Boele. Auf Collato, Schröder und Käsgen folgen im Boeler Ortskern gleich vier neue Ladenbetreiber. Was in die Geschäfte reinkommt - ein Überblick.

Die Ecke Hospitalstraße/Kirchstraße war zuletzt meistens mit Zeilen über Abschiede und Enden verbunden. Der Bäckermeister Dieter Käsgen hatte hier eine seiner sechs Filialen für immer geschlossen und auch die Backstube im alten Boeler Stadtbad dichtgemacht, womit das historische Gebäude ungenutzt ist. Das Reisebüro Schröder hatte die Kirchstraße verlassen und mit ihm Michael Schröder, der hier in vierter Generation Handel betrieb. Er hat in Hohenlimburg wiedereröffnet. Nicht zuletzt schloss Franco Colatto, einer der bekanntesten Eisverkäufer der Stadt, für immer das traditionsreiche Eiscafé an der Kirchstraße. Nun aber kehrt neben dem angestammten Geschäften mit großer Geschwindigkeit neues Leben in die Nebenvene des Boeler Einzelhandelszentrums zurück. Gleich vier neue Läden eröffnen demnächst.

Das ehemalige Reisebüro Schröder in Boele (es ist umgezogen nach Hohenlimburg). Hier zieht ein Friseur ein. Für den linken Teil des Gebäudes steht der Vermieter noch in Verhandlungen.
Das ehemalige Reisebüro Schröder in Boele (es ist umgezogen nach Hohenlimburg). Hier zieht ein Friseur ein. Für den linken Teil des Gebäudes steht der Vermieter noch in Verhandlungen. © WP | Michael Kleinrensing

In die alte Käsgen-Filiale gegenüber der Fleischerei Schnettler wird Schießsport Appelbaum ziehen. Noch ist das Unternehmen in der Straße Große Brenne im Lennetal beheimatet. Das Unternehmen wurde 2001 gegründet und ist nach eigenen Angaben bis heute stetig gewachsen. 2013 übernahm man das Unternehmen Pulverfass und erweiterte das Portfolio um den Handel mit Treibladungspulver- und Schwarzpulver. Schon 2014 sei der Online-Shop mit damals 60.000 Artikeln einer der größten des Schießsporthandels in Deutschland gewesen. Erweitert wurde er 2015 um Munition und Waffen. Zum Sortiment gehören heute aber auch Outdoormode, Hundeartikel oder Ferngläser. Seit 2019 sitzt man an der Großen Brenne im Lennetal und will nun nach Boele umziehen. Allerdings braucht es dafür eine Nutzungsänderung vor Ort, an der die Stadt und das Unternehmen gemeinsam arbeiten.

Das ehemalige Eiscafé Collato wird aktuell umgebaut. Hier eröffnet bald das italienische Café „Shoko“.
Das ehemalige Eiscafé Collato wird aktuell umgebaut. Hier eröffnet bald das italienische Café „Shoko“. © WP | Michael Kleinrensing

Wenige Meter die Straße hinab eröffnet in einem Teil des Gebäudes, in dem zuvor das Reisebüro Schröder saß, voraussichtlich Mitte März der Friseursalon Ewa. Die neuen Inhaber stehen fast vor Fertigstellung, zuletzt wurden neue Fenster eingesetzt. Der neue Besitzer des Eckhauses versucht unterdessen, auch die freie Fläche links daneben zeitnah neu zu besetzen. Im Gespräch sind ein Dienstleistungsunternehmen und ein Gastronomiebetrieb, der keine Kneipe ist. Die gibt es in der Kirchstraße selbst mit den Boeler Stuben (wo auch gegessen werden kann) und mit dem Gasthaus Abrahams am Boeler Kirchplatz. Friseure gibt es im Boeler Ortskern übrigens auch bereits vier Stück. Zu den angestammten Geschäften an Hospital- und Kirchstraße gehören ansonsten „Hessen Paul“, die „Kaffeemaschinerie“ und die Fleischerei Schnettler.

Unklar bleibt noch, was aus dem alten Boeler Stadtbad wird. Hier war bis 2022 die Backstube von Dieter Käsgen beheimatet.
Unklar bleibt noch, was aus dem alten Boeler Stadtbad wird. Hier war bis 2022 die Backstube von Dieter Käsgen beheimatet. © WP | Michael Kleinrensing

Bleibt die alte Colatto-Eisdiele, in der ebenfalls auf Hochtouren gebaut und gewerkelt wird. Und zwar nach den Vorstellungen von Daniele Formaro. Der junge Mann wagt sich hier an einen Traum. Und zwar an den vom eigenen Café. Dieses hier wird ein italienisches Café, das den Namen „Shoko“ tragen wird. Ein Eröffnungsdatum steht noch nicht fest. Im Inneren ist der Neu- und Ausbau aber weit vorangeschritten. Nichts erinnert mehr an das alte Eiscafé der Colattos.

In der Baulücke neben der Goethe-Schule in Boele soll das Projekt „Mehrhaus“ entstehen. 
In der Baulücke neben der Goethe-Schule in Boele soll das Projekt „Mehrhaus“ entstehen.  © Hagen | Mike Fiebig

Wie es mit dem alten Boeler Stadtbad weitergeht, bleibt unklar. Auch, ob Dieter Käsgen, der es 2010 kaufte und im Rahmen strenger Denkmalschutzbestimmungen zu einer Backstube ausbaute, noch der Besitzer ist oder nicht. Er ist für diese Zeitung nicht erreichbar. Hartnäckig hält sich in Boele das Gerücht, eine Dönerfleisch-Produktion solle dort unterkommen. Verifizierbar ist das bislang nicht. In der Parallelstraße, an der Kirchstraße, befindet sich aktuell das Unternehmen PASD in der Vermarktung für sein sogenanntes Mehrhaus-Projekt, das hier entstehen soll. 14 Wohneinheiten, komplett autark und nicht abhängig vom Strom- und Gasnetz. Geothermie (im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärmeenergie) soll das Haus versorgen. Das Projekt kostet fast sieben Millionen Euro.