Breckerfeld. Vom Freilichtmuseum in Hagen bis Breckerfeld führt der Jakobsweg. Was man auf einem kurzen Pilger-Trip alles erleben kann.
Da sehe ich sie schon, die Jakobsmuschel, die mir die nächsten fünf Kilometer den Weg weist. Rechts plätschert der Selbecker Bach. Die Autos sind immer noch zu hören, werden aber immer leiser, je höher und weiter ich gehe. Dafür aber wird das Gezwitscher der Vögel immer eindringlicher. Die Entfernung zur lauten Stadt wird größer. Dadurch, dass es immer ruhiger wird, kann ich mich immer mehr auf mich konzentrieren. Pilgern - der Einstieg fällt hier gar nicht so schwer.
Nicht nur die Selbecker Straße (L 528) vom Freilichtmuseum in Hagen bis zur Ortschaft Zurstraße verläuft kurvig, sondern auch beim Jakobsweg geht es im Zickzack und steil die Straße „Auf dem Killing“ (Alter Postweg) hinauf. Die vom Jakobsweg Osnabrück -Beyenburg abzweigende Verbindungsstrecke beginnt eigentlich in Haspe und führt vorbei an der Hagener Johanniskirche. Sie endet nach 41,1 Kilometern in Remscheid-Lennep an der evangelischen Stadtkirche.
Unerwartet schön
Meine Pilger-Kurz-Reise hatte eigentlich am Rathaus in Hagen begonnen - mit dem Bus. Am Freilichtmuseum schien die Sonne und die Info-Tafel mit Wandermöglichkeiten rund ums Freilichtmuseum wartete schon. Vom Pilger- oder Jakobsweg stand hier aber nichts, obwohl die Tafel die ca. fünf Kilometer lange Route über den alten Postweg zeigt. Wanderzeichen des Sauerländer Gebirgsvereins ist das Dreieck.
Nach einer kurzen Weile merke ich bereits, dass ich, mit meinen weißen Sneakern, das falsche Schuhwerk anhabe. So urplötzlich wie die Idee von der Redaktion kam, den Jakobsweg vom Freilichtmuseum bis zu Zurstraße zu pilgern, blieb keine Zeit zur Vorbereitung.
Schöne Aussichten nach nur zehn Minuten wandern. Unerwartet. Alles sehr grün, bis auf das gerodete Waldstück. Das sah früher wahrscheinlich mal besser aus. Der Weg besteht teilweise nur aus kleinen Bächen, die sich durch den Regen der letzten Tage gebildet haben. Und aus Matsch. Lösung: im Wasser laufen. Die Füße werden nicht nass, weil das Wasser nicht hochsteht. Die Schuhe bleiben sauber. Die Sonne strahlt durch die Bäume, und ich fange an zu schwitzen. Erst langsam scheint die Steigung aber abzuflachen.
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Oben angekommen erst mal eine Pause
Geschafft! Oben angelangt herrscht ein ganz anderes Feeling. „Irgendwie wie im Urlaub“, denke ich mir. Viele Bienen und andere Insekten, die im Strauch voller gelber Blumen ihre Arbeit leisten. Ein Päuschen wär jetzt nicht schlecht. Keine Bank in Sicht, dafür eine Konstruktion aus einzelnen Holzscheiten. Niedriger als gewohnt, aber trotzdem stabil. Hier bekommt Weitblick eine ganz andere Bedeutung. Nichts außer grünen Wäldern und ein bewölkter Himmel. Und natürlich vor mir die gelben Blumen mit den fleißigen Bienchen. Gut, dass ich in der Redaktion noch schnell eine Flasche Wasser eingepackt habe. Sonst säße ich auf dem Trockenen.
Energiegeladen geht es weiter. Den Berg hoch? Wohl doch noch nicht ganz oben angekommen.
Was man nicht alles beim Pilgern entdeckt: Baustelle von Windrädern
Ein Brummen macht sich bemerkbar. Das Pilgern rückt in den Hintergrund und die Neugierde überwiegt. Einige Meter weiter der Grund dafür: Eine riesige Baustelle. Hier entstehen neue Windräder. Erst vor Kurzem wurde mit einem Schwertransport ein Windradflügel durch den Ortskern von Breckerfeld zum Rafflenbeuler Kopf geliefert. Vorbei an den meterhohen Baustellenfahrzeugen. So klein fühlt man sich selten. Ziemlich viel Betrieb hier. Gut, dass die Fahrzeuge so laut sind, dass man rechtzeitig zur Seite gehen kann.
Ab der Baustelle nimmt die Schönheit des Pilgerwegs leider etwas ab. Der Weg musste durch Platten erweitert werden. Und der Pilger muss Baufahrzeugen ausweichen.
Nichtsdestotrotz mache ich mich weiter auf den Weg und finde eine Pilger-Hütte, in der ich ein letztes Mal raste. Sie dient Wanderern und Pilgern als Wetterschutzhütte: Sie bietet Schatten an sonnigen Tagen oder dient als Unterstand bei Regen. Außerdem informiert der Gastronomieflyer über „Essen und Trinken in Breckerfeld“. Hier komme ich wieder zur Ruhe, kehre in mich und lasse das Getöse der Baustelle hinter mir.
Ein kleines Wäldchen durchquert, ist jetzt die Asphaltstraße erreicht, und es geht nur noch geradeaus bis kurz vor Zurstraße. Schwalben, die über die Acker fliegen. Kühe und Pferde, die auf der Wiese grasen. Tierreicher Abschluss meiner Etappe. Die Geräuschkulisse wird wieder lauter. Die Hauptstraße ist in Sichtweite. Das Ortsschild zu sehen, aber kein Verweis auf den Jakobsweg. Dann gehe ich wohl zur Bushaltestelle und nehme den nächsten Bus - zurück in die laute Hagener Innenstadt.