Hagen. Millionenschwere Pläne hegt ein Investor für die Galeria-Kaufhof-Dependance. Doch der taumelnde Waren-Riese durchkreuzt die Pläne.
Ende dieses Jahres, so die ursprüngliche Planung, sollte das Kaufhof-Karree in Hagen mit einer zeitgemäßen Gestaltung glänzen. Oberbürgermeister Erik O. Schulz und Baudezernent Henning Keune versprachen sich von dem Millionen-Projekt eine „enorme städtebauliche Aufwertung“ im Herzen der Fußgängerzone. Sichtbar passiert ist freilich bis heute rein gar nichts. Und angesichts der ungewissen wirtschaftlichen Zukunft des Warenhausbetreibers Galeria Karstadt Kaufhof steht das Millionenprojekt zurzeit offenkundig komplett in den Sternen.
Der zuletzt sehr schweigsame Besitzer der Immobilie, die Lenz & Saas Immobilienanlagen GmbH (Koblenz), präsentierte im Herbst 2020 ein Modernisierungskonzept, das für die Fassade des seit den 50er-Jahren an dem Standort ansässigen Warenhauses nicht bloß eine helle, von Glaselementen dominierte, abgerundete Glasfront vorsah, sondern parallel an der Hochstraße (Parkhaus/Anlieferung) auch noch ein attraktives innerstädtisches Wohnangebot. Auslöser dieser Investitionsinitiative war seinerzeit der Mitte 2022 auslaufende Mietvertrag mit dem Kaufhof.
Attraktivierung der City
„Unser Ziel ist es, damit nicht bloß eine Mietvertragsverlängerung für die nächsten 10 bis 15 Jahre zu erwirken, sondern zugleich auf die gravierenden Umwälzungen im Handel und die erheblichen Verdrängungseffekte zu reagieren“, erläuterte seinerzeit Geschäftsführer Bernd Saas seinen Vorstoß: „Wir müssen Wege finden, die Städte attraktiver zu machen.“ Konkret verbarg sich dahinter die Idee, den Online-Handel künftig in das Gebäude zu integrieren. Dabei sollte die bestehende Fläche von 14.500 auf 11.000 Quadratmeter reduziert werden, wovon vorzugsweise die Bereiche für Lager, Personal und Büros betroffen gewesen wären.
Parallel dazu sollte entlang der Hochstraße ein Wohnobjekt entstehen, wo zurzeit noch die charmebefreite Optik der Anlieferzone sowie Parkhauszufahrten das Bild dominieren. „Diese Immobilie wird die Hochstraße nicht bloß aufwerten, sondern durch den Einsatz wertiger Materialien im südländischen Stil zugleich Lebensqualität vermitteln“, stellte Saas ein ambitioniertes Neubauprojekt, das auch noch in den Innenbereich des Karrees hineinragte, den politischen Entscheidern in Aussicht.
Mehr Stellplätze
Die Laderampe sollte deutlich verkleinert und darüber hinaus auf der Erdgeschossebene sowie in zwei Tiefgaragengeschossen Parkraum für 120 Autos (bislang 83) geschaffen werden. In den Geschossen darüber sollten neben einer Tages- und Kurzzeitpflege nach jetzigem Stand der Planung 76 Service-Wohnungen (50 bis 70 qm) entstehen, die mit reichlich begrünten Terrassen das Wohnen in der Innenstadt attraktiv machen. Für diese Investition, so bestätigt die Fachverwaltung, wurde im Hagener Rathaus zumindest schon einmal ein Bauantrag gestellt und auch die Genehmigung erteilt.
Doch um das eigentliche Galeria-Kaufhof-Filet-Objekt an der Fußgängerzone ist es derweil sehr still geworden. Denn Galeria mit seinen 17.400 Beschäftigten befindet sich zurzeit bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren in einem Schutzschirmverfahren nach dem Insolvenzrecht. Dabei steht das Szenario im Raum, dass von den bundesweit 131 Filialen bis zu 90 geschlossen werden müssen. Erst im März, so verlautete am Mittwoch aus dem Aufsichtsrat, solle eine Liste präsentiert werden, welche Häuser von dieser drastischen Maßnahme betroffen sein werden. Ein Konzern-Umbau, der natürlich auch Hagen treffen könnte. „Das Ziel aller Maßnahmen muss es sein, unter veränderten Bedingungen eine aus sich heraus lebensfähige Struktur zu schaffen“, äußerte sich zuletzt Arndt Geiwitz, der als Generalbevollmächtigter und als Sanierungsexperte das Galeria-Management bei der strategischen Wende unterstützt und maximal 70 Häuser für Überlebensfähig hält.
Dazu gehört auch ein neues Steuerungsmodell. So wird in Branchenkreisen berichtet, dass die verbleibenden Filialen künftig dezentral geführt werden und dort auch die Entscheidungshoheit über die jeweiligen Sortimente liegen solle. Obendrein meldete sich zuletzt der ehemalige Sinn/Leffers-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Göbel als einer von aktuell fünf Bietern zu Wort. Der Dortmunder Unternehmer und heutige Geschäftsführer der Modekette „Aachener“ bekundete zuletzt sein Interesse an mehreren Galeria-Filialen.
Bernd Saas, Geschäftsführer der gleichnamigen Koblenzer Immobilienanlagen-Gesellschaft, wollte sich trotz mehrfacher schriftlicher und telefonischer Anfragen der Stadtredaktion aktuell nicht zum Fortgang des Hagener Investitionsprojektes äußern.