Hagen.

War es nun Jam-Session oder Konzert, was das „East-West-Quartett“ da ins Emil-Schumacher-Museum zauberte? So genau weiß man das bei einem guten Jazz-Abend ohnehin nie. Vier Ausnahmekünstler hatten sich am Donnerstagabend zum „Weihnachts-Jazz mit Weltbürgern“ verabredet: Vadim Neselovskyi, Pianist mit ukrainischen Wurzeln, studierte einst in Dortmund, erobert aber mittlerweile von New York aus die Musikwelt. Auch den Unnaer Schlagzeuger Christian Finger hat es an den „Big Apple“ verschlagen.

Zum weihnachtlichen Heimatbesuch schlägt zwischen den Tagen traditionell die Stunde des „East-West-Quartetts“, das von Dmitry Telmanov und Uli Bär an Trompete und Kontrabass komplettiert wird – ein rares Vergnügen also, das entsprechend früh ausverkauft war.

Wer eine Karte ergattert hatte, bekam warmen, loungigen Jazz in Reinkultur: Berge von Notenblättern? Keine Spur, stattdessen Eigenkompositionen mit standesgemäß viel Improvisation. „Jazz-Musiker haben es leicht. Man schreibt acht Takte und kann schon eine Komposition bei der GEMA anmelden“, witzelte Neselovskyi. Was er auf dem Klavier um die unwiderstehlichen Themen fabulierte, schmiegte sich bis auf gelegentliche Ausbrüche eng an die harmonischen Strukturen. Mal streiften die Finger die Tasten dabei kaum, dann wieder hämmerten sie energisch akkordische Passagen in die Klaviatur.

Welt des Jazz durchstreifen in all ihren Farben

Neben zwei Solo-Nummern von Neselovskyi, „Birdlike“ und dem Jazz-Standard „All the things you are“, bestritt das Quartett den Abend vor allem mit von Bär und Telmanov komponierten Stücken, die die Welt des Jazz in all ihren Farben durchstreiften: Von Bärs verträumtem „Ruhrgebiet 5/4“ über den fremdländischen Kontrabass-Groove von „New Voyage“ bejubelte das Publikum ein einfühlsames Trompetensolo nach dem anderen, mit „Nacht im Museum“ steuerte Dmitry Telmanov dazu einen geradezu programmatischen Titel bei. „Die Zeit ist begrenzt, sonst hätten wir einfach bis 2012 durchgespielt“, bedauerte der sichtlich vergnügte Neselovskyi nach zwei Stunden und spielte zum krönenden Abschluss auf zwei Instrumenten zugleich – die eine Hand auf dem Klavier, in der anderen eine Melodica.

Ein Abend voll musikalischer Magie, die nur eines nicht vermochte: Das diesige Regenwetter draußen konnte auch ein noch so inniges „Leise rieselt der Schnee“ als Zugabe nicht fortzaubern.