Hagen. .
Was die Politiker in der Bezirksvertretung Eilpe/Dahl am Mittwoch (23.November 2011) beschließen wollen, halten die Betroffenen für „dummes Zeug“. Die Carl-Diem-Straße in Rummenohl, ein kleiner Abzweig von der Bundesstraße 54, soll ab dem 1. Januar in „An der Turnhalle“ umbenannt werden.
Die Grünen hatten bereits vor mehr als einem Jahr einen entsprechenden Antrag eingereicht. Die kleine Fraktion begründete dies mit der zweifelhaften Vergangenheit des Sportfunktionärs Carl Diem. So soll Diem, der zu Zeiten des Nationalsozialismus das Internationale Olympische Institut in Berlin leitete, unter anderem noch im März 1945 Mitglieder der Hitlerjugend auf dem Reichssportfeld der Hauptstadt zum „finalen Opfergang für den Führer“ aufgerufen haben.
Zweite Umbenennung
Dabei ist es für die Anwohner in Rummenohl bereits die zweite Adressänderung ohne Umzug. Denn erst Mitte der 70er Jahre hatte die Carl-Diem-Straße ihren heutigen Namen erhalten. Bis dahin war sie nach Turnvater Jahn benannt. Das Volmetal aber wurde im Rahmen der Gebietsreform Hagen zugeschlagen, wo es in Hohenlimburg bereits die Jahnstraße gab. „In solchen Fällen haben die längeren Straßen ihren Namen behalten“, so Frank Bleiker, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle im Hagen Süden.
Birgit Hoppe hat all das miterlebt. „Seit 61 Jahren lebe ich hier“, sagt sie. „Ich halte das für eine überflüssige Diskussion. Es gibt viele Menschen, die eine Leiche im Keller verbuddelt haben. Wenn wir die alle ausgraben, gibt es so einige Straßen, die man umbenennen müsste.“ Ähnlich sieht das Maria Hermey. „Eine Umbenennung nach so langer Zeit. Da muss sich einer richtig viel Mühe gegeben haben“, sagt sie. „Bislang hat der Straßenname niemanden gestört. Warum soll das ausgerechnet jetzt der Fall sein?“
"Politiker müssen das ja nicht ausbaden"
Typisch findet Jutta Krägeloh die Entscheidung der Politiker: „Die müssen sie ja nicht ausbaden“, meint die Anwohnerin mit Blick auf die Umstände, die eine Adressänderung mit sich bringt. „Auf so etwas kommt man nur, wenn man sonst keine Probleme hat.“
Immerhin, so teilt Ordnungsamtsleiter Horst Flüshöh mit, werden etwaige Änderungen kostenfrei vorgenommen, sobald die Bürger bei einer städtischen Behörde vorstellig werden.
Zumindest mit dem neuen Namen können sich die Betroffenen anfreunden. Viele von ihnen sind beim TuS Volmetal aktiv. „Mit unserer Halle sind wir ja selbst als Anlieger mit im Boot“, so Vorstand Gerhard Stiebing. „Deshalb haben wir uns für den neuen Namen stark gemacht.“
Für die Deutsche Post ist eine solche Änderung nichts Außergewöhnliches. „Unsere Datenbanken für die automatische Sortierung werden aktualisiert“, sagt Rainer Ernzer, „eine Umbenennung hinterlegt. Auch Post, die unter der alten Anschrift abgeschickt wird, findet ihr Ziel.“