Hagen. Der Chef des Hagener Stadtsportbundes fordert von der Stadt, Turnhallen nicht mehr als Flüchtlingsunterkünfte zu nutzen. Was der OB dazu sagt.

Der Neujahrsempfang des Hagener Sports bereitet verdienten Sportlerinnen und Sportlern eine Bühne, um ihr Engagement mit Urkunden und warmen Worten zu würdigen. Der Ton: höflich, ja geradezu liebevoll. Aber der Neujahrsempfang wäre nicht der Neujahrsempfang, wenn in den Begrüßungsreden nicht auch politische Schärfe durchblitzen würde. Auch in diesem Jahr, bei der 25. Auflage, bekam die Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Erik O. Schulz eine Schelte vom Stadtsportbund (SSB). „Die aktuelle Belegung der Sporthallen mit Geflüchteten kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Die Lokalpolitik sucht händeringend nach alternativen Lösungen“, sagte der SSB-Vorsitzende Reinhard Flormann. „Der Hagener Sport braucht und fordert schnellstens ein Umdenken in der Verwaltung.“

Sport kämpft sich durch Krisen

Der Vereinssport habe im zurückliegenden Jahr in vielfältiger Weise bewiesen, dass er Krisen bewältigen kann. Flormann skizzierte die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen: „Der Ukrainekrieg und seine Folgen sowie die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten haben auch den Vereinssport belastet. Ehrenamtliche Mitarbeiter, Übungsleiter und Mitglieder haben sich leider oft zahlreich zurückgezogen. Die Einschränkungen und Probleme im Rahmen der aktuellen Energiekrise stellen uns weiterhin vor große Herausforderungen. Zudem haben die drei Pandemie-Jahre die Vereinsarbeit doch deutlich beeinträchtigt.“

SSB-Chef Reinhard Flormann hält beim Neujahrsempfang eine Begrüßungsrede (Archiv).
SSB-Chef Reinhard Flormann hält beim Neujahrsempfang eine Begrüßungsrede (Archiv). © WP | Michael Kleinrensing

Für diese Probleme kann die Stadt Hagen nichts, anders sieht der Stadtsportbund dies aber bei der Umfunktionierung der Karl-Adam-Halle sowie der Sporthalle Boelerheide zu Flüchtlingsunterkünften. Sportvereine können diese Hallen zurzeit nicht für Training und Spielbetrieb nutzen – ein Schicksal, das noch mehr Vereinen droht, weil die Stadt erwägt, weitere Turnhallen in Flüchtlingsunterkünfte zu verwandeln. „Bei allem Respekt vor verschiedenen Meinungen: Die Formulierung, die Verwaltung müsse ein neues Denken entwickeln, ist nicht korrekt“, sagte Oberbürgermeister Schulz. „Wir haben dieses Denken, aber schlussendlich keine andere Wahl.“

Noch bevor der nächste Flüchtlingsstrom die Stadt im November 2023 erreichte und Hallen zu Herbergen wurden, habe die Stadt knapp 400 Wohnungen angemietet. Geflüchtete in Turnhallen einzuquartieren, habe man nicht aus Bequemlichkeit getan, „sondern aufgrund der schieren Menge an Menschen, die zu uns kamen. Wir haben alle möglichen Alternativen in Erwägung gezogen. Wir arbeiten weiter mit Hochdruck daran, eine Lösung zu finden“, so Schulz. Zurzeit zieht die Lokalpolitik ein leerstehendes Bürogebäude in der Lütkenheider Straße in Boele in Betracht.

Finanzielle Herausforderungen

Überdies machte Reinhard Flormann deutlich, dass der Hagener Sport mit finanziellen Herausforderungen auf Landesebene konfrontiert wird: Die schwarz-grüne Landesregierung hat mit empfindlichen Kürzungen im Sportetat des nächsten Jahres NRW-weit Verbände und Vereine gegen sich aufgebracht. Dem Haushaltsentwurf zufolge soll das Förderprogramm „Moderne Sportstätten“ nicht neu aufgelegt werden. Millionenschwere Offensiven für Bewegung, Übungsleiter und Schwimmen fallen weg.

Zudem sind bei anderen Haushaltspositionen pauschale Kürzungen von acht Prozent vorgesehen. „Über 3,6 Millionen Euro wurden in den letzten Jahren in Projekte für Hagener Sportvereine investiert, aber das wird es in den kommenden Jahren ganz sicher nicht geben“, konstatierte Flormann. Gerade vor diesem Hintergrund dürfe das im Hagener Haushalt klaffende Loch kein Argument für den Stadtkämmerer sein, den Hebel der höheren Sportstätten-Nutzungsgebühr anzusetzen. Flormann: „Die meisten Sportvereine in Hagen sind finanziell knapp aufgestellt. Jede weitere Kostensteigerung gefährdet ihre Existenz.“