Breckerfeld. Er ist der Wein-Experte von Breckerfeld: Vor genau 25 Jahren hat Michael Drescher seinen Weinladen eröffnet. Dabei hatte er andere Pläne.

Das Ding ging durch die Decke. 10.000 CDs - die Älteren wissen noch, was das ist - nahm alleine Saturn, damals einer der Giganten der Branche, ab. Und Michael Drescher (65) holt noch eine in Originalverpackung aus der Schublade: „Hast du noch ein Gerät, mit dem man die abspielen kann?“

„Gloria Borussia“ steht auf dem Cover. Dieser Name ist Programm. Denn die Lieder, die er, Drescher, der Musiker, Mitte der 90er-Jahre komponiert hat, erinnern an die glorreichen Zeiten des BVB. Zweimal Deutscher Meister, einmal Champions-League-Sieger, als erste deutsche Mannschaft überhaupt. „Ricken, lupfen, jetzt, jaaaa.“

Jubiläumsfeier zum Stadtfest

Die glorreichen Zeiten in der Champions League erleben gerade eine Neuauflage. Die von Michael Drescher sind nie so wirklich vorbeigegangen. Nicht die als Musiker. „Da war ich irgendwann mit Ende 30 ausgelaugt“, sagt er. Sondern die seines neuen, seines anderen (Berufs-)Lebens: Michael Drescher ist der Wein-Papst von Breckerfeld.

Tipps aller Sorten: Michael Drescher entdeckt die Weine, die er in Breckerfeld anbietet, auf Messen.
Tipps aller Sorten: Michael Drescher entdeckt die Weine, die er in Breckerfeld anbietet, auf Messen. © WP | Jens Stubbe

Für mich ging es immer darum, mich selbst zu verwirklichen, etwas Eigenes zu schaffen. Ich bin einfach kein Typ dafür, in einer großen Firma zu arbeiten.
Michael Drescher - Inhaber von „Wein & Fein“

Was er so selbst über sich nicht sagt. Was vielleicht auch ein bisschen dick aufgetragen ist. Aber wem es gelingt, über 25 Jahre ein Weingeschäft („Wein & Fein“) im Ortskern von Breckerfeld zu führen (gefeiert wird beim Warm-up zum Stadtfest am Freitag, 21. Juni), der muss wohl Ahnung haben von dem, was er da anbietet. „Für mich ging es immer darum, mich selbst zu verwirklichen, etwas Eigenes zu schaffen. Ich bin einfach kein Typ dafür, in einer großen Firma zu arbeiten“, sagt er und nippt an seinem Wasserglas.

Kein Glas Wein im Geschäft

Richtig gelesen. Da ist Drescher, der Wein-Papst, konsequent: „Obwohl ja die Regale voll sind - aber hier für mich eine Flasche aufzumachen, mir selbst ein Glas einzuschenken: So gerne ich auch Wein trinke, das käme für mich nicht infrage.“

Obstbrand aus Breckerfeld: Eine der Spezialitäten, die Michael Drescher verkauft.
Obstbrand aus Breckerfeld: Eine der Spezialitäten, die Michael Drescher verkauft. © WP | Jens Stubbe

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Zu Hause sehr wohl. Abends mit seiner Frau, die in Sachen Wein ganz ähnlich tickt. „Paare, die einen unterschiedlichen Weingeschmack haben, passen nicht zusammen“, sagt Drescher und lacht. „Wir öffnen gern einen leichten, fruchtigen Weißwein. Das können durchaus unterschiedliche Rebsorten sein. Wir trinken aber nicht einfach so. Wir probieren, und wir vergleichen.“

Leidenschaft durch Wein-Bibel entfacht

Angefangen hat das mit dem Probieren und dem Vergleichen nach einem Bummel durch Herdecke. „In einer Buchhandlung habe ich im Schaufenster den ,Johnson‘ gesehen. Das ist die Wein-Bibel schlechthin“, sagt Drescher. „Ich bin rein, habe drin geblättert und das Buch für damals 130 Mark gekauft.“ Es sollte gut investiertes Geld sein, für ein Meisterwerk, das in dem Mann, der mit seiner Frau in Eilpe in Hagen lebt, eine Leidenschaft entfacht.

Je mehr ich darin gelesen habe, desto mehr wurde mir klar: Das musst du machen, das ist dein Ding.
Michael Drescher - über die Wein-Bibel „Johnson“

Sein fünftes Ladenlokal in Breckerfeld: Michael Drescher ist mit seinem Laden „Wein & Fein“ vor ein paar Jahren in ein Ladenlokal an der Frankfurter Straße gezogen, in dem einst ein Schuhgeschäft beheimatet war.
Sein fünftes Ladenlokal in Breckerfeld: Michael Drescher ist mit seinem Laden „Wein & Fein“ vor ein paar Jahren in ein Ladenlokal an der Frankfurter Straße gezogen, in dem einst ein Schuhgeschäft beheimatet war. © WP | Jens Stubbe

„Je mehr ich darin gelesen habe, desto mehr wurde mir klar: Das musst du machen, das ist dein Ding“, erinnert sich Michael Drescher, „wir haben dann noch gemeinsam abgewogen, ob wir unser Weingeschäft in Hohenlimburg oder in Breckerfeld eröffnen sollen.“

Fünf Ladenlokale in Breckerfeld

Die Wahl fällt auf das Einkaufszentrum „Alter Ostring“, das zu der Zeit durch den Supermarkt im rechten Flügel noch richtig Frequenz hatte. „Wobei ich sagen muss, dass ich die Entscheidung für Breckerfeld bis heute nicht bereut habe“, sagt Drescher, der an der Frankfurter Straße kurz vor der Corona-Pandemie 2020 nach vier Umzügen sein insgesamt fünftes Ladenlokal im Laufe der Zeit eröffnet hat.

Alkoholische Köstlichkeiten füllt Michael Drescher auch direkt im Laden in Flaschen ab.
Alkoholische Köstlichkeiten füllt Michael Drescher auch direkt im Laden in Flaschen ab. © WP | Jens Stubbe

Ein guter Wein muss keineswegs teuer sein. Aber natürlich kann ich für 2 Euro im Supermarkt keine Qualität erwarten.
Michael Drescher - Inhaber von „Wein & Fein“

Die Standorte mögen gewechselt haben - die Ware und die Leidenschaft aber sind geblieben. Kisten füllen die Regale. Nicht die mit sündhaft teuren Weinen ausgewählter Chateaus, bei denen man das gute Etikett gleich mitbezahlt. Mehr die Geheimtipps, die er auf Messen entdeckt und dann den Kunden (die meisten davon kommen aus Breckerfeld, sind schon etwas älter) anbietet. „Ein guter Wein muss keineswegs teuer sein“, sagt Drescher, „natürlich kann ich für 2 Euro im Supermarkt keine Qualität erwarten. Aber bei uns gibt es günstigere Flaschen schon für knapp 7 Euro - und das sind richtig leckere Weine.“

CDs liefern Geld für Startkapital

Wer mehr investieren will, kann das auch bei Drescher tun. „Ich habe ja wirklich eine langjährige Erfahrung und schon viel probiert - aber ab 15 Euro aufwärts bekommt man einen qualitativ sehr, sehr guten Wein“, sagt Drescher.

„Good Bye, Flemming“, „Ole, jetzt kommt der BVB“ oder „Die besten Fans der Liga“ heißen die Hits auf der CD, die Dreschers Produktionsfirma „Spargel Records“ einst auf den Markt gebracht hat. „Der Erfolg hat dazu beigetragen, dass ich das Startkapital für den Laden aufbringen konnte“, sagt er, der einstige Musiker und Weinpapst, der selbst mit Eike Immel in der A-Jugend von Borussia Dortmund zusammengespielt hat. Das aber ist eine andere Geschichte. Eine, die noch länger als 25 Jahre zurückliegt.