzu kommen die Baustellen für Bahntunnel und Parkhausabriss, die den Verkehr seit viereinhalb Jahren gewaltig durcheinanderbringen. Die viel diskutierte Öffnung der Fußgängerzone für Autos – stellt sie eine Lösung dar? Haubold zuckt mit den Schultern. „Einen Versuch wäre es wert. Denn sobald hier etwas anders wird, kann es eigentlich nur besser werden.“

Händler setzen große Hoffnungen inAldi und Rewe

Große Hoffnungen setzen die Gewerbetreibenden in den Neubau, der das ungeliebte Parkhaus ersetzen und künftig mit Aldi und Rewe die Menschen anlocken soll. „Wir warten alle darauf, dass das Projekt fertig wird“, sagt Claudia Krämer vom Mode- und Geschenkartikel-Geschäft „Tausendschön“, das in einem dieser wirklich hübschen historischen Häuser untergebracht ist. Auch sie hat sich schon Gedanken über den Autoverkehr in der City gemacht – und präsentiert ihre eigene Lösung: „Die Be- und Entladezeiten sollten gelockert werden, so dass Kunden etwas abholen oder bringen können. Wenn das möglich wäre, hätte die Fußgängerzone sicherlich gewonnen.“

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Von Von Michael Schuh

Dietmar Mevissen, Schuhhändler und Vorsitzender der Werbegemeinschaft Hohenlimburg in Personalunion, sieht generell positiver in die Zukunft – „sonst dürfte ich diesen Beruf nicht ausüben.“ Auch in anderen Städten seien vormittags nicht unbedingt mehr Menschen unterwegs; zuletzt habe es zwar zwei Geschäftsaufgaben gegeben, aber dafür hätte ja schon ein neuer Händler den Weg nach Hohenlimburg gefunden. Ein Allheilmittel sieht Mevissen weder in der Ansiedlung von Aldi und Rewe noch in der Öffnung für den Autoverkehr: „Das könnte man ausprobieren und schauen, wie es sich entwickelt. Allerdings gibt es laut Verwaltung ja nur Platz für acht bis zehn Parkplätze. Und das kann es auch nicht sein. Ich glaube, es wird nur etwas passieren, wenn wir Händler auch selber etwas tun.“

Hohe Pacht für Ladenlokale und Gaststätten 

Alfred Flockert ist einer von denen, die gerade durch die Fußgängerzone flanieren – zuerst will er einen Kaffee im Café Journal trinken und dann etwas einkaufen. Bis 1986 wohnte Flockert in Elsey, dessen Geschäfte er damals aufsuchte; heute lebt er in der Stadt und nutzt die dortigen Einkaufsmöglichkeiten. Positiv bewertet Flockert die Ansiedlung von Woolworth an der Herrenstraße, „denn dort gibt es nun viele Artikel, die man hier vorher nicht bekam.“ Dass es die hiesigen Geschäftsinhaber nicht leicht haben, sieht er unter anderem in der zu hohen Pacht für Ladenlokale und Gaststätten begründet: „Beispiele dafür sind das ‘Haus Busch’ oder die ‘Altstadt’.“ Und so zieht er auch ein nüchternes Fazit: „Ich wollte hier kein Einzelhändler sein. Das ist ein hartes Brot.“

Deutlich weniger Klagen sind indes aus Elsey zu vernehmen, wo fast alle Parkplätze entlang der Möllerstraße an diesem Mittwochvormittag belegt sind. Natalie Krüger, Vorsitzende der dortigen Ladengemeinschaft, bringt es auf den Punkt: „Es läuft ganz gut, Aldi und Rewe haben Elsey gutgetan. Das sieht man schon daran, dass es an der Möllerstraße keinen Leerstand gibt.“ Nichtsdestotrotz hat auch die Inhaberin des „Café Kännchen“ Ideen, wie die Einkaufsstraße attraktiver gestaltet werden könnte. „Hier gibt es in erster Linie Dinge für den täglichen Gebrauch zu kaufen. Für einen echten Bummel fehlen aber Bekleidungsläden, und auch ein Schuhgeschäft oder eine Pafürmerie wären gut.“ Gegenüber der City formuliert Krüger gleich drei Elseyer Vorteile: „Hier wohnen mehr Menschen, außerdem ist das Angebot an Lebensmittelläden in der Stadt momentan zu klein. Der entscheidende Vorteil aber ist: Man kann die Möllerstraße befahren.“

Ein paar neue Branchen

Widbert Felka verlässt gerade die Elseyer Volksbank. Der Vorsitzende des Heimatvereins geht in Sachen Shoppen mit gutem Beispiel voran: „Nach Möglichkeit kaufe ich hier in Elsey oder in der Hohenlimburger Innenstadt ein.“ Um anschließend ins gleiche Horn zu stoßen wie fast alle anderen Befragten auch: „Es war in den 80er-Jahren ein Fehler, sämtliche Innenstädte in Fußgängerzonen umzuwandeln. Doch was seit 30 Jahren so ist, muss ja nicht weitere 30 Jahre so bleiben. Eine moderate Befahrung halte ich für sinnvoll. Und für möglich.“

Schräg gegenüber der Volksbank befindet sich mit „Blumen Stenner“ ein Elseyer Traditionsgeschäft. Wie Natalie Krüger glaubt auch Floristin Manuela Stenner, dass ein paar neue Branchen dem Stadtteil gut zu Gesicht stünde. Doch in einem Punkt widerspricht sie der Ladengemeinschafts-Vorsitzenden: „Von der Ansiedlung des Aldi- und des Rewe-Marktes habe ich nichts gemerkt. Ich glaube, dass die Leute mit dem Auto dort ankommen, einkaufen und dann wieder fahren.“ Erfreulich findet sie hingegen, dass mit „Holzrichter“ demnächst ein Elektro-Fachgeschäft das Angebot an der Möllerstraße erweitert. Vorher war Holzrichter lange Jahre in der Innenstadt zu Hause.