Hagen. Die Zahl der Flüchtlinge in Hagen steigt weiter rapide. Die Halle in Boelerheide muss daher nun auch gesperrt werden. Die Hintergründe:
Die hohe Zahl an Geflüchteten, die das Land Nordrhein-Westfalen weiterhin der Stadt Hagen zuweist, führt dazu, dass der Krisenstab der Stadt zusätzlich zur bereits belegten Karl-Adam-Halle nun auch die Sporthalle Boelerheide ab Donnerstag, 7. Dezember, als Notunterkunft vorbereiten lassen muss.
In beiden Hallen stehen jeweils 150 Plätze zur Verfügung. „Die Karl-Adam-Halle ist mittlerweile gut zur Hälfte ausgelastet. Für Dezember hat das Land bislang 65 weitere Zuweisungen angekündigt, diese Menschen können voraussichtlich alle noch in Vorhalle untergebracht werden. Dann ist die Karl-Adam-Halle jedoch voll ausgelastet“, sagt Michael Kaub. Zumal die Zuweisungszahlen auch noch steigen können.
Das führe dazu, dass man parallel schon die zweite Sportstätte für den Einzug von Geflüchteten vorbereiten müsse. Aktuell, so Michael Kaub, stammten die zugewiesenen Menschen überwiegend aus Syrien und der Türkei (mit größerem Abstand folgen Menschen aus der Ukraine, Afghanistan und Irak).
Dritte Notunterkunft wäre in Halden
Sollte der Platz auch in Boelerheide nicht mehr reichen, was bei anhaltend hohen Zuweisungszahlen relativ schnell der Fall sein könnte, müsste auch die Sporthalle in Halden an der Berchumer Straße belegt werden.
Mehrere Schulen von Schließung betroffen
Von der Belegung in Boelerheide sind die Heinrich-Heine-Realschule, die Overbergschule, die Fritz-Reuter-Schule, die Hermann-Löns-Schule und die Hauptschule Boelerheide sowie bei den Vereinen SG TuRa Halden, SG Boelerheide, TSV 1860 Hagen, Al Seddiq, der TSV Vorhalle und SV Boele-Kabel betroffen.
„Das Servicezentrum Sport der Stadt Hagen (SZS) kann den betroffenen Schulen keine Ersatzzeiten in anderen Hallen stellen, sodass die Schließung weitreichende Folgen für den Sportunterricht der Schulen haben wird“, teilt die Stadt dazu am Donnerstagmorgen mit.
Massive Einschränkungen für den Vereinssport
Bereits die Schließung der Karl-Adam-Halle als erste Notunterkunft sei für den Schul- und Vereinssport weitreichende Folgen. Die Freiherr-vom-Stein-Schule konnte zwar den Sportunterricht in die benachbarte Turnhalle der Hauptschule Vorhalle verlegen, muss dort aber mit deutlich weniger Platz auskommen.
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Ebenso schwierig gestalte sich die Situation für den Vereinssport. „Dank der Solidarität unter den Hagener Vereinen (unter anderem TSV Hagen 1860, TSV Kabel und TSV Berge Westerbauer) und der Eigeninitiative des TSV Vorhalle als Hauptnutzer ist es dem SZS gelungen, für alle Sportgruppen Ersatzangebote zu schaffen. Allerdings können einige Angebote nur im reduzierten Umfang stattfinden“, so die Stadt mit Blick auf die Lage.
Schließung in Boelerheide: Stadt muss Vereinen Nutzungszeiten entziehen
Die Schließung der Sporthalle Boelerheide führt im Vereinssport dazu, dass das SZS gezwungen ist, einzelnen Vereinen Nutzungszeiten zu entziehen, um zumindest den laufenden Spiel- und Meisterschaftsbetrieb in den Ballsportarten weiter gewähren zu können, da auch im Vereinssport die Auslastung der Hallen bereits an ihre Grenzen stößt.
„Das SZS appelliert daher weiterhin an alle Hagener Sportvereine, die betroffenen Vereine zu unterstützen. Zumal zurzeit noch nicht abzusehen ist, wie lange die Sportstätten als Notunterkünfte genutzt werden müssen.“
In Gesprächen mit der Redaktion hatten die Vertreter aus dem Rathaus bereits angedeutet, dass es sich bei der Umnutzung als Notunterkunft nicht um eine kurzfristige Lösung nur bis zum Frühjahr handele. Vielmehr müsse man damit rechnen, dass die Hallen für den Sportbetrieb langfristig wegfallen werden. „Vereine, die Trainingszeiten zusammenlegen oder abgeben können, wenden sich bitte per E-Mail an servicezentrumsport@stadt-hagen.de“, appellieren die Verantwortlichen im Rathaus.
Stadt sucht weiter nach Mietwohnungen
Bereits seit dem Sommer habe der Fachbereich Integration alles versucht, um Notunterkünfte zu vermeiden. „So wurden inzwischen über 440 durch die Stadt Hagen angemietete Wohnungen belegt, ebenso die Plätze im ehemaligen Journalistenzentrum Haus Busch im Lennetal und in der ehemaligen Bildungsstätte des ESW in Berchum. Aktuell hat die Stadt Hagen 2.500 Personen untergebracht, hinzukommen rund 1.900 kriegsbedingt geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer“, heißt es dazu in der Mitteilung. Erschwert werde die Planung zusätzlich durch den geringen zeitlichen Vorlauf bei den Zuweisungsbescheiden von 14 Tagen.
Die Stadt Hagen ist weiterhin bemüht, zusätzlichen Wohnraum zur Unterbringung von Geflüchteten anzumieten. Mietangebote (kleine und große Wohnungen, jedoch keine einzelnen Zimmer) sind willkommen unter: integration@stadt-hagen.de