Hagen. .
Sieben Jahre ist es her, dass Wilfried Horns Amtszeit als Hagener Oberbürgermeister ablief und er nicht erneut kandidierte. Doch noch immer besitzt der heute 73-Jährige einen guten Ruf an der Volme und gilt als sehr menschlicher Politiker. Für die WR wagte der CDU-Mann einen Blick ins neue Jahr.
Herr Horn, zunächst mal was Privates: Was wünschen Sie sich persönlich für 2012?
Wilfried Horn: Ach, da unterscheide ich mich nicht von anderen Menschen – die Gesundheit steht im Vordergrund. Außerdem wünsche ich mir, dass die Familie zusammenhält und alle Menschen in meinem Umfeld zufrieden sind.
Jetzt wird’s etwas politischer: Ist Hagen noch zu retten – und wenn ja, wie?
Horn: Natürlich ist Hagen zu retten. Und zwar, wenn vernünftige Politik gemacht wird, die Menschen zu ihrer Stadt stehen und nicht alles so pessimistisch sehen. Sie müssen einfach begreifen, wie wunderbar und schön ihre Stadt ist.
Ein neues Sparpaket wird kommen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Gibt es denn überhaupt noch Sparpotenzial?
Horn: Das ist für einen OB außer Dienst keine leichte Frage, aber sicher gibt es noch Sparpotenzial. Ich glaube auch, dass die jetzige Politik auf dem richtigen Weg ist. Wir Bürger müssen begreifen, dass wir Abstriche hinnehmen müssen; aber uns fällt es ja immer schwer, das zu tun, was uns andere aufbürden. Ich halte es nicht für einen Weltuntergang, wenn weiter gespart wird.
"Man kann das Theater nicht schließen!"
Die Schullandschaft ist zurzeit in aller Munde. Wie soll sie Ihrer Meinung nach künftig aussehen?
Horn: Aufgrund sinkender Schülerzahlen müssen Schulen geschlossen werden – das dürfte jedem einleuchten. Allerdings müssen diese Schritte vernünftig überlegt werden – und es muss gerecht dabei zugehen.
Auch die Hagener Kultur bietet immer wieder Diskussionsstoff. Was wünschen Sie sich fürs Schumacher-Museum und fürs Theater? Und darf die Stadt Kunstschätze verkaufen, wie unlängst bei dem Hodler-Gemälde diskutiert wurde?
Horn: Vor allem hoffe ich, dass die Probleme beim Emil-Schumacher-Museum endlich behoben werden und dass die Menschen verstehen, wie wichtig dieses Museum für die Stadt und das Umland ist. Das Theater ist 100 Jahre alt und besitzt ein hervorragendes Image – man kann es nicht schließen! Versuche, mit anderen Bühnen zusammenzugehen, hat es in der Vergangenheit ja schon gegeben – und es hat nicht funktioniert. Es muss also weitergehen! Generell sollte eine Stadt ihre Kunstschätze nicht verkaufen. Wenn es aber darum geht, Menschen zu retten, die ansonsten vorne und hinten nicht mehr hochkommen, dann muss auch so etwas möglich sein.
Mit 15,4 Prozent liegt die Quote der Armutsgefährdung in Hagen über dem Bundesdurchschnitt. Darf es in einem reichen Land wie Deutschland überhaupt Armut geben, und was kann man dagegen tun?
Horn: Zunächst muss man sehen, dass NRW in dieser Statistik vorn liegt und nicht nur Hagen, sondern auch andere nordrhein-westfälische Großstädte betroffen sind. Man muss erkennen, wo die Problemfelder liegen und wie man die Menschen dort erreicht. Das ist aber eine Aufgabe, bei der auch Ehrenamtliche helfen können. Jeder kann sich die Frage stellen: Wie geht es meinem Nachbarn? Außerdem bin ich der Meinung, dass in Deutschland niemand Not leiden muss. Selbst zu Zeiten der Eurokrise beneiden uns andere Länder doch noch.
Und welche Tipps geben Sie Oberbürgermeister Dehm für 2012 mit auf den Weg?
Horn: Ich wünsche ihm die Ruhe und Gelassenheit, die man für dieses Amt braucht. Alles muss gut überlegt werden, bevor man die notwendigen Schritte macht. Mein Eindruck ist jedoch, dass er die Kraft und die Energie hat. Und die braucht er.
"Selbständigkeit? Das ist vorbei"
Sie sind eingefleischter Hohenlimburger. Hand aufs Herz: Wünschen Sie sich noch die Selbständigkeit?
Horn: Ich war damals ja einer der Mitbegründer der Bürgerinitiative für die Selbständigkeit. Als nichts daraus wurde, habe ich in den Folgejahren dann aber bewiesen, dass man den Kopf nicht in den Sand stecken muss. Man sollte nicht nur wettern, sondern das Beste draus machen. Und die Bezirksvertretungen achten ja auch drauf, dass die Stadtteile korrekt behandelt werden. Aber Selbständigkeit? Nein, das ist vorbei.