Hagen. In Hagen fehlt es an Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge. Ab Mitte November sollen drei Sporthallen belegt werden:
Die Entscheidung ist gefallen: Aufgrund des anhaltenden Zuzugs und der hohen Zahl an Zuweisungen von Flüchtlingen muss die Stadt Hagen nun wieder Sporthallen als Notunterkünfte herrichten. „Aktuell kommen etwa 20 bis 30 Personen pro Woche zu uns. Wir rechnen allein bis Mitte November mit mindestens 103 neuen Geflüchteten – und auch danach wird der Zuzug nicht abreißen“, erklärt Sozialdezernentin Martina Soddemann. In Hagen seien derweil die Unterbringungsmöglichkeiten erschöpft.
Der Krisenstab hat daher die Entscheidung getroffen, dass die Karl-Adam-Halle bereits ab Montag, 13. November, wieder als Notunterkunft hergerichtet werden soll. Ab dem 20. November sollen dort dann Flüchtlinge einziehen.
In der Halle, die nach einem Legionellen-Problem erst seit rund einer Woche wieder für Vereins- und Schulsport geöffnet ist, stehen rund 150 Plätze zur Verfügung. „Wir reden hier nicht von einer Umnutzung bis Weihnachten oder Karneval, sondern einer langfristigen Nutzung als Notunterkunft“, betont Dr. André Erpenbach, der den Krisenstab der Stadt leitet.
Weit mehr als 4000 Geflüchtete in der Stadt
Als Hintergrund für die gestiegene Zahl an Zuweisungen nennt die Stadt vor allem die überfüllten Landeseinrichtungen. „Die Einrichtungen sind voll, auch dort gibt es keinen Puffer mehr, was dazu führt, dass mehr Menschen auf die Städte und Kommunen umverteilt werden müssen“, erklärt Martina Soddemann. In Hagen leben derzeit 2500 zugewiesene Flüchtlinge sowie rund 1900 Ukrainerinnen und Ukrainer.
Man habe lange versucht, eine Belegung der Sporthallen zu umgehen: „Wir haben wirklich alles in Bewegung gesetzt, um weiteren Wohnraum anzumieten. Erschwerend hinzu kommt der relativ kurze zeitliche Vorlauf bei den Zuweisungsbescheiden.“ Das ehemalige Journalistenzentrum Haus Busch sowie die Jugendbildungsstätte in Berchum seien bereits an den Kapazitätsgrenzen. „Wir mussten also mit Blick auf die bevorstehenden Wochen und Monate kurzfristig eine Entscheidung treffen. Aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit haben wir uns dann zunächst für die Karl-Adam-Halle entschieden“, so Soddemann weiter.
Zwei weitere Hallen sollen zu Notunterkünften werden
Sollten die rund 150 Plätze dort erschöpft sein, lässt der Krisenstab die große Turnhalle an der Kapellenstraße in Boelerheide(rd. 150 Plätze) herrichten. Sollte dann auch dort der Platz knapp werden, will der Krisenstab weitere Unterbringungsmöglichkeiten in der Sporthalle Halden an der Berchumer Straße schaffen (150 Plätze).
Die Hallen, die zum Teil schon 2022 für Menschen aus der Ukraine genutzt wurden, seien bereits geprüft und ertüchtigt worden. Ab wann die beiden weiteren Hallen in Boelerheide und Halden belegt werden müssen, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. „Da man allein in NRW absehbar mit 2500 bis 3000 Geflüchteten rechnet, die auf die Städte verteilt werden, gehen wir davon aus, dass sie irgendwann belegt werden müssen“, so Martina Soddemann.
Stadt möchte neuen Wohnraum anmieten
Die Nutzer der Hallen würden jetzt über die Entwicklungen informiert. „Das ist natürlich ein Schlag ins Kontor, aber es ließ sich nicht anders darstellen“, sagt Karsten-Thilo Raab, Leiter des Servicezentrums Sport. Für den Sport versuche man Ausweichmöglichkeiten für die betroffenen Vereine und Schulen zu finden (siehe Lokalsport); schwierig werde es dann, wenn auch die beiden weiteren Hallen belegt würden. Mit Blick auf Veranstaltungen versuche man nun, diese womöglich zu verlegen.
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Die Stadt Hagen sei derweil weiterhin bemüht, zusätzlichen Wohnraum anzumieten, um die Menschen aus den Einrichtungen schnellstmöglich anderweitig unterbringen zu können. Dabei hoffen die Mitarbeiter aus dem Rathaus auch auf Unterstützung. Mietangebote seien unter integration@stadt-hagen.de willkommen. „Wir prüfen die Angebote zeitnah“, versichert Natalia Keller, Leiterin des Fachbereichs Integration. „Über alle Phasen hinweg hat es bislang eine große Bereitschaft gegeben, zu unterstützen“, so die Fachbereichsleiterin. Die Wohnungen müssten dann zunächst eingerichtet und bezugsfertig gemacht werden, bevor die Menschen einziehen können