Hagen. .

Jahrzehntelang führten Renate und Klaus Rehse ein erfolgreiches Familienunternehmen: Die Firma Hoppe & Hardt in Haspe war spezialisiert auf Kfz-Werkstatt-Einrichtungen, Hebebühnen, Etagenheber und Industrietore. Doch irgendwann stand das Ehepaar vor der Frage: Was wird aus unserem Betrieb, wenn wir ihn nicht mehr führen können?

Heute sind Rehses keine Unternehmer mehr, und dennoch haben sie das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Vor gut einem Jahr verkauften sie die Firma an Michael Orthen (42), den sie zuvor nicht einmal kannten. „Ich will es mal so sagen: Bei Herrn Orthen hatte ich sogleich ein gutes Gefühl“, so Renate Rehse (66). „Die Chemie stimmte.“

Viele Unternehmen stehen vor einer ungelösten Nachfolgeregelung. Experten zufolge wechseln in Deutschland pro Jahr 80 000 Firmen den Besitzer, und längst nicht immer steht ein Familienmitglied bereit, um in die Fußstapfen des Seniorchefs zu treten. Ohne geregelte Übergabe aber droht die Pleite, selbst gesunde mittelständische Unternehmen mussten schon aufgelöst werden, weil der Generationswechsel nicht rechtzeitig eingeleitet oder Fehler bei der Umsetzung gemacht wurden.

Bei Hoppe & Hardt war das anders. Da Tochter Stefanie die 1949 gegründete Firma nicht übernehmen wollte, gingen ihre Eltern die Nachfolgeregelung bewusst offensiv an. „Wir wollten frühzeitig die Weichen stellen und nicht unter Druck geraten“, nennt Klaus Rehse (68) den Grund. Man habe die Geschäfte auch auslaufen lassen, die Firma liquidieren und sich aufs Altenteil zurückziehen können: „Aber das wäre einem solchen Traditionsunternehmen nicht gerecht geworden.“

Durch Vermittlung der Industrie- und Handelskammer lernten Rehses manch interessierten Existenzgründer kennen, der ihren Handelsbetrieb gern übernommen hätte. Die meisten Kandidaten stellten sich freilich als ungeeignet heraus, einer habe gar dafür bezahlt werden wollen, dass er die Firma weiterführe, berichten die Eheleute. Schließlich lernten sie Michael Orthen kennen, Diplom-Ingenieur und tätig im Vertrieb eines Metall verarbeitenden Unternehmens. Mit ihm kamen sie sich in den Gesprächen schnell näher, nicht zuletzt, weil beide Seiten offen miteinander umgingen: „Unsere Bedingung war, dass der Firmenname erhalten bleibt“, so Klaus Rehse. „Und dass unsere beiden Monteure bleiben dürfen.“

Auch Michael Orthen hat den Kauf der Firma bislang nicht bereut: „Ich arbeite zwar mehr als früher, aber ich bin nicht mehr in der ganzen Welt unterwegs und habe auch mal Zeit für meine Familie.“ Er verlegte den Firmensitz nach Altenhagen, er überlegte reiflich und führte viele Gespräche mit seiner Frau, ehe er den sicheren Arbeitsplatz mit dem guten Einkommen gegen die Selbstständigkeit und das unternehmerische Risiko eintauschte. Er habe sich die Frage oft gestellt, ob es die richtige Entscheidung war: „Und sie oft mit Ja beantwortet.“