Hagen-Haspe. Mit der Schließung von Kindertagesstätten geht die evangelische Kirche ans Eingemachte, befürchtet Kommentator Martin Weiske.
Es sind gleich mehrere Generationen an Hasper Kindern, die natürlich heute oft schon im Erwachsenenalter unterwegs sind, die in einer ihrer wichtigsten Sozialisationsphasen die evangelischen Kindergärten am Spielbrink, in Hasperbach, Westerbauer und Kückelhausen besucht und dort glücklich-prägende Zeiten verlebt haben.
Dabei dürfen Kitas in Hagen keineswegs als Schon-immer-da-Anhängsel einer Gemeinde betrachtet werden. Denn will eine Gemeinde eine lebendige Gemeinschaft sein, muss sie versuchen, mehr junge Familien zu mobilisieren. Genau hier bietet der Kindergarten viele Ansatzpunkte.
Kitas sind Orte der Gemeinschaft
Denn das Wirken der kirchlich getragenen Kindertageseinrichtungen geht deutlich weiter als die Vermittlung von Liedern, Geschichten sowie grundlegenden religiösen Konzepten und Werten. Kitas können ein Ort sein, an dem Gemeinschaft aufgebaut und gepflegt wird. Eltern, Kinder und Erziehende kommen regelmäßig zusammen und können sich in einem unterstützenden Umfeld austauschen. Dies kann für die Kirchengemeinde eine Gelegenheit sein, Beziehungen zu Familien aufzubauen und zu stärken. Eine Funktion, die angesichts des permanent schwindenden Kirchenzuspruchs selten so wichtig war wie heute.
Dennoch bleibt festzuhalten: Steigende Energiepreise und kostspielige Lohnrunden drücken angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen so enorm, dass die Gemeinden den geforderten Eigenanteil von 10,3 Prozent nicht mehr stemmen können. Eine angekündigte Neufassung des Kita-Gesetzes (KiBiZ) soll da Linderung schaffen, allerdings wird diese Finanzierung frühestens 2026 greifen. Eine Zeitspanne, die viele Gemeinden finanziell kaum mehr überbrücken können, zumal die Kassen ja schon heute leer sind.
Aufgabe der Nachwuchsarbeit schmerzt
Die Krise der konfessionellen Kitas droht somit zunehmend zu einem Brandbeschleuniger für die ohnehin schon strauchelnden Kirchengemeinden zu werden. Die sind alle gerade dabei, sich und ihre Schwerpunkte neu zu definieren. Dazu gehört auch festzulegen, von welchen Aufgaben man sich künftig trennen muss.
Hier ausgerechnet die Nachwuchs- und Familienarbeit aufgeben zu müssen, dürfte besonders schmerzen. Zumal die konfessionell getragenen Kindertagesstätten zugleich auch immer ein Schmelztiegel der Religionen sind und das Verständnis füreinander verbessern. In einer Stadt wie Hagen mit einer überdurchschnittlichen Migrantenquote kein zu unterschätzender Aspekt.