Hagen. . SPD und Grüne wollen das nordrhein-westfälische Ladenöffnungsgesetz wieder ändern. Unsere Zeitung hat jeweils einen Vertreter der Gewerkschaften, der Kirche und des Einzelhandels gefragt, welche Vorstellungen sie hinsichtlich der Ladenöffnungszeiten haben.

Im November 2006 hat die damaligen Koalition aus CDU und FDP beschlossen, dass die Geschäfte an Rhein und Ruhr von Montag bis Samstag rund um die Uhr geöffnet sein dürfen. An vier Sonn- und Feiertagen pro Jahr kann bis zu fünf Stunden lang verkauft werden. Nach fünf Jahren sollte die Neuregelung überprüft werden.

SPD und Grüne wollen das nordrhein-westfälische Ladenöffnungsgesetz jetzt wieder ändern. Unsere Zeitung hat jeweils einen Vertreter der Gewerkschaften (Jochen Marquardt/DGB Chef Hagen), der Kirche (Dieter Osthus/Dechant) und des Einzelhandels (Jacques Kempkens /Vorsitzender der City-Gemeinschaft Hagen) gefragt, welche Vorstellungen sie hinsichtlich der Ladenöffnungszeiten haben.

Nutzen Sie persönlich die seit rund vier Jahren geltende Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, z.B. für Lebensmitteleinkäufe am späten Abend?

Jochen Marquardt: „Gelegenheit macht Diebe“, wenn auch nicht ständig. Ich kaufe auch mal berufsbedingt bis 20 Uhr ein. Dem Einzelhandel hilft das allerdings nicht – weil ich dadurch nicht mehr einkaufe. Mein Geld kann ich halt nur einmal ausgeben.

Dieter Osthus: Auf keinen Fall. Ich brauche nicht um 22 Uhr einzukaufen. Das geht auf Kosten der Menschen, die dort arbeiten. Der Mensch steht über dem Kapital.

Jacques Kempkens : Ja.

Wie sollten Öffnungszeiten an Wochentagen sowie samstags gestaltet sein?


Jochen Marquardt: Eigentlich können wir in etwa auf die alten Verkaufszeiten zurück, vielleicht in der Woche bis 18.30 Uhr und am Samstag bis zum Mittag. Dann wäre wieder mehr Zeit für andere Aktivitäten. Zum einen für die Beschäftigen im Einzelhandel – zum anderen auch mit den Beschäftigten aus dem Handel.

Dieter Osthus: Der Mensch sollte stets im Vordergrund stehen. Arbeitnehmer sollten so eingesetzt werden, dass ihnen Raum bleibt für ihr persönliches Leben und die Familie.

Jacques Kempkens : Alle Geschäfte sollten die Kernzeit von 10 bis 19 Uhr einführen. Es ist unmöglich, wenn man in die Stadt fährt, dass einige Geschäfte bis 18 Uhr, 18.30 Uhr, 19 Uhr und 20 Uhr geöffnet sind. An Samstagen sollten alle Geschäfte, wie an den Wochentagen eine Kernzeit haben z.B. geöffnet bis 16 oder 18 Uhr. Wer sich an die Kernzeiten nicht hält, sollte eine Strafe zahlen z.B. 1000 Euro.

Wie sollten Sonderregelungen für verkaufsoffene Sonntage ausgestaltet sein?

Jochen Marquardt: Sonntagsöffnungen von Geschäften brauchen wir meiner Meinung nach nicht. Und wenn überhaupt sollten sie auf besondere Gelegenheiten beschränkt werden. Ich wünsche mir mehr kulturelle Angebote und mehr Zeit für Menschen, mit denen ich gern etwas unternehme – und das ist für mich nicht shoppen. Gemeinsam mit den beiden großen Kirchen hat der DGB in Hagen dazu im vergangenen Jahr eine Initiative an die Ratsparteien in der Stadt gestartet. Wir hoffen auf eine breite Unterstützung und ein Ende der ausufernden Geschäftszeiten an Sonntagen. Ich hoffe die Parteien im NRW-Landtag kommen zu klugen und verantwortungsbewussten Ergebnissen – aus dem gewerkschaftlichen Blick im Interessen der Beschäftigten und einer Entwicklung, die den Konsum nicht als die entscheidende Perspektive für für gesellschaftliche Entwicklung und kulturelles Leben manifestiert.

Dieter Osthus: Der Sonntag sollte generell freigehalten werden. Es ist der Tag des Herrn – aber auch nicht religiöse Menschen brauchen Freizeit und Zeit für die Familie. Aus kirchlicher Sicht ist der Sonntag ein heiliger Tag, der an 52 Wochen im Jahr verkaufsfrei sein sollte. Ausnahmen sollte man eng begrenzen. Dass es Menschen gibt, die auch sonntags arbeiten müssen, ist klar. Das gilt aber für Menschen, die sich in den Dienst anderer stellen, z.B. Krankenschwester. Aber für den wirtschaftlichen Erwerb sollte man Grenzen setzen.

Jacques Kempkens : Vier verkaufsoffene Sonntage mit der Kernzeit von 13 bis 18 Uhr finde ich sehr gut. Auch hier sollte es eine Verpflichtung aller Geschäfte sein.