Hagen. Das in Hagen-Boele überaus beliebte Eiscafé Collato schließt demnächst. Chef Franco Collato nennt die Gründe und spricht über seine Zukunft.
Das war’s dann … „Ich stehe seit 40 Jahren hinter der Eistheke, aber irgendwann muss Schluss sein“, sagt Franco Collato und sein Blick schweift durch sein „Reich“, durch das Eiscafé Collato in Hagen-Boele.
Demnächst ist Schluss
Mit irgendwann spielt der quirlige Mann mit italienischen Wurzeln jedoch nicht auf eine Zeit in weiter Ferne an, sondern auf Anfang Oktober. „Vor den Herbstferien schließe ich den Betrieb. In den Ferien sind eh viele Schüler nicht da, und wenn dann das Wetter auch noch mies ist, dann ist in Boele tote Hose.“
Kein familiärer Nachfolger in Sicht
Über den Grund seiner Geschäftsaufgabe macht Franco Collato kein Geheimnis: „Es ist kein familiärer Nachfolger in Sicht. Unsere Töchter Laura und Sophie gehen ihrer eigenen Wege und möchten den Betrieb nicht übernehmen. Und das akzeptiere ich auch.“
Kein Kunde stolpert durch Zufall ins Café
Wobei für eingefleischte Collato-Eis-Liebhaber noch ein Funke Hoffnung besteht: „Ich versuche über Internet-Plattformen doch noch einen Nachfolger zu finden, aber es ist schwierig. Das Eiscafé liegt hier in Boele etwas versteckt, da stolpert kein Kunde durch Zufall rein. Wobei die Lage für einen Eissalon nicht schlecht ist. Der Kindergarten ist gleich gegenüber, und zwei Grundschulen sowie die Kirche sind in der Nähe.“
Franco Collato fährt fort: „Ein Nachfolger bräuchte nur den Schlüssel zum Eiscafé umdrehen und könnte anfangen. Ich würde sämtliches Mobiliar und alle Maschinen im Laden lassen. Und unsere alten Familienrezepte würde ich auch weitergeben.“
Mietvertrag gekündigt
Aber nach jetzigem Stand ist Collato in der Kirchstraße 15a im Oktober tatsächlich Geschichte, „ich habe den Mietvertrag, der jeweils bis zum Jahresende läuft, zum 31. Dezember gekündigt“.
Wenn das Eiscafé Collato von der Bildfläche verschwindet, geht in Boele zweifelsohne eine Ära zu Ende. „Mein Vater Gianfranco und mein Onkel Cesare haben den Betrieb 1960 in Vorhalle gegründet“, blickt Franco Collato zurück.
Ja, sein Vater. . . „Er kam 1955 als junger Mann auf einer Vespa nach Deutschland. Nach Hagen, weil hier seine Schwester lebte“, erzählt Franco Collata.
Seit 1970 in Boele
Als Gastarbeiter hat Gianfranco eine Zeit lang bei Varta gearbeitet und nebenbei im Eiscafe´ Debona am Bahnhof gejobbt. „Und dann haben sich mein Vater und sein Bruder 1960 einen Traum erfüllt, sie haben sich selbstständig gemacht und eine Eisdiele in der Reichsbahnstraße in Vorhalle eröffnet. 1970 folgte dann der Umzug in die Kirchstraße in Boele.“
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten schrieb der Betrieb Collato schwarze Zahlen, „zeitweise hatten wir fünf Betriebe und sechs Eiswagen, die durch die Wohnviertel fuhren“, erinnert sich Franco Collato. Der 61-Jährige fährt fort: „Aber irgendwann waren die sehr guten Jahre vorbei, und wir haben uns gesund geschrumpft.“
An seine Kindheit und Jugend denkt Franco Collato gern zurück: „Ich bin im Eiscafé groß geworden, habe schon als Kind im Salon mitgeholfen.“ Nach seinem Abi am Internat Eringerfeld bei Paderborn studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Uni Bochum, „doch nach sechs Semestern entschloss ich mich, voll in den elterlichen Betrieb einzusteigen“. Seit dem Jahr 2000 ist Franco Collato „Chef im Ring“.
Saison läuft von Mitte Februar bis Ende Oktober
Der 61-Jährige liebt auch nach all den Jahren noch seinen Job und alles, was dazu gehört. „In der Saison – sie läuft von Mitte Februar bis Ende Oktober – stelle ich jeden Tag Eis selbst her.“
Vanille ist und bleibt der Renner
In seinem 100 Quadratmeter großen Laden mit Lager gibt’s neben der Eismaschine auch Kühlschränke, eine stattliche Eistheke sowie Tische und Stühle. „Vanille ist und bleibt der Renner“, sagt Franco Collato, Schoko- und Nusseis seien bei seinen Kunden an nicht ganz so warmen Tagen beliebt, bei Hitze seien Erdbeer- und Zitroneneis die Favoriten. Eine Kugel Eis kostet bei Collato 1,30 Euro, „mehr würden die Kunden hier in Boele vermutlich auch nicht zahlen“.
Das Problem einer jeden Eisdiele: Die Konkurrenz ist heute größer denn je, „im Supermarkt, im Kiosk, an der Tankstelle – überall kann man mittlerweile Eis kaufen. Hinzu kommt, dass es in fast jedem Privathaushalt heute eine Tiefkühltruhe, in der Speiseeis aufbewahrt werden kann, gibt.“
Basilikum- und Chili-Eis kommen bei Boeler Kunden nicht an
Aber zurück den Eissorten: „Vor einiger Zeit hab‘ ich auch mal Exoten angeboten, beispielsweise Basilikum- und Chili-Eis, aber das kam bei meinen Kunden nicht an.“ Bei Fruchteis würden mittlerweile Wassermelone und Mango gut laufen, „und bei Kindern natürlich Schlumfpeis“. Wenn der 61-Jährige, der fünf Mitarbeiter beschäftigt, fachsimpelt und von damals und heute erzählt, ist er in seinem Element. Dass das Energiebündel bald die Hände in den Schoß legen will, ist kaum vorstellbar.
Ganz ohne Arbeit geht es nicht
Franco Collato schüttelt lächelnd den Kopf: „Nun ja, ich hab‘ am Boeler Ring ja auch noch eine SB-Waschanlage, und die betreibe ich auch künftig weiter. So ganz ohne Arbeit geht es dann eben doch nicht.“
Im Eiscafé Collato finden 40 Gäste an zehn Tischen Platz. Auf der Terrasse gibt es sieben Tische mit ca. 24 Plätzen.