Hagen. .

Damals, da sang man Englisch und keiner verstand’s. Das waren noch Zeiten. Dietmar Brendel lässt die Erinnerung an die Musikszene in Hagen noch einmal aufleben. Er hat ein Buch herausgebracht.

Von dem, was sie gesungen haben, haben sie kaum die Hälfte verstanden. „Es sollte Englisch sein“, sagt Dietmar Brendel. „Klang aber eher Arabisch. Bis auf ein paar Abiturienten konnte ja keiner die Sprache.“

Also haben sie versucht, das nachzusingen, was sie gehört haben. In Radios, manchmal im Fernsehen und bei Konzerten. Und trotzdem waren die Säle in Hagen voll. „Im Grunde war es fast egal, wer auf der Bühne stand“, sagt Brendel. „Die Leute sind gekommen. Es war eine schöne Zeit.“

Eine, die der heute 62-Jährige noch einmal aufleben lässt. „Beat in Hagen - Erinnerung an die Musikszene der Jahre 1962 bis 1969 in Hagen“ heißt sein Buch, das er selbst herausgegeben hat.

1964 das erste Schlagzeug bekommen

Brendel, der Schlagzeuger, der damals bei „The Danger Group“ und „Four Floridas“ spielte, hat Bandgeschichten zusammengetragen, Fotos ausgekramt und Zeitungsausschnitte gesammelt. „Zunächst habe ich angefangen, Erinnerungen nur für mich aufzuschreiben“, sagt Dietmar Brendel, „dann sind Freunde gekommen, und haben sich auch für die Geschichten von damals interessiert.“

Von seiner Mutter hat Dietmar Brendel, dessen jüngerer Bruder später als Schlagzeuger von Nena auf den großen Bühnen stand, einst sein erstes Schlagzeug bekommen. Das war 1964. „Viele Eltern haben die Beat-Bewegung mit großer Sorge gesehen“, sagt er, „aber meine Mutter war der Auffassung, dass es besser ist, Musik zu machen, als irgendwo rumzuhängen.“

Also probt Dietmar Brendel mit Freunden im Kohlenkeller. „Am Anfang haben wir die Gitarren mit alten Radios verkabelt“, sagt er, „als wir die ersten Gagen eingespielt hatten, haben wir mit dem Geld einen Verstärker angezahlt und den Rest abgestottert.“

Das Spielen selbst beigebracht

Die Musiker sind Autodidakten. Auch Dietmar Brendel brachte sich das Schlagzeugspielen selbst bei. „Damals konntest du nicht in eine Musikschule marschieren und sagen: Ich will Schlagzeuger werden“, erzählt er, „Wir haben genau abgeguckt, was die anderen so machen.“

Bis zu 40 Bands prägten in den Glanzzeiten der Beat-Musik die Hagener Szene. Sie spielten in Kneipen, in größeren Sälen und in Jugendheimen. „Das war eine regelrechte Revolution“, sagt Brendel, der heute bei den Oldiebands „Die Grafen“ und „Heart of Gold“ spielt. „Heute sind fast alle, die damals auf der Bühne gestanden haben, Rentner.“

So wie Dietmar Brendel selbst. Und weil er noch viel Material hat und immer wieder Menschen neue Geschichten erzählen, plant er einen zweiten Band. „Als Rentner ist es ja gut, wenn du was zu tun hast . . .“

Das Buch „Beat in Hagen“ (198 Seiten, 200 Fotos) kostet 24,50 Euro. Bestellung unter stroke-roll01@versanet.de.