Hagen. Die Belegung der Hagener Turnhallen mit Flüchtlingen ist für Betroffene und Sportler keine gute Lösung. Container sollen Abhilfe schaffen.

Die Unterbringung weiterer Geflüchteter bleibt nicht bloß das vordringliche Thema des Hagener Krisenstabes, sondern der gesamten Stadtverwaltung. Ordnungsdezernent André Erpenbach machte in der jüngsten Ratssitzung erneut deutlich, dass die Schaffung eines Containerdorfes in Hohenlimburg auf dem Parkplatz des Kirchenbergstadions etwa 100 Personen – vorzugsweise Frauen mit Kindern – eine Bleibe bieten solle. Die Anlage werde dabei völlig autark funktionieren, einschließlich der Kochgelegenheiten und der sanitären Anlagen.

Damit kann es gelingen, die Turnhalle in der Kapellenstraße (Boelerheide) wieder freizubekommen, die zurzeit noch mit Flüchtlingen belegt ist. Diese Umgebung ist nicht bloß für die betroffenen Menschen belastend, sondern beeinträchtigt sowohl den Schul- als auch den Vereinssport erheblich. Ziel bleibt es, dass diese Halle spätestens nach der Sommerpause wieder für ihre ursprünglichen Zwecke zur Verfügung steht.

Zweiter Containerstandort

Die wiederum vorzugsweise von Männern belegte Karl-Adam-Halle in Vorhalle soll ebenfalls nach den Sommerferien wieder als Sportstätte zur Verfügung stehen. Hier versucht die Stadt Hagen zurzeit einen zweiten Containerstandort ausfindig zu machen, hat diesen aber noch nicht abschließend ausgeguckt und bewertet. Favoriten sind zwei Flächen rund um den Sportpark am Ischeland: Zum einen gilt das ehemalige Areal des Reitervereins an der Humpertstraße als Potenzialfläche, zum anderen käme eventuell ein noch mit einer Altlastenproblematik behafteter Sportplatz innerhalb des Sportparks infrage.

Der Parkplatz des Kirchenbergstadions in Hohenlimburg bietet in den Augen der Verwaltung ausreichend Platz, um hier ein Container-Dorf für Geflüchtete entstehen zu lassen.
Der Parkplatz des Kirchenbergstadions in Hohenlimburg bietet in den Augen der Verwaltung ausreichend Platz, um hier ein Container-Dorf für Geflüchtete entstehen zu lassen. © WP | Michael Kleinrensing

Ob das alles in dem angedachten Zeitfenster gelingen kann, hängt ganz wesentlich von der zügigen Beschaffung der erforderlichen Containeranlagen ab. Hier, so haben Vorab-Abfragen des Krisenstabes ergeben, müssen Lieferfristen zwischen zwei und acht Monaten kalkuliert werden, zumal zurzeit viele andere Kommunen ebenfalls nach ähnlichen provisorischen Unterkünften suchen.

Das Hagener Rathaus hat bislang noch keine Bestellungen auf den Weg gebracht. Hier, so Stadtsprecher Michael Kaub, soll zunächst noch die Sitzung der Bezirksvertretung Hohenlimburg am 29. Februar abgewartet werden. Bis zum Start des neuen Schuljahres sind es dann noch 174 Tage.

Parallel dazu muss sich die Stadt auch um jene Menschen kümmern, die zur Jahresmitte die Berchumer Immobilie der Evangelischen Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (ESW) räumen müssen, weil dort eine Nachfolgenutzung ansteht. Hier soll bis Ende Juni ein vollständiger Umzug in eine geplante Beherbergungsimmobilie an der Hochstraße gelingen, die von einem Investor für eine entsprechende Zwischennutzung bereitgestellt wird.

500 Menschen in Ex-Baumarkt

Einen ganz wesentlichen Faktor bei der Unterbringung von Geflüchteten wird die geplante Landesunterkunft in dem einstigen Max-Bahr-Baumarkt an der Eckeseyer Straße spielen. Diese wird von der Stadt Hagen in den nächsten Wochen und Monaten mit einem deutlich wertigerem Möbelstandard (Betten, Schränke, etc.) als bislang in den Turnhallen hergerichtet. Dazu sollen auch Messebauunternehmen herangezogen werden, um zumindest eine halbwegs würdige Unterkunftsatmosphäre anbieten zu können.

Insgesamt, so die jetzige Planung, können auf einer Gesamtfläche von 11.000 Quadratmetern etwa 500 Menschen untergebracht werden. Ergänzt wird das Angebot, das die Stadt dem Land in Rechnung stellt, durch Sanitär-Container, die wiederum Düsseldorf beisteuert. Als Nutzungszeitraum sind zunächst einmal zwei Jahre angedacht.

Ordnungsdezernent André Erpenbach versucht gemeinsam mit Sozialdezernentin Martina Soddemann so schnell wie möglich die Hagener Turnhallen wieder für den Sportbetrieb freizubekommen.
Ordnungsdezernent André Erpenbach versucht gemeinsam mit Sozialdezernentin Martina Soddemann so schnell wie möglich die Hagener Turnhallen wieder für den Sportbetrieb freizubekommen. © Hagen | Michael Kleinrensing

Erpenbach betonte erneut, dass diese Plätze für Geflüchtete dann auf die Hagener Aufnahmequote angerechnet würden, die die Stadt zurzeit zu etwa 90 Prozent erfüllt. Doch allein das Vorhalten dieser Plätze schafft den notwendigen Spielraum, um die städtischen Turnhallen nicht gleich wieder belegen zu müssen, so die vorläufigen Hochrechnungen der Verwaltung.

Der Hagener Rat gab dem städtischen Krisenstab für sein Wirken noch einmal einhellig die politische Rückendeckung. Ziel müsse es sein, dass zum Start des Schuljahres 2024/25 am 21. August die heute noch belegten Turnhallen komplett zur Verfügung stehen. Dabei war Sprechern aller Fraktionen klar, dass mit wieder ansteigenden Flüchtlingszahlen während der wärmeren Monate dies letztlich kaum zu garantieren sei. Zudem sprach SPD-Fraktionschef Claus Rudel der Politik aus der Seele, indem er feststellte: „Die Unterbringung in Turnhallen ist zwar eine mögliche Lösung, aber mit Blick auf die Würde der Menschen die denkbar schlechteste aller Varianten.“