Hagen. .

Die Welt ist klein, verdammt klein. Und Vadim Neselovskyi hat schon viel von ihr gesehen: 1977 im ukrainischen Odessa geboren, zieht es ihn und seine Familie 1995 nach Deutschland, wo er in Dortmund klassisches Klavier studiert. 2002 wechselt der mittlerweile anerkannte Pianist nach Boston, um sein Jazzstudium am Berklee College zu vertiefen. Inzwischen lehrt er an dieser berühmten Musikhochschule, lebt aber in New York und tritt in allen möglichen Ecken der Welt auf: Russland, Indien, Japan, Hagen.

Wenn Neselovskyi am morgigen Donnerstag ab 18 Uhr beim „Weihnachts-Jazz mit Weltbürgern“ im Emil-Schumacher-Museum zu hören ist, dann handelt es sich aber keineswegs um seine ersten Kontakte mit der Volmestadt. Denn die Welt ist ja – wie bereits erwähnt – verdammt klein. „Meine Mutter war vor Jahren zur Reha in der Klinik Ambrock“, erinnert er sich noch gut an Hagen.

„Die Leute dort waren sehr nett; zufällig war eine Mitarbeiterin der Klinik auch noch Jazz-Fan und kannte mich“, erzählt der 34-Jährige – und man merkt, dass ihm das fast ein bisschen peinlich ist. Vadim Neselovskyi lässt nämlich in keiner Weise den Star raushängen, gibt sich vielmehr bescheiden. Und das, obwohl er bereits eine ganze Menge wichtiger Auszeichnungen einheimste und von der Fachzeitung NMZ sogar zum Musiker des Jahres 2010 gewählt wurde. Ein Jazzer auf dem Weg nach ganz oben macht Station in Hagen.

Musiker mit Heimweh

Doch warum verschlägt es ihn in eine Stadt, die ja nicht gerade für ihre bedeutende Jazz-Szene bekannt ist? Auch hierbei spielt die Überschaubarkeit des Erdballs wieder eine Rolle, weiß Uli Bär, der Neselovskyi am Kontrabass begleiten wird: „Zwischen Weihnachten und Neujahr kehren alle Leute, die in die Welt hinausgegangen sind und Karriere gemacht haben, wieder heim.“

Heim, das bedeutet für Vadim Neselovskyi noch immer Dortmund, wo seine Familie lebt. Und von dort ist es nicht weit bis nach Unna, wo Uli Bär an der Jugendkunstschule arbeitet und der Schlagzeuger Christian Finger, der ebenfalls im Schumacher-Museum zu hören sein wird, das Licht der Welt erblickte. Auch Finger lebt übrigens in New York – aber das ist eine andere Geschichte.

Das kurzfristig aus der Taufe gehobene East-West-Quartett komplettiert am morgigen Donnerstag der Trompetenvirtuose Dmytro Tyelmanov, der an der Essener Folkwang-Schule – nicht weit von Unna – studierte und wo geboren wurde? Richtig, ebenso wie Neselovskyi in Odessa. Tja, die Welt ist klein.

Was die Besucher beim Konzert im Schumacher-Museum zu hören bekommen, vermag der Pianist aber noch nicht genau zu sagen, denn Noten werden definitiv nicht zugegen sein: „Wir spielen, was in unseren Köpfen ist. Das ist eher wie ein Gespräch von Menschen, die sich lange nicht gesehen haben, sich aber sehr gerne mögen.“

Ein einmaliges Konzert

Ein absolut einmaliges Konzert also, für das es allerdings eine Hiobsbotschaft gibt: ausverkauft! Wer das East-West-Quartett nicht verpassen will, kann unter 02303/103777 noch einige wenige Tickets für den Auftritt am Freitag, 30. Dezember, im ZIB Unna ordern. Denn eins steht fest: Es wird auf jeden Fall ein einmaliges Ereignis.