Breckerfeld. „Breckerfeld‘s next Kuh-Model“ - beim Stadtfest am 22. Juni suchen die Landwirte das schönste Rindvieh der Stadt. Das sind die Hintergründe.
Sia ist so ein Prachtexemplar. Vielleicht keine Favoritin, aber doch eine Kuh, die Christian Abel eigens an einem Strick aus dem Stall geholt hat. „Sie ist schon führig, das Laufen gewohnt“, sagt Landwirt aus Breckerfeld. Was sie für diesen Foto-Termin geradezu prädestiniert. Der Laie hingegen schaut über die vermeintlichen Schwächen hinweg und betrachtet das schwarz-weiße Tier in seiner ganzen Pracht. Kleiner Schönheitsfehler: Als der Fotograf aus den Auslöser drückt, plätschert es mächtig. Sia muss mal...
Es geht um Sia und ihresgleichen bei dieser Pressekonferenz, zu der die Tierzüchtervereinigung Ennepe-Ruhr, Hagen und Märkischer Kreis geladen hat. Denn die Züchter und die Landwirte vor Ort suchen sozusagen „Breckerfeld‘s next Kuhmodel“ - bei der Tierschau auf dem Stadtfest am 22. Juni.
Schönheitswettbewerb für Kühe
Dabei handelt es sich um einen Schönheitswettbewerb im klassischen Sinne. Zwei Preisrichter (die Heidi Klumms der Tier-Beauty-Branche) urteilen über die Rindviecher der verschiedendsten Arten. Dass es dabei nicht nur um Äußerlichkeiten geht, wird schnell deutlich: „Letztlich hat das auch viel mit Tierwohl zu tun“, sagt Ortslandwirt Heiner Born und tritt dabei zugleich möglichen Kritikern entgegen, die argumentieren könnten, dass eine solche Ausstellung die Tier doch über Gebühr strapaziere. „Eine Kuh, die schön aussieht, die einen intakten Körper hat, bleibt lange gesund und kann ein unbeschwertes Leben führen.“
Hinter der Suche nach optimalen Kühen steht längst eine Wissenschaft. Eine, die sich in einer App spiegelt, die Christian Abel auf dem Smartphone bedienen kann, das er aus der Tasche seiner Arbeitshose zieht. Mit dem Finger wischt er über eine Liste von Namen, die die rund 140 Milchkühe und all die Kälbchen auf seinem Betrieb tragen. „Hier ist das Genprofil eines jeden Tieres hinterlegt“, sagt Abel.
Tiefgefrorene Proben
Über Datenbanken können Landwirte, die ja zugleich Züchter sind, Einfluss auf die Population nehmen. „Wenn ich beispielsweise eine Kuh mit schlechten Füßen habe, dann kann ich weltweit nach Sperma eines Bullen suchen, der dieses Problem eben nicht hat“, gibt Heiner Born ein Beispiel dafür, wie Zucht in einem modernen Betrieb funktioniert. Die Proben werden dann in Stickstoff tiefgefroren geliefert und die Tiere auf den heimischen Höfen künstlich damit befruchtet. „Es kann also durchaus sein, dass eine Breckerfelder Kuh so mit einem Bullen aus Kanada ein gemeinsames Kalb hat“, sagt Born.
Von sogenannter Anpaarungsberatung ist da in der Fachsprache die Rede. Zuchtberater stehen den Landwirten zur Seite. „Gendefekte werden auf diese Art und Weise ausgemerzt“, sagt Christian Abel, „das hat auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun.“
Die Suche nach Miss Breckerfeld
Wie erfolgreich diese Herangehensweise mittlerweile ist, soll sich auch zeigen, wenn - wie Born sagt - „wir quasi die Miss Breckerfeld“ suchen. „Eine Kreistierschau hat eine lange Tradition“, sagt da auch Rainer Hahn, Geschäftsführer der Tierzüchtervereinigung. „Auf Kreisebene haben wir versucht, mindestens alle vier Jahre eine Tierschau zu veranstalten.“
Dann kam Corona. Und sechs Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen. „Wir versuchen eigentlich immer, uns an bestehende Veranstaltungen dranzuhängen“, sagt Heiner Born, „alleine bewegen wir vermutlich nicht genug Menschen. Aber in Kombination mit dem Stadtfest glaube ich, dass das eine gute Ergänzung ist.“
Rund 100 Tiere sollen kommen
Eine, zu der insgesamt rund 100 Tiere kommen sollen und die auf dem großen Platz stattfindet, auf dem bei der Jakobuskirmes das Festzelt steht. Vorgeführt werden die Kühe (und eventuell auch Pferde) dann auf dem Marktplatz.