Hohenlimburg. Seit einigen Jahren bietet die Geologin Antje Selter öffentliche Führungen durch den Steinbruch in Oege an. Doch es fehlt an Personal:
Die öffentlichen Touren von Antje Selter durch den Oeger Steinbruch stehen vor dem Aus. In diesem Jahr wird die Eventagentur „Geotouring“ der Hagenerin noch Exkursionen für Kinder und Erwachsene durch den steinigen Fels-Trichter anbieten, doch für das Jahr 2025 werden aktuell keine Anfragen mehr angenommen. Es fehlt an Personal.
Kinderführungen beliebt
Vor 15 Jahren hat die Geologin Antje Selter mit zwei Mitstreitern die Eventagentur „Geotouring“ gegründet und führt seitdem Gruppen von Erwachsenen und Kindern von Frühling bis Herbst durch den Kalksteinbruch. In den erfolgreichsten Zeiten vor der Pandemie gab es sieben Mitarbeiter bei Geotouring und bis zu 1500 Teilnehmer pro Jahr. Bis heute sei die Nachfrage nach den mehrstündigen Touren hoch, berichtet Selter. Für Februar und März 2024 sind alle Führungen bereit ausgebucht.
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Teilnehmer kämen nicht selten aus mehreren hundert Kilometern Entfernung, teils auch aus Holland oder Belgien. Darüber hinaus seien besonders die angebotenen Kindergeburtstagsfeiern im Steinbruch „der Renner.“ Dabei gehen die Kinder auf die Suche nach Fossilien und Mineralien. Steine sammeln und mit nach Hause nehmen - das kommt an: Für dieses Jahr sind nur noch wenige Termine im Spätsommer und Herbst für Kindergeburtstage im Steinbruch buchbar.
Weniger Personal
Um die weiter hohe Nachfrage zu bedienen, steht seit der Pandemie allerdings weniger Personal zur Verfügung. Trotz 17 Euro Stundenlohn fehlt es an Interessenten, die ihre Freizeit an den Wochenenden investieren, um Gruppen durch den Steinbruch zu führen. Aktuell hat Antje Selter nur eine Mitarbeiterin für die Saison 2024. Weniger Mitarbeiter bedeutet weniger Führungen, bedeutet weniger Einnahmen, um die hohen Nebenkosten zu decken, die Geotouring unter anderem wegen der nötigen Versicherung für die Steinbruch-Exkursionen hat. Es falle ihr schwer, mit den Touren aufzuhören, sagt die 59-Jährige. Doch auch aus gesundheitlichen Gründen müsse sie künftig ihre eigenen Touren reduzieren.
Neue Mitarbeiter gesucht
Besonders für die Kinderführungen suche sie neue Kräfte. Wer als Mitarbeiter bei Geotouring anfangen will, der brauche nicht zwangsläufig ein abgeschlossenes Studium der Geowissenschaften. „Hintergrundwissen über Geologie sollte aber vorhanden sein.“ Dazu die nötige Erfahrung als Gruppenführer, denn im Steinbruch gelten hohe Sicherheitsauflagen: Nicht zu nah an die Steinwände gehen, Helme tragen, die Gruppe zusammenhalten, das Wetter im Auge behalten. Ein aufziehendes Gewitter kann zur Gefahr werden, wenn plötzlich Blitze über dem riesigen Abbruchgelände zucken. „Bei Starkregen und Gewitter breche ich die Führung sofort ab“, berichtet Selter. Einen ernsthaften Zwischenfall habe sie in all den Jahren glücklicherweise noch nicht erlebt.
Hohe Sicherheitsauflagen
Die Frage nach der Sicherheit ist ein Grund, warum öffentliche Führungen durch private Steinbrüche kein gängiges Angebot sind. „Solche Führungen sind rar“, weiß Bettina Dölling, Geologin beim Geologischen Dienst, der geowissenschaftlichen Einrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen. Selbst als Geologischer Dienst bekomme man nicht immer Zutritt in die Steinbrüche, beziehungsweise müsse strenge Auflagen erfüllen. Es brauche einerseits die Menschen vor Ort mit Hintergrundwissen und der nötigen Zeit sowie andererseits die Bereitschaft der Steinbruchbetreiber, das eigene Gelände für Führungen zu öffnen.
Vertrauen zu Betreibern
„Ich bin froh, dass ich dieses Vertrauensverhältnis mit den Betreibern des Steinbruchs in Oege habe“, sagt Antje Selter über die Hohenlimburger Kalkwerke. Bezahlt werde sie für ihre Geotouring-Events von den Kalkwerken nicht. „Es ist eine Win-Win-Situation. Wenn ich mit geordneten Führungen in den Steinbruch gehe, dann schreckt das wilde Sammler dort ab.“