Hagen.
Erdal Yildiz trägt Hagen in alle Welt. Das amtliche Stadtwappen, die Eiche, kennt man in Asien, Amerika und Australien. Erdal Yildiz ist Hagener – und stolz darauf. „Das ist keine Stadt, für die man sich schämen muss.“ In der Stadt, für die der 37-jährige Yildiz auf allen Kontinenten PR betreibt, kennt man Tourby Uhren mit dem eingravierten Schriftzug Hagen in Westfalen allerdings eher nicht.
„Früher waren Uhren Zeitmessinstrumente, heute sind sie ein Accessoire für Männer. Ein Schmuck, mit dem man Stil zeigen kann.“ Yildiz steht in seinem Laden am Emilienplatz, den er im September bezogen hat, und hält eine seiner Uhren hoch. Keine kommt von der Stange, es sind Unikate, überwiegend im Fliegeruhrendesign. Alle laufen mechanisch. Nur zwei Attribute sind immer gleich: das Schweizer Uhrwerk und die Gehäusedeckel aus Saphirglas. „Die Schweizer Werke sind einfach die präzisesten.“
Ganz gleich ob nur schweres schmückendes Beiwerk am Handgelenk oder Sammlerstück in der Schublade: „Die Uhr muss die Zeit exakt anzeigen.“ Yildiz’ Kunden stammen überwiegend nicht von der Volme, zu 90 % macht er sein Geschäft im Ausland. Dank Internet. „Der Computer ist neben den Werkzeugen mein wichtigstes Arbeitsmittel.“ Über Händler verkauft Yildiz die Uhren, die er nach dem Baukastenprinzip auf Kundenwunsch zusammensetzt, nicht. Bei 600 Euro fängt der Preis an, nach oben geht’s in die Tausender.
Erdal Yildiz arbeitet mit einem Uhrmachermeister aus Bochum zusammen
Die Differenz macht die Handarbeit: für gebläute Schräubchen, für gebürstete Gehäuseringe, für handgravierte Ziffernblätter, halb sichtbare Uhrwerke. Yildiz sitzt am Ende der Fertigungskette, er arbeitet mit einem Uhrmachermeister aus Bochum, einem Handgraveur und einem Goldschmied zusammen. Yildiz ist ein wenig David gegen Goliath – hinter namhaften Uhrenmarken stehen große Firmen. Yildiz behauptet sich seit Jahren allein. Den Laden am Emilienplatz hat er erst vor ein paar Monaten eröffnet, um auch in Hagen sein Gesicht zu zeigen, Service anzubieten.
Die Leidenschaft für Chronometer keimte bei Yildiz sehr langsam. Er war bekennender Nicht-Uhrenträger. Mit 25 erbte er die Taschenuhr seines Großvaters. „Alle anderen bekamen was Tolles, ich eine kaputte Uhr.“ Zu der Zeit studierte Yildiz noch Germanistik und Geschichte auf Lehramt, jobbte nebenbei im Freilichtmuseum als Museumspädagoge. Da hat ihn Technik und Handwerk gepackt, er brachte sein Erbstück zu einem Uhrmachermeister.
"Zu Studienzeiten wurden Uhren mein Hobby"
Den fand er damals nach längerer Suche in Bochum, heute arbeitet Yildiz mit ihm zusammen. „Zu Studienzeiten wurden Uhren mein Hobby. Ich stöberte auf Trödelmärkten, kaufte alte Uhrwerke.“ Restaurieren, reparieren, weiterverkaufen. Bald hatte Yildiz nicht nur Uhrwerke, sondern auch Gehäuse, Kronen, Ziffernblätter und Zeiger – genug für eine komplette Uhr. Er baute sich seinen ersten eigenen Zeitmesser. Von Messebesuchen hatte er Kontakte zu Zulieferern und gegen Ende des Studiums stellte sich die Frage: Uhren oder Kinder? Yildiz entschied sich für Uhren, „obwohl ich gern auch Lehrer geworden wäre.“
Dann hätte er heute vielleicht noch Zeit für Trödelmärkte.