Altenhagen.

„Gloria in excelsis Deo“ – Ehre sei Gott in der Höhe – hieß das Konzert des Mozart-Konzertchors am Samstag in der restlos gefüllten St. Josefs-Kirche mit einem Streifzug durch die Kirchenmusikgeschichte vom Mittelalter bis zur Moderne.

Elf Sänger leisteten beim gregorianischen Gloria Großartiges. Einstimmig im Wechsel von zwei Chorhälften mit Gesamtgesang, verschmolzen die Stimmen zu homogenem Klang, nach uralten Melodiemustern ohne Leitton um einen Mittelpunkt schwingend, die Texte durch behutsame Akzente betonend. Der Nachhall des großen Kirchenschiffes schuf die entsprechende klösterliche Atmosphäre.

Barocke Echo-Dynamik

Farbenprächtig gestaltete der Barockmeister Vivaldi sein Gloria. Hier zeigte die Chorgemeinschaft aus Mozart- und Motettenchor Friesoythe (Leitung: Heinrich Kleine Siemer), wie immer begleitet vom Staatssinfonieorchester Kaliningrad, ihre Ausdrucksstärke in typisch barocker Echo-Dynamik, mit schwer lastenden Akkorden bei „Qui tollis peccata mundi“ und sieghaft strahlenden Passagen mit polyphonen Strukturen. Sieglinde Grote, Sopran, und Francisca Hahn, Mezzosopran, lockerten in Arien und Duetten den rauschenden Chor- und Orchesterklang auf, beide mit kirchenmusikschlankem weichem Timbre die perfekte Besetzung.

Nach dem „Laudate Dominum“ von Mozart mit dezenter Streicherbegleitung, in dem die Sopranpartie nach dem 116. Psalm in das verhaltene „Gloria“ des Chores mündet, wurden die ersten „Bravo“-Rufe laut: Die überirdische Schönheit der schlichten Melodik bezauberte das Publikum.

Stehende Ovationen

Beim „Gloria“ aus Bruckners Messe in f-Moll hatte das durch Blechbläser und Schlagzeug verstärkte Orchester seinen großen Auftritt. In romantischem Überschwang der Gefühle kam es zu gewaltigen Ausbrüchen der Freude; für das „Miserere nobis“ standen verhalten flehende Akkorde im Chor. Ein Duett über diesen Text wurde von Choreinwürfen in fast geflüstertem Modus beantwortet, bis nach großartig aufgebautem Crescendo im Fortissimo der Höhepunkt erreicht war.

Auch Poulenc arbeitete mit großem Orchester. Rascher Wechsel von Piano und Fortissimo – anstrengend für den Chor, in dieser Lautstärke mitzuhalten - schuf Spannung. Eigenartige Melodiebildungen wie in der Sopranpartie „Domine Deus“ mit großem Sprung nach oben bei der letzten Silbe und „schräge“ Orchestereinwürfe betonten die Musiksprache des 20. Jahrhunderts. Das melismatische „Amen“ des Solosoprans und die einstimmig verhauchende Antwort des Chores a cappella griffen auf die gregorianische Praxis zurück. Lautstarker Beifall bei stehenden Ovationen veranlassten den Dirigenten Albert Boehres zur Wiederholung des „Laudate Dominum.“