Hagen-Haspe. Angesichts des enormen Kostendrucks trennt die Evangelische Kirchengemeinde in Haspe sich von zwei Kitas. Für beide gibt es aber eine Zukunft.

Die Ära der Kindergärten unter Regie der Evangelischen Kirchengemeinde Hagen-Haspe neigt sich zunehmend dem Ende entgegen. Nachdem in der Vergangenheit bereits die Standorte Hasperbach (Voerder Straße) und auf dem Spielbrink auf- beziehungsweise abgegeben wurden, plant die Gemeinde jetzt auch ihr Engagement an den Standorten in Westerbauer (Enneper Straße) und Kückelhausen (Bebelstraße) zu beenden. Für die beiden Kita-Einrichtungen „Baumhaus“ und „Schatzkiste“ zeichnet sich jedoch ab, dass ein Investor sich der maroden Immobilien annehmen und zugleich die Stadt Hagen die Trägerschaft übernehmen möchte. Damit würde lediglich noch die „Kita Sonnenschein“ im Herzen von Haspe an der Waldecker Straße von der Kirchengemeinde fortgeführt.

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„Wir können einfach den jährlichen Trägeranteil von insgesamt 286.000 Euro nicht mehr schultern“, machen Pfarrer Jürgen Schäfer und seine Kollegin Sandra Thönniges, zugleich Vorsitzende des Presbyteriums, das Dilemma deutlich: „Allein die Personalkosten sind im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent gestiegen, während die Kirchensteuereinnahmen weiter gesunken sind.“ Hinzu kommt, dass an beiden Kita-Gebäuden ein Sanierungsstau von insgesamt deutlich jenseits der Million-Schwelle besteht, der die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde absolut sprengt.

Investor aus Wuppertal übernimmt

Für die „Kita Baumhaus“ in Westerbauer ist inzwischen jedoch eine Zukunftslösung ausverhandelt, die die Existenz des Standortes nicht bloß sichert, sondern das Angebot von bislang zwei auf künftig sogar fünf Gruppen erweitert. So wird die „KiTaKompass GmbH“ aus Wuppertal als Investor im Rahmen des Erbbaurechts den Standort einschließlich des angrenzenden Gemeindehauses übernehmen. In dem imposanten, stadtbildprägenden Altbau, der bis zuletzt auch als Gotteshaus diente, wird nach einem entsprechenden Umbau zunächst eine dreigruppige Kindertageseinrichtung entstehen. Parallel dazu wird die davor gelagerte Kita zwar noch weiterbetrieben, es kann in diesem Sommer jedoch keine Neuaufnahmen mehr geben.

Pfarrer Jürgen Schäfer und seine Kollegin Sandra Thönniges sind erleichtert, dass nach zahlreichen Verhandlungen jetzt eine akzeptable Lösung gefunden wurde.
Pfarrer Jürgen Schäfer und seine Kollegin Sandra Thönniges sind erleichtert, dass nach zahlreichen Verhandlungen jetzt eine akzeptable Lösung gefunden wurde. © WP | Michael Kleinrensing

2025 steht dann das endgültige Aus an dem Standort bevor. Die verbleibenden 24 Kinder können, wenn die Eltern denn den Betreuungsvertrag fortsetzen möchten, gemeinsam mit den verbleibenden Erzieherinnen in die Waldecker Straße umziehen, wo die früher schon einmal viergruppig geführte Kita dann eine eigene „Baumhaus“-Gruppe erhält. Einen nahtlosen Übergang in die neugestalteten Räume im Gemeindehaus an der Enneper Straße wird es nicht geben können, weil die Stadt Hagen als künftiger Träger nicht den Eindruck eines nahtlosen Betriebsübergangs entstehen lassen möchte.

Wir sind sehr stolz auf diese Lösung.
Sandra Thönniges - Pfarrerin

Der Investor wird im Anschluss auch den Kita-Komplex, der nicht nur aufgrund der Schäden durch die Jahrhundertflut dringend modernisiert werden muss, durchsanieren, sodass die Stadt Hagen in Westerbauer ab dem Jahr 2026 sogar über eine fünfgruppige Einrichtung verfügen kann. „Wir sind sehr stolz auf diese Lösung“, betonen Thönniges und Schäfer unisono und bedauern zugleich, dass damit die Trägervielfalt in Haspe weiter abnimmt. Zudem sind sie erleichtert, dass das Gemeindehaus, in dem zuletzt noch ukrainische Flüchtlinge gelebt haben, und somit das gesamte Kirchengelände wieder für einen gemeinnützigen Zweck zur Verfügung stehen.

Das Familienzentrum an der Bebelstraße in Kückelhausen soll ebenfalls unter der Regie der Stadt Hagen weitergeführt werden. 
Das Familienzentrum an der Bebelstraße in Kückelhausen soll ebenfalls unter der Regie der Stadt Hagen weitergeführt werden.  © WP | Michael Kleinrensing

Lösung für die Bebelstraße

Eine ähnliche Lösung zeichnet sich für die Kindertagesstätte in der Bebelstraße ab, die zugleich in Kückelhausen die Rolle eines Familienzentrums und einer Sprach-Kita übernimmt. „Hier könnte nach unseren Vorstellungen der gleiche Käufer Grund und Gebäude zum 31. Juli übernehmen“, hofft Schäfer für die dreigruppige Einrichtung auf eine schnelle Lösung, spätestens jedoch zum Sommer kommenden Jahres. Auch hier würde die Stadt, so auch der Wunsch des Investors, in die Träger-Rolle schlüpfen, sodass auch die berufliche Zukunft der Mitarbeitenden gesichert wäre. In der Bebelstraße müsste der neue Besitzer sich vorzugsweise um die Flachdachkonstruktion kümmern, die schon seit Jahren undicht ist. Hier soll für etwa 200.000 Euro eine komplett neue bauliche Lösung umgesetzt werden.

Für die Evangelische Kirchengemeinde in Haspe bedeutet diese Entwicklung, dass sie sich aus der Kita-Thematik nahezu vollständig zurückzieht. „Das tut uns schon besonders weh, denn wir sind uns natürlich darüber im Klaren, dass wir hier am besten an die Familien herantreten können und dies ein ganz wichtiges Feld für die Gemeindearbeit ist“, unterstreicht Sandra Thönniges. Zugleich hat sie zusammen mit Pfarrer Jürgen Schäfer gar keine Illusionen: „Langfristig zeichnet sich für die Kita Sonnenschein an der Waldecker Straße das gleiche Kostenproblem ab.“ Wann genau, weiß heute noch niemand.