Hagen. Der Hagener Unternehmer Dieter Kubitz hält auch noch mit über 70 Jahren die Fäden in seinem Unternehmen fest in der Hand. Während Arbeitnehmer mit 65 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen, ist Kubitz froh, selbst entscheiden zu dürfen, wann Schluss ist.
Er selbst bezeichnet sich als Unternehmer vom alten Schlag. Einer, der alle 60 Mitarbeiter beim Namen kennt. Einer, der beim Gang durch die Produktionshalle gerne ein Schwätzchen mit dem Gegenüber im Blaumann hält. Einer, der sagt, dass er Familienunternehmer ist – und zwar, weil das Unternehmen seine Familie ist. Dieter Kubitz, Geschäftsführer der Kubitz-Gruppe im Lennetal, möchte an den Ruhestand noch nicht denken.
Seine alten Freunde und Bekannten aus Schultagen genießen bereits das – wohl verdiente – Rentner-Dasein. Auch mancher Unternehmer hat mit 71 Jahren, die Dieter Kubitz jetzt zählt, Anzug und Lackschuhe mit der Golfausstattung getauscht. Für den Hagener Unternehmer, der sich 1969 mit einem Werkzeughandel selbstständig machte und heute im Lennetal als Maschinen- und Anlagenbauer sowie mit Schmiedetechnik und Lohnfertigung 60 Menschen Arbeit gibt, ist das nicht vorstellbar. „Die Firma ist mein Leben“, sagt er und tippt mit dem Zeigefinger gegen seine Schläfe, die allenfalls im Ansatz ein paar graue Spuren zeigt: „Ich bin geistig voll da.“
Block und Bleistift statt Laptop
Manchmal wirkt Dieter Kubitz zwar wie ein Relikt längst vergangener Tage. Wenn er bei einer Besprechung mit einem Kunden Block und Bleistift auf den Tisch legt, statt wie der Geschäftspartner den Laptop, oder wenn er am Ende des Geschäftstermins offeriert, dass er keine persönliche Email-Adresse besitzt, sich aber telefonisch rückmelden wird. „Ich sage den Leute ganz offen, dass ich ein Mensch der alten Schule bin.“ Damit ist der 71-Jährige bis heute gut gefahren. „Wenn ich das Gefühl hätte, von den jüngeren Geschäftspartnern nicht mehr für voll genommen zu werden, würde ich abtreten. Denn sonst würde ich der Firma schaden.“
Zwölf-Stunden-Tage sind für Dieter Kubitz auch heute noch keine Ausnahme. Die Führung der Geschäfte teilt er sich zwar mittlerweile. Doch bei den wichtigen Entscheidungen ist es Dieter Kubitz, der die unternehmerischen Fäden in der Hand hält. Von der Erfahrung, die er sich über die Jahrzehnte angeeignet hat, profitiert das Unternehmen. Auf die wichtige Erfahrung von Mitarbeitern, die das Rentenalter erreicht haben, muss sein Betrieb indes verzichten – auch wenn Kubitz den einen oder anderen gerne noch ein bisschen behalten hätte.
In zehnjährigen Zyklen denkt Dieter Kubitz freilich nicht mehr. „Das wäre in meinem Alter wohl vermessen. Ich schaue, wie es mir mit 75 geht und entscheide dann, ob es sinnvoll ist, weiterzumachen.“ Denn auch diese Einsicht zählt zu der Erfahrung, die ein fortgeschrittenes Alter mit sich bringt: „Mir wird ja jetzt schon Arbeit abgenommen. Man muss irgendwann anfangen, loszulassen, damit das Unternehmen später ohne einen funktionieren kann.“ Doch dieser Tag ist für den 71-Jährigen derzeit weit weg.