Eckesey.

In Eckesey gibt’s bald keine Salami mehr, die nach Italien schmeckt. Pino geht in Rente. Der originale Apulier verkauft seit 15 Jahren in der Alten Molkerei Pasta, Paprika und Parmaschinken. Mitte des Jahres ist dort vorbei mit süditalienischer Lebensfreude. Ganz freiwillig macht Pino Magliari, der 1969 nach Deutschland gekommen ist, nicht Schluss. Das Gelände der einstigen Molkerei an der Eckeseyer Straße wird komplett geräumt. Alle noch verbliebenen vier Gewerbetreibenden ziehen bis spätestens Mitte des Jahres aus. Die Mietverträge wurden seitens der Vermieterin gekündigt.

„Ich finde es schade“, kommentiert der 65-jährige Magliari die Kündigung, während er hinter der Theke knackfrisches Brot schneidet. „Es tut mir sehr leid für meine Kunden.“ Den Kunden wiederum tut es auch leid. Giuseppe kauft regelmäßig bei seinem Landsmann ein – Salami aus der Heimat. „Der Geschmack ist ein anderer“, meint er. „Den bin ich halt gewohnt. In Sizilien, wo ich herkomme, gab’s früher keine französische oder spanische Salami.“ Ohne Kündigung hätte Pino „noch 10 bis 15 Jahre weitergemacht“.

Was auf dem Gelände passieren soll, weiß er ebenso wenig wie sein Nachbar eine Tür weiter. Stephan Lorch macht sein Geschäft mit Porzellan, namhafte Firmenamen reihen sich auf den Regalbrettern aneinander. Lorchs Laden liegt auf dem großen Hof in der hinteren rechten Ecke. Sieben Jahre hat Lorch seinen Laden hier gehabt. Zukünftig wird er mit seinem Nachbarn, Kälte-/ Klima-/Küchentechnik Reichling unter ein Dach in Bathey schlüpfen. „Wir hätten alle zusammen irgendwo hinziehen sollen“, sagt Andreas Rockel, Geschäftsführer der drei Ks. Sie ergänzen sich: die Großküchentechnik, der kleinteilige Gastroausstatter, die italienischen Lebensmittel und der Weingroßhandel Enotria. Enotria zieht bereits zum März in ein Ladenlokal nach Vorhalle (wir berichteten).

„Hohe Mieten“

„Die Atmosphäre untereinander ist gut hier. Das Gelände hat einen gewissen Charme, einen herben. Aber der passt zu uns“, lacht Rockel. Auf die Vermieterin ist er nicht gut zu sprechen. „Wir bezahlen hier viel Miete für ein nicht-repräsentatives Objekt“, findet er. „Hier wurde kein Pinselstrich investiert.“ Mit seiner Firma war er aufgrund der langen Vertragslaufzeit zehn Jahre gebunden. „Wir wären von uns aus schon früher gegangen.“

Das Areal mit dem u-förmigen Gebäudekomplex an der Eckeseyer Straße gehört einer Frau aus Herdecke. Vor zwei Jahren hat sie eine Bauvoranfrage an die Stadt gestellt – um 800 Quadratmeter dafür freizuschlagen, dass sich ein Discounter ansiedeln kann. „Das lässt der Bebauungsplan nicht zu“, schränkt Stadtsprecher Thomas Bleicher ein. „Also haben wir das Vorhaben abgelehnt.“ Die Herdeckerin klagte und scheiterte vor dem Verwaltungsgericht in Arnsberg. Mitte März gibt es einen Termin vor der nächsthöheren Instanz, am Oberverwaltungsgericht in Münster.

Auf das endgültige Urteil scheint sie sich nicht verlassen zu wollen und bietet die knapp 5 000 Quadratmeter über eine Immobilienplattform im Internet zum Kauf an: 2,8 Millionen Euro für das Grundstück, auf dem großflächiger Einzelhandel mit Waren erlaubt ist, die den Geschäften in der City nicht schaden.