Hagen-Mitte. Es tut sich was mit Blick auf den seit Herbst geschlossenen Kaufhof in Hagen. Auch das Gebäude an sich wird sich verändern. Die Hintergründe.
Im Gespräch mit der Stadtredaktion Hagen nimmt Oberbürgermeister Erik O. Schulz Bezug auf die Sporthallen-Debatte in der Stadt, die Entwicklungen am Hengsteysee und den großen öffentlichen Aufschrei zu einer Roteiche am See. Wie das Stadtoberhaupt über die Themen Straßenbahn und sein Ende im Amt, denkt, lesen Sie hier.
Beim Blick in die Innenstadt geht es vorzugsweise um Begriffe wie Leerstand, Modernisierungsstau und Mangel an Aufenthaltsqualität. Parallel wird vor dem Hintergrund des Klimawandels diskutiert, in der City neue Baumgruppen und mehr Grün zu etablieren. Welche Priorität haben diese Themen für Sie?
Die mittelfristige Herausforderung bleibt – unabhängig von der aktuellen 1,2-Millionen-Euro-Förderung – was wir im Rahmen des InSEK tatsächlich neu machen können. Ich habe nicht den starken Fokus Einzelner, das Pflaster zu erneuern und damit zu glauben, alle Probleme seien gelöst. Die Zeiten mit den zugekleisterten Kaltasphaltflächen sind ja vorbei, da ist bereits eine Menge mit kleineren Maßnahmen passiert. Es bleibt natürlich der 80er-Jahre-Charme, den ich persönlich gar nicht so schlimm finde. Die Innenstadt hat allerdings viel größere Herausforderungen: Wie wollen wir künftig Funktionsbereiche aufteilen, wenn Menschen anders einkaufen? Da macht es keinen Sinn, beim Blick in die Vergangenheit eine romantisch verklärte Perspektive einzunehmen. Wir brauchen hier ein paar grundsätzliche Überlegungen, die uns natürlich nicht davon abhalten dürfen, kurzfristig ein paar Verschönerungsmaßnahmen vorzunehmen, für Stadtmobiliar zu sorgen und Aufenthaltsqualität meinetwegen auch in Form von weiteren Bäumen vorzunehmen. Wenn ich auf den Bahnhofsvorplatz blicke, stelle ich durchaus fest, dass dieser sehr betonlastig ist. Wir dürfen nicht nur Klimaanpassungskonzepte für 20 Jahren machen, sondern müssen auch den einen oder anderen Baum und Busch schon heute in die Innenstadt bringen. Wobei ich unsere Innenstadt mit dem Volkspark schon heute durchaus attraktiv finde. Und dass Stadtwald so nah an die Stadt heranrücken darf, ist für unser Stadtklima auch nicht schlecht. Das ist ein echtes Pfund.
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Eine Schlüssel-Immobilie in der Hagener City ist sicherlich der leerstehende Kaufhof. Vordergründig ist es um das Umgestaltungsprojekt sehr still geworden, aber was tut sich hinter den Kulissen?
Beim Thema Kaufhof kann ich von wirklich guten Gesprächen berichten. Der Investor ist ein sehr nachhaltig agierendes Unternehmen, das an dieser Stelle wieder einen städtebaulichen Anziehungspunkt schaffen möchte. Geplant ist eine gemischte Nutzung, die ich im Detail auch noch nicht kenne: Aber es gibt eine ganz konkrete Planung für das Erdgeschoss mit einer Mischung aus attraktivem Einzelhandel und Gastronomie. Darüber ist eine Büronutzung angedacht. Auch die Kubatur des Gebäudes, so zeigen erste Anmutungen, wird sich zugunsten einer attraktiveren Gestaltung verändern. Die Fassade soll ebenfalls ein wirklicher Hingucker werden. Ich gehe zurzeit davon aus, dass das endgültige Konzept noch in diesem Jahr der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Wir unterstützen den Investor, wo wir können, damit hier wieder ein Objekt entsteht, das auch eine gewisse Sogwirkung entwickelt.
Was macht Sie für die übrige Fußgängerzone optimistisch?
Wir brauchen für weitere Impulse in der Innenstadt natürlich die Hausbesitzer. Diese müssen sich dringend überlegen, ob ihre Mieterwartungen tatsächlich noch in die Zeit passen. Hier kann das Projekt des Unternehmervereins sehr hilfreich sein: Hier wird versucht, die Immobilien-Eigener einzubinden und diesen zu erklären, wie Städte sich verändern, sie also zum Umdenken anzuregen. Nur so kann mittelfristig ein Straßenzug wie die Mittelstraße attraktiver werden. Zugleich müssen wir Ideen für andere Nutzungen finden. Natürlich birgt das reichlich Potenzial für Konflikte, wenn wir irgendwann feststellen, dass die Innenstadt kleiner werden muss. Es gibt schließlich immer weniger Menschen, die hier wohnen, und immer weniger Menschen, die im stationären Einzelhandel kaufen. Früher reichte die Einkaufsmeile von „Plaza“ bis zu „B&U“ – das wird nicht wiederkommen.
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Alle glauben zu wissen, was nicht geht, aber was führt die Hagener Mitte denn nun konkret in eine bessere Zukunft?
Wir brauchen Inspiration von außen, denn keiner hat heute das Patentrezept für eine Innenstadt der Zukunft. Ich freue mich über jeden Unternehmer, der sich für diese Innenstadt engagiert. Keiner wird diese Stadt allein retten, sondern wir werden gemeinsam Ideen sammeln und uns Beispiele aus anderen Orten anschauen müssen, wo neue Entwicklungen angestoßen wurden. Wahrscheinlich werden wir am Ende zur Kenntnis nehmen müssen, dass andere Funktionen wie Wohnen, Aufenthaltsqualität und Gastro in der Innenstadt künftig eine größere Rolle spielen werden als der reine Einzelhandel. Und natürlich kann dazu auch eine weitere Begrünung, die natürlich immer eine besondere Atmosphäre schafft, gehören. Vielleicht haben wir zuletzt auch zu lange auf Urbanität und zu wenig auf Ökologie geachtet.