Hagen. . Während die Gewerkschaft Strafvollzug den Personalmangel und die Belastung in der Justizvollzugsanstalt Hagen beklagt, betont das Justizministerium NRW, es gebe keine offenen Stellen. Einräumen muss Düsseldorf allerdings einen Krankenstand von 9,7 Prozent im Jahr 2011.

Das Personal in der Justizvollzugsanstalt geht auf dem Zahnfleisch. Seit zahlreiche Kollegen aus Hagen in das neue Gefängnis in Wuppertal abgezogen wurden, sei die Hagener Anstalt chronisch unterbesetzt, sagt Thomas Schulte, Vorsitzender des Ortsverbands der Gewerkschaft Strafvollzug.

118 Mitarbeiter waren laut Schulte einst im Vollzugs- und Werksdienst in Hagen beschäftigt sein. 90 Stellen seien lediglich besetzt. „An einem normalen Wochentag sind rund 60 Kollegen in der JVA im Einsatz“, sagt Schulte. „Uns fehlt quasi eine komplette ­Wochenendschicht.“

Krankenstand bei mehr als 9 Prozent

Hinzu kommt: „Unser Krankenstand liegt bei über neun Prozent“, so Schulte. „Das schlägt zusätzlich ins Gewicht, obwohl der Wert im Vergleich zu anderen Anstalten im Land noch relativ niedrig ist.“ Probleme, Urlaub zu nehmen und Überstunden abzubauen, seien die Konsequenz.

Zu Sicherheitslücken, so betont der Gewerkschafter, führte die angespannte Personallage derzeit nicht. „Alle wichtigen Posten im Haus sind besetzt“, so Schulte. Aber den Alltag beeinflusst das Fehlen von Kräften trotzdem. „Der Druck für die Kollegen nimmt zu. Die Schichten sind stressiger. Unser Job besteht ja nicht nur daraus, Türen auf- und wieder zuzuschließen. Wir sind ja auch Ansprechpartner für die Gefangenen, helfen bei der Organisation ihres Alltags. Dafür bleibt kaum Zeit.“

„Es fehlt an Nachwuchs“

Das neue Gefängnis in Wuppertal und der Wechsel von Teilen des Hagener Personals seit Anfang letzten Jahres ist aber nur eines der Probleme. „Es fehlt an Nachwuchs in unserem Beruf“, so Schulte. Was seiner Einschätzung nach auch daran liegt, dass man erst mit 20 Jahren eingestellt wird. „Da sind bei vielen jungen Menschen die beruflichen Weichen bereits gestellt.“ Erstaunlich: Nur wenige Bewerber in den letzten Jahren stammen aus Hagen.

Das Justizministerium NRW betonte in einer ­Stellungnahme, dass in Hagen kein Personal fehle. „Von 103 Stellen im Vollzugsdienst seien 96 besetzt“, erklärte ein Sprecher von Minister Thomas Kutschaty. Drei Neuanstellungen kämen Anfang ­Februar hinzu. Die verbleibenden vier Stellen würden freigehalten und durch Nachwuchskräfte ab Juni besetzt.

Personal für die neue JVA in Wuppertal sei bereits in der Vergangenheit zusätzlich eingestellt und nun versetzt worden. Dies ­treffe für zehn ehemalige Mitarbeiter aus Hagen zu. Den Krankenstand in 2011 ­beziffert das Ministerium auf 9,7 Prozent. Die Anzahl der Überstunden betrage pro ­Mitarbeiter rund 100 Stunden. Die Stundenbelastung liege im Landesschnitt.