Vorhalle. .
Bei Metzgerei Breddermann gibt’s Steckrübengemüse und Grünkohl mit Mettwurst. Gerda Breddermann hat frisch gekocht. Monika Schäfer reserviert sich eine Portion. „Ich komm’ nachher rüber.“ So ist das in Vorhalle: Die Wege sind kurz, die Ansprache ist persönlich und zwischen den Einzelhändlern läuft’s ganz gut.
Darüber freut sich vor allem Monika Schäfer, die Vorsitzender der Werbegemeinschaft. „Der Zusammenhalt funktioniert im Großen und Ganzen.“ Klar, ein paar gibt’s immer, die nicht mitmachen, aber profitieren. Von der Weihnachtsbeleuchtung beispielsweise. „Die haben wir für 4.000 Euro auf LED umgerüstet.“ Für die Einzelhändler, die nicht mitzogen, sprangen quasi die Vorhallerinnen und Vorhaller ein: Sie spendeten in Sparschweine. „Das machen wir jetzt jedes Jahr“, freut sich Monika Schäfer.
Tochter Simone hat das Geschäft übernommen
In vielen Läden sprechen sie ihre Kundschaft mit Namen an. „Da kennt man die Familienverhältnisse, sieht die Kinder groß werden“, sagt Gerda Breddermann. Sie und ihr Mann sind seit 1984 in Vorhalle. Monika Schäfer hat ihren Friseursalon schräg gegenüber bereits 1976 aufgemacht. Keine Vorhallerin, der sie nicht schon mal den Kopf gewaschen hat. Inzwischen hat Tochter Simone das Geschäft übernommen. In die Reihe alteingesessener Lädchen gehören auch Glasmachers. Anne und Klaus Glasmacher verkaufen seit 1965 Hosen, Blusen und Hemden. Das Textilgeschäft existiert seit 1939, Anne Glasmachers Eltern haben es aufgebaut.
Es ist wohl der Mix, der Vorhalle ausmacht. Da sind ein paar alteingesessene Geschäfte und andere, die kommen und gehen – Stabilität und Bereicherung. Da waren die Bäcker Fuhrmann und Schröder – beide hatten ihre Backstuben in Vorhalle. Den Namen Fuhrmann gibt es inzwischen wieder vor Ort, eine Fuhrmanntochter betreibt einen Selbstbedienungsbäcker. Schröder ist ganz verschwunden. Dann gab’s da mal den Schuhladen Dahlbüdding, in dem heute ein Drogeriemarkt ist. Im ehemaligen Leder Lepple versorgt die Vorhaller Palette finanziell schwache Menschen mit Lebensmitteln. Daneben hat Mümine Kaya ihre Änderungsschneiderei. „Ich fühle mich wohl hier“, sagt sie – und das seit zwölf Jahren.
Alles, was man zum Leben braucht
Im Grunde ist auch alles da, was man zum Leben braucht. Für den Rest gibt es den Blumenladen. Anna Führt hat ein Händchen für Farben und Deko, ein netter Tupfer an der Vorhaller Straße. Ein Optiker ist ansässig und auch für eine Pizza mit Rotwein muss man nicht weg. „Unsere kleine Pizzeria, La Veranda, hat sich zu einem regelrechten Anlaufpunkt entwickelt“, freut sich Monika Schäfer – der auch über Vorhalles Straßen hinaus zieht.
Leere Läden gibt’s auch ein paar. Der ehemalige Michael Brücken, den Uli Ottensmann – noch so eine Vorhaller Familie – mal geführt hat, stand seit Jahren leer. Demnächst soll dort Weinhandel Enotria, der zurzeit noch in der alten Molkerei in Eckesey verkauft, einziehen. Einen weiteren Leerstand füllen die Brüder Leisgen mit ihrem Malerfachgeschäft. Dann gibt’s noch einen Lotto-Toto-Laden mit der Post, natürlich nur als Agentur. Die Apotheke fehlt nicht, die lokalen Banken sind vertreten. Der türkische Obst- und Gemüseladen läuft, um die Ecke sind die Discounter.
Nur auf den vollsortierten Supermarkt hoffen sie noch. „Die Bezirksvertretung Nord kümmert sich da und mit Sybille Klos-Eckermann haben wir in Vorhalle auch eine politisch Engagierte“, meint Monika Schäfer, die Vorhalles Zukunft rosig sieht: „Es wird wieder einen Trend zu kleinen Geschäften geben.“