Wehringhausen. .
506 Handwerker aus ganz Deutschland haben im vergangenen Jahr an der Handwerkskammer Dortmund ihre Meisterprüfung abgelegt. Der Beste unter ihnen - die Handwerkskammer nennt ihn den Bestmeister - war ein Hagener: Tobias Burau (38) aus Wehringhausen wurde auf der Meisterfeier im Dortmunder Konzerthaus mit dem Sonderpreis in Höhe von 2500 Euro ausgezeichnet.
„Ich war völlig überrascht“, kommentierte der Zweiradmechaniker die besondere Ehrung. Das Geld könne er gut gebrauchen, freute sich Burau, der sich monatelang auf die Meisterprüfung vorbereitet hatte und am 1. März als Mitarbeiter eines Großhändlers für Roller-Ersatzteile eine neue Stelle antritt: „Das ist der richtige Job für mich. Ich bin selbst ein passionierter Rollerfahrer.“
Billige Maschinen aus Fernost überschwemmen den Markt
Vor allem die Vespa hat es Burau angetan. Als 17-Jähriger fuhr er erstmals ein Exemplar dieses wohl weltweit bekanntesten und beliebtesten Rollertypen. Noch heute stehen in seiner privaten Werkstatt in der Lange Straße mehrere Maschinen, darunter eine Vespa V 50, Baujahr 1976, der er alten Schwung und Schnitt zurückzugeben versucht. Für ihn ist der Roller kein bloßes Fortbewegungsmittel: „Eine Vespa braucht Liebe und eine schraubende Hand.“
Burau bedauert, dass die solide deutsche Wertarbeit im Fahrzeuggewerbe zunehmend in den Hintergrund gedrängt wird. Billige Maschinen aus Fernost überschwemmen den Markt, statt einer aufwändigen, nicht selten teuren Reparatur werde ein defektes Teil heutzutage kurzerhand ausgetauscht: „Dabei geht das Handwerkliche verloren.“ Außerdem werde das Handwerk zwar gern in den höchsten Tönen gelobt: „Aber die Bezahlung ist oft grottenschlecht.“
„Damit kann man manchen Motorradfahrer ärgern.“
Das kann dem ausgezeichneten Mechaniker allerdings nicht die Freude an seinem Handwerk vergällen. Burau fasziniert die schöne Linie der Vespa, und es versteht sich, dass er auch vom Tuning allerhand versteht. Mit einem 22 PS starken Roller nimmt er an Rennen teil, und eine für den Straßenverkehr zugelassene Maschine hat er schon einmal auf beachtliche 145 km/h gebracht: „Damit kann man manchen Motorradfahrer ärgern.“
Energiewende und Neuerungen machen natürlich auch vor dem Rollerlager nicht Halt, wie in der Autowerkstatt setzen Mechaniker auf elektronische Diagnosen, die Entwicklung von E-Rollern schreitet zügig voran. „Ein Verbrennungsmotor ist doch schöner“, legt Bestmeister Burau ein klares Bekenntnis zur Fraktion der Schrauber und Tüftler ab. Offenbar ist es ihm gelungen - sein Meisterbrief ist der schlagende Beweis - die innovativen Seiten seines Berufes mit der Qualität echter Wertarbeit zu verbinden.