Hagen. . Gut zwei Jahre nach der Eröffnung ist das Hagener Emil-Schumacher-Museum noch immer eine Baustelle - obwohl die Besucher davon kaum etwas mitbekommen und auch von der derzeitigen Ausstellung „Schumacher - Afrika“ überwältigt sind.
Gut zwei Jahre nach der Eröffnung ist das Hagener Emil-Schumacher-Museum noch immer eine Baustelle - obwohl die Besucher davon kaum etwas mitbekommen und auch von der derzeitigen Ausstellung „Schumacher - Afrika“ überwältigt sind.
Rouven Lotz flüchtet in die blanke Ironie: „Wirklich wunderbar“ sei es, meint der Kustos des Hagener Museums, dass man wieder einmal bundesweit in die Negativschlagzeilen geraten sei. In der vergangenen Woche hatte der Steuerzahlerbund das Hagener Museum an den öffentlichen Pranger gestellt und die enormen Folgekosten gerügt, mit der sich die Stadt herumschlagen muss. Aus dem vermeintlichen Leuchtturmprojekt sei längst ein „Groschengrab“ mit verdreifachten Ausgaben geworden.
Mobile Luftbefeuchter
Rouven Lotz empfindet die Steuerschelte als ungerecht und rufschädigend: „Der Schumacher-Stiftung ist doch ein funktionierendes Gebäude zugesichert worden. Nicht das Institut ist schuld an der Misere, sondern die städtische Bauverwaltung. Die noch immer nicht abgeschlossenen Nachbesserungsarbeiten und die schlechte Publicity beeinträchtigen unseren Betrieb.“
Tatsächlich wird jetzt bei der hochkarätigen Kunstschau mit mobilen Luftbefeuchtern gearbeitet, weil die eigentlich so ambitionierte Klimaanlage den Erfordernissen nicht gerecht wird. Die völlig unbefriedigende Luftsituation macht nach Angaben des Kustos auch eine längerfristige Ausstellungsplanung unmöglich: „Wir können doch nichts vorbereiten, was unsere Kunstwerke gefährden könnte.“ Das junge Museum befinde sich gerade in einer Phase, in der Vertrauen gegenüber möglichen Leihgebern erst einmal aufgebaut werden müsse. „Immerhin können wir mit unserer neuen Ausstellung beweisen, dass wir die Erfahrung haben, mit wertvollen Dingen umzugehen“, so Rouven Lotz.
Von verlockenden „Blockbuster“-Projekten, etwa Schauen mit Monet oder Picasso im Schumacher-Vergleich, sieht man in Hagen jedenfalls mittelfristig noch ab. „Dafür fehlt uns einfach die personelle Ausstattung“, erklärt der Kustos: Die Nolde-Ausstellung im vergangenen Jahr mit über 11 000 Besuchern war die absolute Obergrenze dessen, was wir bewältigen können.“
Weniger Spektakuläres muss allerdings keine Qualitätsschwäche bedeuten, wie gegenwärtig wunderbar zu sehen ist. Noch bis zum 3. März werden im Schumacher-Museum wertvollste Holzskulpturen aus dem afrikanischen Niger-Delta mit Schumacher-Arbeiten korrespondierend gezeigt. Das ist keine volkskundliche Schau, vielmehr eine Kunstpräsentation von höchster Güte und betörend schön in Szene gesetzt.
Wundervolle Inszenierung
Die Afrika-Affinität Schumachers und die Tatsache, dass Karl Ernst Osthaus im Jahre 1912 als erster Museumsleiter überhaupt afrikanische Kunst selbst kaufte und in Hagen zeigte, sind der thematische Unterbau, auf dem nun erstmals ein weitgehend geschlossener Überblick über die bis zu 500 Jahre alte Kunst aus dem Nil-Delta möglich geworden ist. Internationale Leihgeber konnten gewonnen werden, und Rouven Lotz betont gern, dass hier „keine ethnologische Spielerei“ umgesetzt worden ist. Dem Besucher jedenfalls verschlägt es förmlich die Sprache, wenn er das kongeniale Miteinander von großformatigen Schumacher-Bildern und meterhohen Niger-Skulpturen erlebt.