Haspe.

Der Künstler schlüpft in die Rolle des Galeristen: Nuri Irak öffnet heute sein Atelier für eine Gemeinschaftsausstellung „Eins + Sechs“. Der Titel lässt Spielmöglichkeiten zu: ein Gastgeber und sechs Gäste, ein Bildhauer und sechs Bildende. . . „Ich möchte meine Räume nicht nur als stille Werkräume nutzen, sondern für andere öffnen“, erzählt Nuri Irak. „Man lebt als Künstler auch vom Austausch mit anderen. Das bereichert und bringt weiter.“

Betritt man das Atelier in der Passage am Hüttenplatz fällt der Blick auf Metall, verrostetes Metall. Unverkennbar hängt hier Bernhard Paura. Gerade zu Haspe mit der Vergangenheit einer Stahlhütte, die ihr Gold über den Stadtteil verteilte und über dem der Qualm lagerte, passt Paura. Er schichtet Bleche übereinander, bürstet die rostige Oberfläche, bis sie Schattierungen erhält – und schafft so Bilder, die an Industrie und geordnete Stadtlandschaften erinnern.

Abstrakt, von kalligraphisch bis zur Farbexplosion

Dazu gesellt sich das Ehepaar Barbara Wolff und Karl-Friedrich Fritzsche. Sie ist vertreten mit Betrachtungen von Felsenlandschaften, die zwischen sanften Braun- und Grau-Blautönen wechseln. Er formt Holz zu vegetativen und figurativen Formen. In einer gemeinsamen Arbeit haben beide über einen Holzschnitt bearbeitete Papierausrisse geschichtet.

Wer weiter durch das Atelier schlendert, sieht Arbeiten des Gastgebers selbst. Nuri Irak hat viele kleinere Werke, die sich spannungsreich gegeneinander spiegeln, gehängt. Abstrakt bleiben sie alle, manche gleiten ins kalligraphische, andere explodieren förmlich in ihrer Farbigkeit.

Dagegen wirkt Christine Laprell umso lichter und leichter. Sie sammelt Fundstücke und verteilt sie scheinbar vorsichtig auf Papier, ordnet sie zu Collagen, unterstreicht das Flüchtige durch einzelne Pinselstriche oder Linien. So lässt sie Betrachter an ihrem Alltag teilhaben: Oft verarbeitet sie Fundstücke aus Urlauben in Frankreich oder anderen Orten, an denen sie sich aufhält.

"Visuelle Poesie"

Einblick in ihr Leben gibt auch Sarah Jil Niklas aus Dortmund. Sie stellt ihre Leidenschaft für den Tanz in den Mittelpunkt ihrer Malerei. Immer wieder bringt sie Tanzposen, Bewegungsabläufe auf die Leinwand. Nur sparsam geht sie dabei mit Farbe um, wie um nicht abzulenken vom körperlichen Ausdruck.

Im Gegensatz dazu muss man die Kästchen und Stücke entdecken, mit denen sich die Mendenerin Sonja Heller vorstellt. Sie beschreibt ihre Kunst als „visuelle Poesie“. Basierend auf Fotos, die sie bis zur Abstraktion verändert, legt sie Texte übereinander, dreht Wortspiele zu Schneckenhäusern, steckt alles hinter Kunststoff. Ihre Werke zwingen förmlich dazu, verschiedene Positionen einzunehmen, bis man sie durchdringen kann. Die Texte schreibt Heller in der Regel selbst. Nur manchmal leiht sie sich die Worte bei Philosophen oder Schriftstellern.