Hagen. Die Zahl der Gemeindeglieder in der ev.Kirchengemeinde Haspe hat sich seit den 1970er Jahren von mehr als 21 000 auf 11 000 nahezu halbiert – und der Gemeindegliederschwund ebbt nicht ab. Pfarrer Jürgen Schäfer muss keinen Blick in eine Kristallkugel werfen, um zu prophezeien, was das bedeutet: Mangelverwaltung.
Die Zahl der Gemeindeglieder in der evangelischen Kirchengemeinde Haspe hat sich seit den 1970er Jahren von mehr als 21.000 auf aktuell 11.000 nahezu halbiert – und der Gemeindegliederschwund ebbt nicht ab. Im Gegenteil. Pfarrer Jürgen Schäfer muss keinen Blick in eine Kristallkugel werfen, um zu prophezeien, was diese Entwicklung bedeutet: Mangelverwaltung. Denn allein die Zahl der Gemeindeglieder bestimmt, wie viel Geld eine Gemeinde erhält.
Ende Oktober hatte das Presbyterium Mitarbeiter und Elternrat mit der Entscheidung geschockt, dass die Kindertagesstätte auf dem Spielbrink Mitte des Jahres 2013 geschlossen wird. „Uns fehlen schlicht die finanziellen Mittel“, klagte Pfarrer Schäfer, und schwört jetzt die Gemeinde auf weitere Härten ein: „Da kommt noch mehr auf uns zu.“
Zahlenwerk ist ernüchternd
Am vergangenen Freitag wurde auf der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Hagen der Finanzplan für das kommende Jahr vorgestellt. Das Zahlenwerk ist ernüchternd, wenngleich der wirtschaftliche Aufschwung zumindest für eine Atempause sorgt. Denn die Kirchensteuereinnahmen haben sich trotz weiter rückläufiger Gemeindegliederzahlen etwas erhöht.
In den vergangenen Jahren wurden immerhin noch 3,8 Mio. Euro unter den evangelischen Kirchengemeinden in Hagen und dem Kirchenkreis verteilt. Vor dem Hintergrund tendenziell sinkender Einnahmen schmilzt diese Summe 2012 auf 3,7 Mio. Euro ab. Der Kirchenkreis beansprucht mehr als 460.000 Euro für sich. Abzüglich sonstiger Pauschalposten bleiben 2,8 Mio. Euro, die unter den Kirchengemeinden aufgeteilt werden.
Kein Ende in Sicht
Die Kirchengemeinde Haspe erhält als eine der größten Hagener Gemeinden 2012 noch 443.000 Euro (- 10.000 Euro im Vergleich zu 2011). Das ist etwa ein Drittel des Gesamthaushaltsvolumens. „Das Geld wird weniger, die Aufgaben bleiben“, sagt Pfarrer Schäfer. In den anderen Gemeinden sei die finanzielle Situation nicht weniger prekär. „Alle leiden darunter.“
Und überall sei bereits an der Substanz gespart worden: Pfarrstellen wurden gestrichen, Kindergärten geschlossen, es wurde sich von Gemeindehäuser und -zentren getrennt. Ein Ende ist nicht in Sicht. „Wir werden in acht bis zehn Jahren in Haspe sicherlich nur noch zwei evangelischen Kindergärten haben“, prognostiziert Pfarrer Schäfer – aktuell sind es vier.
Der Mangel wird die Zukunft prägen
Mehr sei unter dem gegebenen Rahmen nicht finanzierbar. Denn kirchliche Träger müssen nach dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz) 12 Prozent der Kita-Kosten selbst tragen. Für die Kirchengemeinde Haspe bedeutet das zurzeit jährliche Kosten in Höhe von mehr als 220.000 Euro. „In der langfristigen Perspektive unserer Gemeinde werden wir uns das nicht leisten können.“
Ist ein Ausweg in Sicht? „Ich kenne niemanden, der eine Lösung parat hat“, schüttelt Pfarrer Schäfer den Kopf, „man kann die Probleme nur benennen.“ Denn weder von der klammen Stadt, noch vom verschuldeten Land sei Hilfe zu erwarten. „Der Mangel wird unsere Zukunft prägen.“