Hagen. Die beiden Talbrücken A45-Brücken Kattenohl und Brunsbecke sind zur Dauerbaustelle geworden. Nun muss sogar die Bauplanung überarbeitet werden.
Die Autobahn GmbH setzt die Bauarbeiten an den beiden Talbrücken Kattenohl und Brunsbecke, die von Hagen aus ins Sauerland bzw. vom Sauerland nach Hagen führen, fort. Wann die Bauwerke jedoch endlich fertiggestellt sind, dazu wagt die Behörde keine Prognose. Die komplizierte Beschaffenheit des Erdreichs unterhalb der beiden hohen Brücken bereitet den Ingenieuren große Probleme. Dass das steile Gelände anspruchsvoll für einen solchen Bau sein würde, war klar. Dass sich aber die Bodenverhältnisse zu einem solchen Problem entwickeln würden, war nicht abzusehen.
Zudem werden beide Brücken in unterschiedlicher Bauweise erneuert. Bei der Kattenohl-Brücke (die erste Brücke in Fahrtrichtung Sauerland) ruhen beide Fahrbahnen auf jeweils eigenen Pfeilern, so dass eine Hälfte nach der anderen abgerissen und erneuert werden kann, während der Verkehr über die andere Seite geführt wird. Die erste Hälfte ist bereits abgerissen, seitdem läuft der Verkehr über das noch stehende Bauwerk.
Großer Bohrer treibt Löcher in den Boden
Derzeit werden sogenannte Bohrpfahlwände erstellt, um den steilen Hang für den Bau der Widerlager und Pfeiler abzufangen, teilte die Autobahn GmbH mit. Die Bohrpfähle für diese Stützwände haben eine Länge von bis zu 14 Metern und werden im Hang rückverankert. Für die Erstellung der Bohrpfahlwände ist ein großes Bohrgerät im Einsatz.
Erst wenn die Brücke fertiggestellt ist, wenden sich die Straßenbauer der Talbrücke Brunsbecke zu. Diese wurde kürzlich mit einem Unterfahrgerüst ausgestattet, um bei anstehenden Prüfungen und Sanierungsarbeiten nicht in den Verkehr eingreifen zu müssen. Die Prüfer können dieses Gerüst besteigen und die Stahlkonstruktion aus nächster Nähe begutachten. Um die Brücke bis zu einem Neubau nutzen zu können, wird sie verstärkt. Diese Arbeiten laufen derzeit.
Später wird dort mit der gleichen Technik wie bei der Lennetalbrücke verfahren. Auf Hilfspfeilern wird eine neue Brückenhälfte neben der alten Brücke gebaut; diese Hälfte wird später an den zweiten Teil, der nach dem Rückbau der alten Brücke entsteht, herangeschoben.
Neues Vergabeverfahren sorgt für erhebliche Verzögerung
Für die Neuausschreibung der Brücke ist jedoch auch eine Überplanung des Entwurfs notwendig. Auch das hat wiederum mit den schwierigen Bodenverhältnissen zu tun, die erhebliche Änderungen im Bauablauf notwendig machten. Diese machte ein neues Vergabeverfahren notwendig. Das 2018 geschaffene Baurecht hat zwar weiterhin Bestand, doch musste der Neubau erneut ausgeschrieben werden und der Bauwerksentwurf auf Grundlage des erweiterten Bodengutachtens übererbaitet werden. Gleichzeitig flössen aktuelle technische Erkenntnisse in die Entwurfsüberarbeitung ein, so die Autobahn GmbH.
Im Jahr 2023 sei ein ungenehmigter Schwertransport mit mehreren Fahrzeugen und einem Gewicht von bis zu 90 Tonnen über die Brücke gefahren. Eine anschließende Sonderprüfung habe ergeben, dass glücklicherweise durch diese enorme Belastung keine Schäden entstanden seien. Die Brücke sei keineswegs einsturzgefährdet, eine Vollsperrung kein Thema, betonte eine Sprecherin der Autobahn GmbH.
Baubeginn liegt schon fünf Jahre zurück
Die Talbrücke Kattenohl (Baujahr 1966) hat eine Länge von 207,5 Metern, ihr höchster Punkt befindet sich 38 Meter über Grund. Die Talbrücke Brunsbecke (Baujahr 1968) ist 540 Meter lang und 66 Meter hoch.
Bereits 2019 war im Beisein des damaligen NRW-Verkehrsministers und heutigen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst Spatenstich für den Neubau der beiden Autobahnbrücken. Zweieinhalb Jahre sollten die Arbeiten dauern. Doch getan hat sich seitdem nicht viel. Und es gibt auch keine Prognose, wann die neuen Brücken endlich vollendet sein werden. Möglicherweise wird ihr Neubau sich noch wesentlich länger hinziehen als bei der Lennetal- oder der berüchtigten Rahmedetalbrücke im benachbarten Lüdenscheid.