Lennetal. Im Frühling kehren schützenswerte Vögel zum Nisten an die Lenne zurück - doch Grillen und Zelten am Ufer bereitet Tierschützern Sorge:

Mit dem Frühling kehren auch Zugvögel zurück aus ihren Winterquartieren zurück - und sollen beim Nisten im Auenvorland der Lenne geschützt werden. Um die Brutstätten des streng geschützten Flussregenpfeifer nicht zu gefährden, weist die untere Naturschutzbehörde in einer Mitteilung auf die von April bis Anfang September geltenden Verbote rund um den Fluss hin.

Grillen verboten

Im Bereich von Lenne-Inseln, Kiesbänken und bei entsprechend ausgeschilderten Flächen sind demnach insbesondere das Betreten der Bereiche, freilaufende Hunde außerhalb der Wege, Lärm, Partys, Zelten, Grillen und Lagerfeuer verboten. Verstöße gegen diese Verbote würden ordnungsbehördlich verfolgt. „Die renaturierte Lenne soll dem Wohl von Mensch und Natur dienen sowie gleichzeitig Erholung und Lebensraum bieten.“

Schilder am neuen Radweg weisen auf die geschützte Tierwelt im unteren Lennetal hin. Der Freizeitverkehr bedroht diese Tierwelt, fürchten Naturschützer
Schilder am neuen Radweg weisen auf die geschützte Tierwelt im unteren Lennetal hin. Der Freizeitverkehr bedroht diese Tierwelt, fürchten Naturschützer © WP | Michael Kleinrensing

Schilder weisen entlang der renaturierten Gewässers im Lennetal auf die geschützten Tierarten hin. Dass die Hinweise ihren Zweck erfüllen, daran hat Vogelkundler Andreas Welzel so seine Zeifel. „Die Stadt hat sich zwar bemüht und Schilder aufgestellt, aber ich glaube nicht an diese Schilder“, sagt er. Auch wenn sich der Großteil der Besucher ordentlich verhält: Er befürchtet, dass die kommende warme Jahreszeit wieder reichlich Freizeitgäste anlockt, die sich viel zu nah am Lenneufer und bis auf die Inseln im Gewässer bewegen - und damit auch die Nester von schützenswerten Vogelarten gefährden oder zerstören. „Im Grunde werden Vögel dort vernichtet“, sagt Welzel, „wenn Leute auf den Inseln campieren, mit ihrem Hunden am Ufer laufen und Stöcke in den Fluss werfen.“ Dazu der viele Müll, der hinterlassen wird. „Man kann nur auf schlechtes Wetter hoffen, das wäre gut für den Flussregenpfeifer.“

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Direkter Zugang zur Lenne

Tenor: Einerseits hat die Lenne-Renaturierung mit den neu aufgeschütteten Inseln, Schotterflächen, Kiesbänken und Steilufern einen idealen Lebensraum für schützenswerte Tiere geschaffen. Andererseits wird dieses Schutzgebiet aber durch den Freizeitverkehr wieder zerstört. „Schon bei der Baumaßnahme hätte man das Areal so anlegen müssen, dass Menschen nicht direkt an die Lenne kommen können“, blickt er besonders auf den ersten Bauabschnitt im untere Lennetal, wo die Renaturierung des Gewässers samt neuem Radweg bereits auf mehreren Kilometern abgeschlossen ist.

Im unteren Lennetal wurde der Fluss aufgeweitet und der Uferbereich aufgebrochen. Enstanden ist ein reich strukturiertes Gewässerbett und ein natürliches Auenvorland.
Im unteren Lennetal wurde der Fluss aufgeweitet und der Uferbereich aufgebrochen. Enstanden ist ein reich strukturiertes Gewässerbett und ein natürliches Auenvorland. © WP | Michael Kleinrensing

Sorge um den Naturschutz an der Lenne sind aus dem Naturschutzbeirat häufiger zu hören. „Das Problem ist, dass man den Freizeitverkehr nicht komplett unterbinden, gleichzeitig aber die Tierwelt schützen möchte“, sagt Antje Selter, Vorsitzende des Beirates. Man wolle hier die Zusammenarbeit mit der Unteren Natuschutzbehörde verstärken. „Es muss etwas getan werden“, sagt Selter, „Wenn wir schon ein so teures Ökoprojekt in Hagen haben, dann sollten wir darauf achten, dass es nicht direkt wieder kaputt gemacht wird.“

Brutzeit ab April

Zurück zum Flussregenpfeifer: Ab dem Frühjahr ist der Zugvogel in Hagen zu beobachten. Die Brutzeit des Vogels dauert von Mitte April bis August. Er kommt ursprünglich auf natürlichen Kiesbänken von großen Flüssen vor, beispielsweise an der renaturierten Lenne. Jedoch ist der zarte und gerade 15 Zentimeter kleine Vogel ist sehr gut getarnt und nur für das geschulte Auge mit dem Fernglas zu entdecken, erläutert die Stadt Hagen. „Das in einer Mulde angelegte Nest sowie die Eier sind so gut an den Untergrund wie Kies oder Sand angepasst, dass sie schnell übersehen werden. Dennoch fallen viele Gelege natürlichen Feinden wie Greifvögeln oder Mardern zum Opfer oder werden durch Hochwasser zerstört.“ Umso wichtiger sei es, dass der Mensch nicht auch zum Feind wird.

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