Hagen.

Die Lüdenscheider Kostal-Gruppe interessiert sich für das Gewerbegebiet in Halden-Herbeck, auf dem bislang das Land eine JVA errichten möchte. Das Familienunternehmen möchte dort eine Produktionsanlage errichten und bis zu 800 neue Arbeitsplätze schaffen.

Nach Informationen unserer Zeitung möchte das Familienunternehmen, das weltweit an 31 Standorten elektronische sowie elektromechanische und mechatronische Produkte für Industrieunternehmen herstellt, dort eine Produktionsanlage für die Sparte Solartechnik errichten und somit 600 bis 800 neue Arbeitsplätze entstehen lassen.

Helmut Kostal, Vorsitzender der Geschäftsführung, lehnt bislang angesichts des noch schwebenden Verfahrens jegliche Stellungnahme ab. Bereits 2005 hatte sein Unternehmen im Rahmen der kontinuierlichen Expansionspolitik im Gewerbegebiet Sudfeld für 21 Millionen Euro einen neuen Standort für die Bereiche Kontaktsysteme und Industrieelektrik errichtet. Auf dem 88 000 Quadratmeter großen Areal wurden bisher 15 000 Quadratmeter bebaut und somit etwa 350 Arbeitsplätze geschaffen. Hier werden vorzugsweise Komponenten für die Automobilindustrie, aber auch für renommierte deutsche Elektrogeräteproduzenten hergestellt. Die dort noch reichlich vorhandenen Restflächen möchte sich Kostal auch künftig als Grundstücksreserve erhalten.

Gute Verkehrsanbindung und Nähe zu anderem Kostal-Gelände

Die erneute Anfrage bei der Hagener Wirtschaftsförderung zielt ab auf weitere 80 000 Quadratmeter Industriegebiet, für die sich Kostal unter anderem in Hagen interessiert. Dabei fiel der Fokus angesichts der guten verkehrlichen Erreichbarkeit sowie der Nähe zum Kostal-Betriebsgelände im Sudfeld schnell auf das Areal in Halden-Herbeck. Parallel suchen die Lüdenscheider unter anderem auch unweit ihres Stammsitzes – im Lüdenscheider Gewerbegebiet Rosmart – nach Alternativflächen. Im Aufsichtsrat der Hagener Wirtschaftsförderung besteht jedoch Einigkeit, den Ansiedlungswunsch des Weltunternehmens, das im vergangenen Jahr einen Umsatz jenseits der Milliardenschwelle erzielte, offensiv zu begleiten. Ob jedoch dem Wunsch Kostals, noch im Juli ein entscheidungsreifes Angebot auf den Tisch zu bekommen, entsprochen werden kann, müssen die Gespräche der nächsten Tage ergeben.

Bislang sind die Flächen an der Dolomitstraße im Bebauungsplan noch als Gewerbe- und Mischgebiet ausgewiesen. Für eine Kostal-Ansiedlung müsste das Areal in ein reines Industriegebiet umgewidmet werden, um dort – wie von den Lüdenscheidern gefordert – auch einen Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr realisieren zu können. Ob dies die Anwohner tolerieren, wird sich in nächster Zukunft erweisen müssen.

Bislang nur Absichtserklärungen der scheidenden Ministerin Müller-Piepenkötter

Bislang kämpfen die Anrainer vorzugsweise noch gegen die geplante Ansiedlung einer JVA. Das NRW-Justizministerium möchte erst bis zum Jahresende entscheiden, ob auf der gleichen Fläche, auf der zunächst noch historische Funde gesichert werden müssen, für rund 160 Millionen Euro eine moderne Haftanstalt für 850 Gefangene entsteht, die die bisherigen Standorte in Hagen und Dortmund vereinigt. Allerdings geht der Düsseldorfer Entscheidungsprozess über bloße Absichtserklärungen der scheidenden Ministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) nicht hinaus. Ob es bei diesem unverbindlichen Richtungssignal vor dem Hintergrund der sich neu formierenden Landesregierung bleibt, erscheint derzeit völlig offen. In der neuen JVA hätten etwa 400 Landesbedienstete ihren Dienst verrichtet.